Moskau (Reuters) - Russland rechnet trotz neuer Milliarden-Hilfen der USA für die Ukraine nicht mit einer Wendung im Kriegsgeschehen, warnt aber vor einer militärischen Konfrontation mit dem Westen.
Die russischen Streitkräfte seien erfolgreich an der Front, sagte der Sprecher des russischen Präsidialamtes, Dmitri Peskow, am Montag in Moskau. "Die zugewiesenen Gelder und die gelieferten Waffen werden an dieser Dynamik nichts ändern." Zeitgleich warnte Außenminister Sergej Lawrow, die westliche Unterstützung für die Ukraine bringe die USA und ihre Verbündeten an den Rand eines direkten militärischen Zusammenstoßes mit Russland.
Das US-Repräsentantenhaus hatte am Wochenende nach monatelangem Widerstand der Republikaner grünes Licht für weitere Ukraine-Hilfen im Umfang von etwa 61 Milliarden Dollar gegeben. Angesichts eines massiven Munitionsmangels war die Ukraine zuletzt beim Versuch, den russischen Angriffskrieg in ihrem Land abzuwehren, immer mehr in die Defensive geraten.
SELENSKYJ SIEHT CHANCE AUF SIEG
Aus Peskows Sicht werden die US-Hilfen nur zu größeren Verlusten beim Feind führen: "Mehr Ukrainer werden sterben." Eigentlicher Nutznießer sei die US-Rüstungsindustrie. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj erhofft sich dagegen von den US-Hilfen einen entscheidenden Einfluss auf den Schlachtfeldern. "Ich denke, dass diese Unterstützung die ukrainischen Streitkräfte wirklich stärken wird und wir eine Chance auf den Sieg haben werden", sagte er am Sonntag.
Der russische Außenminister Lawrow wertete die US-Hilfen als gefährliche Eskalation und sprach davon, dass man kurz vor einem direkten Zusammenstoß mit westlichen Staaten stehe. Mit Blick auf die Atommächte USA, Großbritannien und Frankreich sagte er: "Besonders besorgniserregend ist die Tatsache, dass die 'Troika' der westlichen Nuklearstaaten zu den Hauptsponsoren des kriminellen Kiewer Regimes und den Hauptinitiatoren verschiedener provokativer Schritte gehört." Dadurch würden nukleare Risiken steigen. Gespräche zur Begrenzung von Atomwaffen lehnte Lawrow ab.
In Deutschland warb Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck dafür, die Rüstungsindustrie auszubauen. Wenn die Ukraine Waffen und Munition brauche, dann solle sie sie kriegen. Und wenn sie sie nicht mehr brauche, könne die Bundeswehr sie gut brauchen. "Also müssen wir schneller hoch skalieren und mehr produzieren."
(Reuters-Büro in Moskau, Christian Rüttger, geschrieben von Hans Busemann, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)