Frankfurt (Reuters) - Europas Aktienanleger sind zur Wochenmitte in Kauflaune geblieben.
Dax und EuroStoxx50 legten am Vormittag je 0,3 Prozent auf 18.189 und 5024 Punkte zu. Unterstützend wirkte eine aufgehellte Stimmung in der deutschen Wirtschaft. Das Ifo-Geschäftsklima stieg auf 89,4 Punkte von 87,9 Zählern im Vormonat. Von Reuters befragte Fachleute hatten nur mit einem Anstieg auf 88,8 Zähler gerechnet. Die Unternehmen beurteilten ihre aktuelle Geschäftslage und ihre Aussichten für die kommenden Monate günstiger als zuletzt. "In der deutschen Wirtschaft macht sich eine Frühjahrsbelebung breit", fasste Deutsche-Bank-Ökonom Robin Winkler zusammen.
Rückenwind lieferte den Aktienmärkten hierzulande auch die laufende Bilanzsaison. "Die Anleger haben wieder in den Risk-On-Modus geschaltet und die Korrektur für beendet erklärt", sagte Experte Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets. An der Wall Street erfreute Börsenschwergewicht Tesla mit der Aussicht auf eine schnellere Markteinführung neuer Modelle, was den Papieren im vorbörslichen US-Geschäft zu einem Anstieg um knapp elf Prozent verhalf. Investoren warteten auf die Finanzberichte des zuletzt unter Druck stehenden US-Flugzeugbauers Boeing, der Facebook-Mutter Meta und des IT-Konzerns IBM.
HALBLEITER-SEKTOR ZIEHT AN
In Europa waren Chipwerte nach einer Prognoseanhebung des niederländischen Branchenschwergewichts ASM International gefragt. ASMI-Aktien legten in Amsterdam mehr als zwölf Prozent zu. Titel von Infineon, Aixtron und Elmos Semiconductor zogen zwischen drei und sieben Prozent an. ASMI profitiert eigenen Angaben zufolge von einer überraschend starken Nachfrage aus China. Analysten gefielen der stärker als erwartet ausgefallene Gewinnsprung im Quartal und die verbesserte Bruttomarge. Auch ein rosiger Ausblick von Texas Instruments auf das zweite Quartal stützte Börsianern zufolge den Sektor.
Anziehende Preise für Industriemetalle trieben europäische Minenwerte nach oben. Aktien von Rio Tinto, Antofagasta und Glencore gewannen zwischen 1,5 und 3,6 Prozent. Die Aussicht auf eine robuste Nachfrage ließ den Kupferpreis um 0,9 Prozent auf 9798 Dollar je Tonne ansteigen. Auch Nickel und Zinn verteuerten sich um bis zu 1,2 Prozent.
ENTTÄUSCHENDE AUSBLICKE BEI EVOTEC UND KERING
Es gab aber auch einige enttäuschende Ausblicke, die für Kurseinbrüche sorgten. Die Aktien des Biotech-Konzerns Evotec rutschten mit knapp 35 Prozent so stark ab wie noch nie. Mit 9,27 Euro markierten sie den niedrigsten Stand seit sieben Jahren. "Der Ausblick hat die Erwartungen nicht erfüllt", sagte ein Händler. Das Unternehmen peilt für das bereinigte Ebitda ein Wachstum im zweistelligen Prozentbereich an. "Der Konsensus lag bei einem Anstieg von 140 Prozent", erklärte der Händler. Auch die Aktien des französischen Luxuskonzerns Kering fielen um mehr als neun Prozent auf den niedrigsten Stand seit rund sechs Jahren. Im Sog dessen verloren auch Papiere von Burberry 2,7 Prozent. Kering rechnet damit, dass der Betriebsgewinn im ersten Halbjahr um 40 bis 45 Prozent einbrechen könnte. Wohlhabende Käufer geben weniger Geld für Produkte der Starmarke Gucci aus.
Im Bankensektor fielen Handelsbanken mit einem enttäuschenden Nettoergebnis im Quartal bei den Anlegern durch. Die Titel verloren knapp zehn Prozent. Im Pharmasektor ging es für Roche um mehr als zwei Prozent abwärts. Umsatzausfälle durch günstigere Nachahmermedikamente für wichtige Umsatzbringer etwa aus dem Krebsbereich sowie das wegbrechende Geschäft mit Corona-Tests und -Arzneien machten dem Basler Konzern zu schaffen. Trotz eines besser als erwartet ausgefallenen Quartalsgewinns standen auch die Papiere des Börsenbetreibers Deutsche Börse 1,2 Prozent niedriger.
(Bericht von Anika Ross, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)