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Biden bezeichnet Netanjahus Vorgehen im Gazastreifen als Fehler

10.04.2024
um 08:32 Uhr

Washington (Reuters) - US-Präsident Joe Biden hat dem israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu vorgeworfen mit dem Krieg im Gazastreifen einen Fehler zu begehen.

"Ich denke, das was er tut, ist ein Fehler. Ich bin mit seinem Vorgehen nicht einverstanden", sagte Biden in einem am Dienstag veröffentlichten Interview mit dem amerikanisch-spanischen Sender Univision. Biden rief Israel erneut dazu auf, einer Feuerpause zuzustimmen. In den nächsten sechs, acht Wochen sollte Israel jeglichen Lieferungen von Nahrungsmitteln und Medizinprodukten zustimmen.

Auf internationalen Druck hin hat Israel am Montag damit begonnen, mehr Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen zu lassen. Eigenen Angaben zufolge wurden am Dienstag 468 Lastwagen mit Hilfsgütern in den Gazastreifen gelassen. Das ist die höchste Anzahl seit Beginn des Krieges. Am Montag waren es 419 Lkw. Laut Rotes Kreuz und Vereinte Nationen waren es jedoch weit weniger. Aufgrund von israelischen Bestimmungen seien zahlreiche Fahrzeuge nur halb beladen, teilten die UN mit.

VORBEREITUNGEN FÜR OFFENSIVE IN RAFAH

Vergangene Woche hatte Israel nach scharfer Kritik insbesondere des Verbündeten USA zugesagt, mehr Hilfe in das Küstengebiet zu lassen. Unmittelbar nach einem Telefonat von Biden mit Netanjahu beschloss das Sicherheitskabinett am späten Donnerstagabend, drei Versorgungswege zu öffnen. Am Freitag teilte das Militär mit, es würden zwei Offiziere entlassen und weitere hochrangige Kommandeure formell gerügt. Auch eine strafrechtliche Ermittlung werde geprüft.

Obwohl die USA ein Verbündeter Israels sind, hat Biden den vor sechs Monaten ausgebrochenen Krieg im Gazastreifen bereits des Öfteren kritisiert. Israels Vergeltungsschläge auf den Angriff der radikal-islamischen Hamas am 7. Oktober seien willkürlich und unverhältnismäßig. Bei dem Überraschungsangriff auf den Süden Israels wurden nach israelischen Angaben 1200 Menschen getötet und rund 250 als Geiseln in den Gazastreifen verschleppt. Im Zuge der israelischen Gegenoffensive wurden große Teile des Küstengebietes zerstört. Mehr als die Hälfte der rund 2,3 Millionen Einwohner leben inzwischen im Raum Rafah im Süden in Zelten und haben kaum Nahrung oder medizinische Versorgung. Nach Angaben der Gesundheitsbehörde im Gazastreifen wurden seit Beginn der israelischen Angriffe mehr als 33.300 Palästinenserinnen und Palästinenser getötet. Die UN haben die Angaben als realistisch eingestuft.

Für den Rafah bereitet Israel eine Offensive vor. Netanjahu hat eigenen Aussagen zufolge ein Datum dafür festgelegt. Laut Medienberichten hat das israelische Militär 40.000 Zelte für je zwölf Personen gekauft. Das Militär hat angekündigt, vor einem Angriff auf die Stadt im Süden des Gazastreifens die etwa eine Million dort lebenden Zivilisten in Sicherheit zu bringen. Sie sollen zu sogenannten humanitären Inseln im zentralen Teil des Küstengebiets gebracht werden. Die USA und andere Staaten raten von der Offensive ab.

(Bericht von Kanishka Singh, geschrieben von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)