Washington (Reuters) - Die EZB kann laut ihrem Direktor Piero Cipollone den Schalter bald in Richtung Zinssenkung umlegen, sollten hereinkommenden Inflationsdaten dies erlauben.
Die Teuerungsrate im Euroraum werde sich zunächst um das aktuelle Niveau von 2,4 Prozent herum bewegen, um dann Mitte 2025 die EZB-Zielmarke von 2,0 Prozent zu erreichen, sagte er am Mittwoch auf einer Veranstaltung des Institute of International Finance (IIF) in Washington. "Wenn wir sehen, dass die eingehenden Daten - und wir werden im Juli und Juni viele Daten erhalten - unsere Zuversicht bestätigen, dass sich die Inflation wirklich auf das Ziel zubewegt, wird es angemessen sein, einige der von uns 2023 inkraft gesetzten restriktiven Schritte aufzuheben", merkte er an.
Als Risiko für den Inflationsausblick machte das Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) die Schwankungen auf den Rohstoffmärkten aus. Die Energiepreisentwicklung sei eine große Sorge, sagte er mit Blick auf den Konflikt im Nahen Osten. "Energie ist so wichtig." Dabei verwies Cipollone auf die hohe Abhängigkeit Europas von Energieimporten.
Die EZB hat seit Sommer 2022 im Kampf gegen die Inflation die Zinsen zehn Mal in Serie angehoben - die bislang letzte Anhebung war im September 2023. Seitdem liegt der am Finanzmarkt maßgebliche Einlagensatz auf dem Rekordniveau von 4,00 Prozent. Fünf Zinssitzungen in Folge halten die Währungshüter bereits ihre Füße still. Die Inflation im Euroraum ist mittlerweile auf 2,4 Prozent im März gesunken. Nach der jüngsten Zinssitzung am Donnerstag hatte EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Tür für eine baldige erste Zinssenkung weit aufgestoßen. Eine Reihe von Währungshütern hatte bereits auf den Juni als möglichen Starttermin für die Zinswende hingewiesen.
(Bericht von Francesco Canepa, geschrieben von Frank Siebelt, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)