London (Reuters) - Schottland hat seine für 2030 angestrebte Reduktion der Treibhausgasemissionen aufgegeben.
Bis 2045 wolle das Land aber emissionsfrei werden, teilte die Regierung am Donnerstag mit. "Wir akzeptieren die jüngste Neubewertung des CCC, dass das Zwischenziel dieser Regierungsperiode für 2030 außer Reichweite ist", sagte Staatssekretärin Mairi McAllan im Parlament. Sie bezog sich dabei auf einen kritischen Bericht des britischen Expertenrates für Klimafragen (CCC), das der Regierung die angepeilten Ziele nicht mehr zutraut. Ursprünglich wollte Schottland seine CO2-Emissionen bis 2030 um 75 Prozent gegenüber dem Referenzjahr 1990 verringern.
Der teil-autonome Landesteil von Großbritannien kontrolliert zwar einige Bereiche der Klima- und Umweltpolitik. Doch die britische Regierung in London bestimmt etwa fast die gesamte Energiepolitik. Schottland sei durch Kapitalkürzungen der Zentralregierung und schwindende Klima-Ambitionen des britischen Premierminister Rishi Sunak eingeschränkt, erklärte McAllan. "Wir versuchen, einen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel zu erreichen - mit einer Hand auf dem Rücken gebunden."
Sunak selbst hatte die Klimaschutz-Ziele Großbritanniens im September 2023 zurückgeschraubt und unter anderem erklärt, das Verbot neuer Benzin- und Dieselfahrzeuge werde von 2030 auf 2035 verschoben. Zur Begründung hatte es geheißen, damit sollten die inakzeptablen Kosten für die Bürger gesenkt werden. Früheren Regierungen warf Sunak vor, sich zu schnell auf Klimaschutz-Ziele festgelegt zu haben, ohne dafür die Unterstützung der Öffentlichkeit zu haben.
Dabei läuft der Welt in Sachen Klimaschutz die Zeit davon. Nach Ansicht der Vereinten Nationen hat die globale Staatengemeinschaft nur noch zwei Jahre Zeit, um die für das Jahr 2030 gesetzten Klimaziele zu erreichen. Wissenschaftlern zufolge ist eine Halbierung der klimaschädlichen Treibhausgas-Emissionen bis 2030 unabdingbar, um einen Temperaturanstieg von über 1,5 Grad Celsius im Vergleich zu vorindustriellen Zeiten zu verhindern. Viele Wissenschaftler sagen voraus, dass ein ungebremster Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur zu extremen Wetter- und Hitzeperioden führen wird.
Dennoch wird auch in anderen Ländern teils heftig darüber gestritten, ob für die Erreichung von Klimazielen einhergehende Änderungen der Gewohnheiten den Wählern zugemutet werden sollen.
(Bericht von William James und Philipp Krach, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)