Wien (Reuters) - Die Gläubiger des Signa-Gründers Rene Benko haben bei Gericht Forderungen von über zwei Milliarden Euro angemeldet.
Insgesamt hätten bisher 30 Gläubiger Ansprüche gestellt, teilten die beiden Kreditschutzverbände KSV1870 und Alpenländischer Kreditorenverband (AKV) am Mittwoch nach der Tagsatzung am Landesgericht Innsbruck mit. Der Insolvenzverwalter habe davon Forderungen im Ausmaß von rund 47 Millionen Euro anerkannt.
Der Tiroler Immobilien-Investor Benko, dessen Firmenkonglomerat Signa mit Schulden in Milliardenhöhe die bisher größte Insolvenz in Österreich hingelegt hat, sei vor Gericht in Begleitung seiner Rechtsvertretung erschienen. Das war der erste öffentliche Auftritt des 46-Jährigen seitdem die Insolvenzen bekannt wurden. Benko, der seit Jahren offiziell keine Funktion mehr in den Signa-Gesellschaften hatte, meldete im März als Privatunternehmer Insolvenz an. Die österreichische Finanzprokuratur, die als Anwalt der Republik gilt, hatte im Zusammenhang mit Steuerschulden einen Insolvenzantrag gegen Benko gestellt.
Der restliche angemeldete Forderungsbetrag von rund 1,95 Milliarden Euro sei vom Insolvenzverwalter bestritten worden. Nach Einschätzung des KSV1870 besteht jedoch die Möglichkeit, dass sich die Höhe der festgestellten Verbindlichkeiten noch wesentlich ändern wird.
Laut KSV1870 behaupten einige Gläubiger, dass Benko, obwohl er offiziell keine Funktion innerhalb der Signa-Gesellschaften ausgeübt hatte, wesentliche Entscheidungen getroffen habe. Aufgrund dieser vermuteten Einflussnahme sollen Ansprüche entstanden sein, für die Benko nun mit seinem Privatvermögen haften soll. "Der Insolvenzverwalter hat die Forderungen jener Gläubiger der Signa-Gesellschaften, welche persönliche Haftungen des René Benko geltend machen, bestritten", sagte der Leiter des KSV1870 in Innsbruck, Klaus Schaller.
Die Gläubiger hätten nun die Möglichkeit, ihre Ansprüche in einem Zivilprozess anzumelden. Das Prozessrisiko für ein solches separates Verfahren schätzt der KSV1870 allerdings als hoch ein. Der überwiegende Teil der vom Insolvenzverwalter bestrittenen Forderungen stamme von Gläubigern der Signa-Gruppe, welche nunmehr ihre Forderungen auch gegen Benko persönlich geltend machen.
(Bericht von Alexandra Schwarz-Goerlich, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)