Reuters

Bundesbank sieht noch keine durchgreifende Konjunkturerholung

18.04.2024
um 13:12 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Wirtschaft steht der Bundesbank zufolge trotz zuletzt positiver Signale noch nicht vor einem anhaltenden Aufschwung.

"Die Konjunktur in Deutschland hat sich etwas aufgehellt, eine durchgreifende Belebung ist aber noch nicht gesichert", heißt es in dem am Donnerstag veröffentlichten Monatsbericht. Immerhin: Eine Rezession könnte Europas größer Volkswirtschaft erspart bleiben. Das Bruttoinlandsprodukt dürfte laut Bundesbank im ersten Quartal "leicht zugenommen haben", nachdem es Ende 2023 noch um 0,3 Prozent geschrumpft war.

"Diese Erwartung wird von einer zuletzt etwas höheren Industrieproduktion getragen, die auch von gestiegenen Warenexporten gestützt wurde", erläuterten die Bundesbanker. Darüber hinaus habe eine außergewöhnlich milde Witterung im Februar die Bauproduktion außerordentlich kräftig steigen lassen. Allerdings sei die Industrieproduktion in vielen Branchen weiterhin schwach, während der Bau ohne die stützende Wirkung der Witterung wieder deutlich zurückfallen dürfte.

"In der Summe lässt sich noch keine anhaltende Besserung für die deutsche Wirtschaft erkennen", so das Fazit der deutschen Zentralbank. "Denn belastende Faktoren halten weiter an." So dämpften die gestiegenen Finanzierungskosten und die erhöhte wirtschaftspolitische Unsicherheit die Investitionstätigkeit der Unternehmen. Die Nachfrage nach Waren "Made in Germany" aus dem In- und Ausland sei nach wie vor schwach und tendenziell sogar weiter rückläufig. Auch im Wohnungsbau sei der Negativtrend in der Nachfrage noch nicht gebrochen.

UNKLARE AUSSICHTEN

"Die privaten Haushalte sind weiter zögerlich mit ihren Konsumausgaben, trotz eines recht stabilen Arbeitsmarktes, kräftig steigender Löhne, sinkender Inflationsraten und somit sich erholender Realeinkommen", so die Bundesbank. So schwächelte der Einzelhandelsumsatz zuletzt. "Es ist daher noch nicht ausgemacht, dass sich der Anstieg der Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal fortsetzt." Allerdings habe sich die Stimmung der Unternehmen zuletzt merklich und auf breiter Basis aufgehellt - ablesbar etwa an den vom Münchner Ifo-Institut abgefragten Geschäftserwartungen. "Sollte sich diese Aufhellung fortsetzen, könnte sich die Konjunktur auch in der Grundtendenz deutlicher beleben als dies noch vor Monatsfrist zu erwarten war", so die Bundesbank.

Allerdings dürfte Deutschland dem Internationalen Währungsfonds zufolge auch in diesem Jahr das Sorgenkind der Weltwirtschaft bleiben. Der IWF senkte diese Woche seine Prognose für das Wachstum auf 0,2 Prozent. Keine andere große Wirtschaftsnation muss sich mit einem derart schlechten Wert begnügen.

(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Reinhard Becker. - Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)