Reuters

Umfrage - Interesse an Europawahl gestiegen - Auch wegen Kriegen

17.04.2024
um 08:47 Uhr

Berlin (Reuters) - Das Interesse der Europäer an den bevorstehenden Wahlen zum Europäischen Parlament ist einer Umfrage zufolge erheblich größer als vor der vorherigen Wahl vor fünf Jahren.

Wichtigste Themen für die Bürgerinnen und Bürger sind die Bekämpfung von Armut, die Schaffung von Arbeitsplätzen, das Gesundheitswesen sowie Verteidigung und Sicherheit, wie aus einer am Mittwoch veröffentlichten Eurobarometer-Erhebung der Europäischen Union hervorgeht. EU-weit gaben demnach 60 Prozent der im Februar und März befragten an, dass sie an der Europawahl im Juni interessiert sind. Das ist ein Anstieg von drei Prozentpunkten im Vergleich zur Herbst-Umfrage und sogar ein Plus von elf Punkten zum Vergleichszeitraum vor fünf Jahren, als es nur 49 Prozent waren. In Deutschland ist das Interesse sogar um drei beziehungsweise 13 Prozentpunkte gestiegen.

81 Prozent der Befragten gaben laut Eurobarometer an, dass der geopolitische Kontext - geprägt von den Kriegen in der Ukraine und im Nahen Osten - die Wahlen noch wichtiger mache. "Die Europäer sind sich bewusst, dass an den Wahlurnen viel auf dem Spiel steht und dass Wahlen im aktuellen geopolitischen Kontext noch wichtiger sind", sagte die Präsidentin des EU-Parlaments, Roberta Metsola, zu den Ergebnissen. Das einzige Land, in dem das Interesse nicht gestiegen ist, ist Frankreich. Nur 27 Prozent gaben hier an, ein positives Bild vom Europaparlament zu haben. Das ist der niedrigste nationale Wert. In der EU insgesamt haben der Umfrage zufolge 81 Prozent ein positives oder neutrales Bild vom EU-Parlament, in Deutschland sind es sogar 82 Prozent.

KAMPF GEGEN KLIMAWANDEL AUF PLATZ FÜNF ZURÜCKGEFALLEN

33 Prozent der Befragten gaben die Bekämpfung von Armut als wichtigstes Wahlkampfthema an, 32 Prozent nannten das öffentliche Gesundheitswesen. Gleich dahinter folgten die Themen Wirtschaft und die Schaffung von Arbeitsplätzen sowie Verteidigung und Sicherheit mit jeweils 31 Prozent. Der Kampf gegen den Klimawandels fiel von Platz drei in der Umfrage von Ende 2023 auf Platz fünf zurück und wurde von 27 Prozent genannt.

Die Bedeutung von Verteidigung und Sicherheit der EU hat der Umfrage zufolge für die Bürgerinnen und Bürger im Lauf der Legislaturperiode zugenommen, vor allem angesichts des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine. Das Thema wird nun in neun Staaten als erste Wahlkampfpriorität genannt. Die höchsten Werte kommen aus Dänemark (56 Prozent), Finnland (55 Prozent) und Litauen (53 Prozent). Auch für die Befragten in Deutschland sind Verteidigung und Sicherheit das wichtigste Wahlkampfthema (41 Prozent), gefolgt von Demokratie und Rechtsstaatlichkeit (36 Prozent), der Zukunft Europas (35 Prozent) und Migration und Asyl (34 Prozent).

Auch mit Blick auf die Zukunft werden Verteidigung und Sicherheit als wichtigstes Thema für die Stärkung der Position der EU in der Welt genannt, gefolgt von Energiefragen und Ernährungssicherheit und Landwirtschaft. Bei den Eurobarometer-Umfragen der EU wird nicht die Unterstützung für politische Parteien abgefragt. Andere Umfragen deuten allerdings darauf hin, dass EU-skeptische und nationalistische Parteien, vor allem aus dem rechtspopulistischen und rechtsextremen Spektrum, bei der Wahl zulegen dürften.

(Bericht von Christian Götz, redigiert von Christian Rüttger. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)