Reuters

Industrieverband erwartet 2024 rückläufige Produktion und stagnierende Exporte

22.04.2024
um 08:32 Uhr

Berlin (Reuters) - Die deutsche Industrie rechnet mit einem weiteren schwierigen Jahr.

Die Produktion dürfte verglichen mit 2023 um 1,5 Prozent zurückgehen, teilte der Branchenverband BDI am Montag zum Auftakt der Hannover-Messe mit. Bei den Warenexporten erwartet der BDI 2024 eine Stagnation, nachdem diese im vergangenen Jahr noch um 1,5 Prozent gesunken sind. "Die Industrie in Deutschland hat sich von den Kosten- und Nachfrageschocks, von zeitweise extrem hohen Energiepreisen und von der Inflation noch nicht erholt", sagte BDI-Präsident Siegfried Russwurm. Er nannte die Produktionsprognose besorgniserregend.

Auch für die Gesamtwirtschaft ist der Verband, der zuletzt zu den schärfsten Kritikern von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) gehörte, pessimistisch. Hierzulande rechnet der BDI 2024 mit einem Wachstum von lediglich 0,3 Prozent, während die Weltwirtschaft um drei Prozent zulegen dürfte. Damit würde Deutschland erneut abgeschlagen sein unter den großen Industrieländern. "Für den Industriestandort bleiben die Herausforderungen groß. Stärkeres Wachstum und erfreulich guten Profit erzielen deutsche Unternehmen derzeit vor allem an ihren Produktionsstandorten im Ausland", so Russwurm.

Der Top-Lobbyist forderte erneut, Deutschland brauche wettbewerbsfähige und langfristig planbare Energiepreise. "Die Stromnetzentgelte müssen deutlich gesenkt werden und die Regierung muss die angekündigte Kraftwerksstrategie und die Wasserstoffstrategie schnell konkretisieren und mit Priorität umsetzen. Die Unternehmen benötigen außerdem dringend weniger Bürokratie", sagte Russwurm. Das vierte Bürokratieentlastungsgesetz sei kein Befreiungsschlag. "Zusätzlich müssen die Unternehmensteuern auf ein wettbewerbsfähiges Niveau von 25 Prozent gesenkt werden." Derzeit sind es knapp 30 Prozent.

(Bericht von Christian Krämer, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)