Reuters

IWF-Chefin - Weltwirtschaft dürfte etwas stärker wachsen als gedacht

11.04.2024
um 15:07 Uhr

Washington/Berlin (Reuters) - Der Internationale Währungsfonds (IWF) sieht die Entwicklung der Weltwirtschaft etwas optimistischer.

Die anstehenden neuen Prognosen würden in der kommenden Woche zeigen, dass es insgesamt etwas mehr Wachstum geben könne, sagte IWF-Chefin Kristalina Georgiewa am Donnerstag in Washington. Sie verwies auf die robuste Konjunktur in den USA als auch in vielen Schwellenländern. Konsum und Investitionen würden stützen, Lieferkettenprobleme nachlassen. "Und die Inflation geht runter, ein Stück weit schneller als vorher gedacht." Man könne aufatmen. "Wir haben eine globale Rezession vermieden und auch eine Phase der Stagflation."

Nächste Woche will der IWF zu seiner Frühjahrestagung in der US-Hauptstadt neue Konjunkturprognosen für die Weltwirtschaft als auch einzelne Länder vorlegen. Ende Januar wurde für dieses Jahr ein Wachstum der Weltwirtschaft von 3,1 Prozent in Aussicht gestellt. 2025 dürften es dann 3,2 Prozent werden. Im langfristigen Vergleich sind das schwache Werte.

"Es gibt aber noch viele Dinge, die Anlass zur Sorge geben", sagte Georgiewa. Die Bulgarin verwies unter anderem auf geopolitische Konflikte. Die Welt kämpfe mit häufigeren Schocks und einer hohen Unsicherheit. Der mittelfristige Ausblick liege nur bei einem vergleichsweise schwachen Wert von leicht über drei Prozent Wachstum pro Jahr. Ohne Gegenmaßnahmen für eine stärkere Produktivität drohe ein enttäuschendes Jahrzehnt.

Laut IWF muss es weiter eine Priorität sein, die Inflation unter Kontrolle zu bekommen. Der Trend sollte 2024 weiter in diese Richtung gehen. Das könnte in großen Industriestaaten die Chance geben, die Zinsen im zweiten Halbjahr wieder zu senken. Sie waren deutlich nach oben gesetzt worden, um die lange hohe Teuerungsrate zu bekämpfen. Die Notenbanken seien in einer schwierigen Situation. Zu frühe Zinssenkungen könnten ein Comeback der Inflation bewirken, zu langes Warten könnte die Wirtschaft abwürgen.

Georgiewa empfahl nach Jahren stark steigender Schulden, wieder Puffer in den Haushalten zu schaffen. "Die Defizite in den meisten Ländern sind einfach zu hoch." Die aktuellen Zinsen machten es deutlich schwieriger, die Schulden zu bedienen. Dies treffe vor allem arme Entwicklungsländer hart. Ihre Zinszahlungen würden im Schnitt bei rund 14 Prozent der Einnahmen der jeweiligen Regierung liegen. Das sei in etwa doppelt so viel wie vor 15 Jahren.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)