Berlin (Reuters) - Weniger Unternehmen in Deutschland sind auf Vorprodukte aus China angewiesen.
37 Prozent seien von Lieferungen des größten deutschen Handelspartners abhängig, wie das Münchner Ifo-Institut am Donnerstag zu seiner Umfrage mitteilte. Im Februar 2022, unmittelbar vor Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine, waren es noch 46 Prozent. "Gleichzeitig sehen wir, dass weniger Unternehmen ihre Importe aus China zukünftig verringern wollen", sagte die Leiterin des Ifo-Zentrums für Außenwirtschaft, Lisandra Flach. Vor zwei Jahren plante dies noch fast jede zweite Industriefirma, in der aktuellen Umfrage sank dieser Anteil auf 38 Prozent.
Die Bundesregierung hält die heimische Wirtschaft dazu an, nicht alles auf die Karte China zu setzen, sondern Investitionen breiter zu streuen. Derisking wird diese Strategie auch genannt. Hintergrund ist die Gefahr eines Taiwan-Krieges, der Sanktionen gegen China ähnlich denen gegen Russland infolge der Ukraine-Invasion nach sich ziehen und Lieferketten sprengen könnte.
Besonders häufig gaben Hersteller von Datenverarbeitungsgeräten (65 Prozent), elektrischen Ausrüstungen (60 Prozent) und Unternehmen der Autoindustrie (59 Prozent) an, auf wichtige Vorprodukte aus der Volksrepublik angewiesen zu sein. "Im Vergleich zur Umfrage von 2022 ist in fast allen Industriebranchen der Anteil der Unternehmen zurückgegangen, die wichtige Vorprodukte aus China beziehen", sagte der Co-Autor der Studie, Andreas Baur.
Besonders stark fiel der Rückgang bei den Möbelherstellern (minus 29 Prozentpunkte) und in der Automobilindustrie (minus 17 Prozentpunkte) aus. Einzige Ausnahme bilde die Chemische Industrie: Hier gaben in der neuesten Umfrage 46 Prozent aller Unternehmen an, auf Vorleistungen aus China angewiesen zu sein. Im Vergleich zu 2022 war dies ein Anstieg um fünf Prozentpunkte.
Der Rückgang lässt sich den Angaben zufolge vor allem darauf zurückführen, dass weniger Unternehmen auf Vorleistungen von chinesischen Herstellern angewiesen sind. "Der Anteil der Firmen, die Vorprodukte von eigenen Produktionsstätten in China beziehen, hat sich dagegen praktisch nicht verändert", sagte Baur. Deutsche Unternehmen, die selbst in China produzieren, planen zudem deutlich seltener, ihre Importe aus der Volksrepublik (31 Prozent) zu verringern im Vergleich zu Unternehmen ohne eigene Produktionsstandorte in China (41 Prozent). Gründe, weniger aus der Volksrepublik zu importieren, seien für die Unternehmen grundsätzlich Diversifizierungsbestrebungen und wachsende politische Unsicherheit.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Sabine Ehrhardt - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)