Washington (Reuters) - Die Ukraine will Insidern zufolge ihren internationalen Gläubigern einen Plan zur Umschuldung von Anleihen in Höhe von 20 Milliarden Dollar vorlegen.
Dies sei für Mai geplant, sagten zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen der Nachrichtenagentur Reuters. Der Zeitpunkt für die Ukraine drängt: Im August läuft ein zweijähriger Zahlungsstopp aus. Dieser wurde mit den internationalen Käufern von Staatsanleihen vereinbart, da das Land wegen des russischen Angriffskriegs wirtschaftlich am Boden liegt.
Der Vorschlag soll den Beginn für formelle Gespräche mit den Geldgebern markieren. Einem der Insider zufolge hofft die Regierung in Kiew darauf, dass spätestens im Juni die Grundzüge einer Vereinbarung stehen. Das ukrainische Finanzministerium reagierte zunächst auf die Bitte um eine Stellungnahme. Das kriegsgebeutelte Land sondiert bereits seit Ende 2023 bei Großinvestoren Pläne zur Umstrukturierung seiner Auslandsschulden. Bislang hatten die Gespräche jedoch nur informellen Charakter.
Insidern zufolge hoffen die Gläubiger, aus einer Umschuldung mit neuen Anleihen hervorzugehen, die von Anfang an Zinszahlungen beinhalten. Zahlungen an ausländische Investoren dürften allerdings innenpolitisch umstritten sein, kämpft doch die Regierung um eine Sanierung der angespannten Staatsfinanzen. Sie ist aber an einem Zugang zu den Kapitalmärkten interessiert.
Das Land könnte sich auch durch den Verkauf besicherter und garantierter Anleihen neue Mittel beschaffen. Dabei könnten die internationalen Partner - entweder multilaterale Kreditgeber oder einzelne Länder - Sicherheiten für neue Papiere stellen. Vorbild könnten die sogenannten Brady-Anleihen sein, die von lateinamerikanischen Ländern in den späten 1980er Jahren ausgegeben wurden und durch US-Staatsanleihen abgesichert waren.
Die Ukraine muss sich auch mit der Frage befassen, wie sie die ausstehenden Anleihen einer Reihe von Staatsbetrieben umstrukturieren kann. Das staatliche Gasunternehmen Naftogaz hat seine internationalen Anleihen bereits 2023 separat umgeschuldet. Berichten zufolge will eine Gruppe von Gläubigern nicht, dass die internationalen Anleihen des Netzbetreibers Ukrenergo in eine staatliche Umstrukturierung einbezogen werden.
Die meisten der bilateralen Kreditgeber der Ukraine haben ihre Rückzahlungsverpflichtungen bis 2027 ausgesetzt. Analysten gehen davon aus, dass die Regierung die Gläubiger um eine entsprechende Verlängerung bitten könnten, sollte es ihr nicht gelingen, vor Ablauf der Sommerfrist eine Einigung zu erzielen.
(Bericht von Karin Strohecker, geschrieben von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)