(Reuters) - Gut eine Woche nach dem Beschuss des iranischen Botschaftsgeländes in Damaskus drohen der Iran und Israel einander mit Angriffen.
"Das böse Regime hat einen Fehler gemacht und muss bestraft werden, und das wird es auch", sagte der Oberste Führer des Irans, Ajatollah Ali Chamenei, am Mittwoch in einer Rede zum Ende des muslimischen Fastenmonats Ramadan. Wenig später drohte Israel seinerseits mit einem Angriff auf den Iran, sollte das Land von seinem Boden aus israelisches Gebiet attackieren. Am 1. April war das iranische Konsulat in der syrischen Hauptstadt mutmaßlich von israelischen Kampfflugzeugen aus der Luft angegriffen worden. Der Iran unterstützt seit langem die radikale Palästinenser-Organisation Hamas im Gazastreifen und die Hisbollah-Miliz im Libanon, mit denen Israel im Konflikt liegt.
"Wenn sie das Konsulat angreifen, ist es, als ob sie unser Land angegriffen hätten", sagte Chamenei, das geistliche Oberhaupt des Irans, in seiner Rede. Der israelische Außenminister Israel Katz äußerte sich kurz darauf. "Wenn der Iran von seinem eigenen Territorium aus angreift, wird Israel reagieren und im Iran angreifen", erklärte Katz auf der Plattform X. Bereits am Wochenende hatte der israelische Verteidigungsminister Joaw Gallant gesagt, sein Land sei für alle Entwicklungen im Umgang mit dem Iran gerüstet.
Bei dem Angriff in Damaskus kamen nach iranischen Angaben sieben Menschen ums Leben. Darunter waren auch ranghohe Offiziere der Revolutionsgarden. Die auch Pasdaran genannten Garden sind überaus mächtig. Sie haben enormen Einfluss in der Wirtschaft des Irans und sind seine Elitetruppe neben dem Militär. Mit ihrer Al-Kuds-Brigade unterhalten die Revolutionsgarden eine spezielle Eliteeinheit für Auslandseinsätze.
Israel hat sich zwar nicht zu dem Angriff auf das iranische Botschaftsgelände in Damaskus bekannt. Allerdings hat die israelische Führung ganz allgemein erklärt, sie gehe gegen den Iran vor. So hat das israelische Militär wiederholt Ziele etwa in Syrien angegriffen, die in Verbindung mit dem Iran stehen.
Der Iran führt die sogenannte Achse des Widerstandes an, dem die Hisbollah, die Hamas und die Huthi-Rebellen im Jemen sowie Gruppen im Irak und in Syrien angehören. Die Huthi haben sich solidarisch mit der Hamas erklärt. Sie greifen seit Beginn des Krieges im Gazastreifen von einem halben Jahr immer wieder Schiffe im Roten Meer und im angrenzenden Golf von Aden an, die nach ihrer Lesart in Verbindung mit Israel stehen. Die im Libanon mächtige und vom Iran unterstützte Hisbollah-Miliz liefert sich praktisch täglich Scharmützel mit dem israelischen Militär über die Grenze hinweg.
Das israelische Militär seinerseits greift zunehmend Stellungen der Hisbollah an, die weiter entfernt von der gemeinsamen Grenze liegen. Fachleute befürchten, dass diese Gemengelage zu einer Eskalation in der gesamten Region des Nahen Ostens führen könnte.
(Bericht von Clarence Fernandez, Andrew Heavens und Sabine Ehrhardt; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte)