Brüssel (Reuters) - Wegen eines möglichen Verstoßes gegen den europäischen Digital Services Act (DSA) hat die EU Ermittlungen gegen TikTok eingeleitet. Konkret gehe es um das Bonusprogramm der neuen App "TikTok Lite", teilte die EU-Kommission mit.
Nach dem ersten Eindruck verstoße es gegen gesetzliche Regelungen und könnte daher verboten werden, sollte TikTok nicht binnen 24 Stunden eine befriedigende Einschätzung für die mit dem Belohnungssystem verbundenen Risiken vorlegen. Außerdem könnten die Behörden Strafzahlungen verhängen.
"TikTok Lite" ist eine abgespeckte Version der für ihre Tanzvideos bekannten und besonders bei Jugendlichen beliebten App. Nutzer erhalten dort Punkte für jedes angesehene Video. Kritiker befürchten, dass damit ein erhöhtes Suchtpotenzial einhergeht. Die Tochter des chinesischen Konzerns ByteDance hatte "TikTok Lite" vor kurzem in Frankreich und Spanien auf den Markt gebracht.
Daraufhin hatte die EU die Firma vergangene Woche aufgefordert, ein Risikoprofil für die neue App zu erstellen. Die bisherigen Informationen seien nicht zufriedenstellend, kritisierte die Kommission am Montag. Sie hatte bereits im Februar wegen eines mutmaßlich mangelhaften Jugendschutzes ein formelles Ermittlungsverfahren gegen TikTok eingeleitet.
Der DSA verbietet unter anderem sogenannte "Dark Patterns", also manipulative Praktiken, mit denen Kunden auf den Plattformen gehalten oder zu Käufen animiert werden. Daneben verpflichtet das Gesetz große Online-Plattformen dazu, ein Risikomanagement einzurichten sowie verstärkt gegen Hass und Hetze im Internet vorzugehen. Bei Verstößen drohen Strafen von bis zu sechs Prozent des weltweiten Jahresumsatzes.
(Bericht von Foo Yun Chee; geschrieben von Hakan Ersen. Redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)