Berlin (Reuters) - Kleiner Hoffnungsschimmer für den krisengeplagten deutschen Wohnungsbau: Nach einer fast zwei Jahre währenden Talfahrt sind die Aufträge im Februar erstmals wieder gestiegen.
Sie erhöhten sich inflationsbereinigt (real) um 0,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat, wie das Statistische Bundesamt am Donnerstag mitteilte. Das ist der erste Zuwachs seit März 2022. Er folgt allerdings auf einen Einbruch von 17,5 Prozent im Januar.
Der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) sieht deshalb noch keinen Grund für Entwarnung. "Wir glauben nicht, dass wir hier schon eine Bodenbildung sehen", kommentierte Hauptgeschäftsführer Tim-Oliver Müller die Entwicklung. "Es handelt sich eher um einen Basiseffekt, der zum Teil an den Arbeitstagen liegt." So habe der Februar diesmal einen Arbeitstag mehr gezählt. Bei den Baugenehmigungen würden zudem noch Rückgänge im zweistelligen Prozentbereich ausgewiesen. "Hinzu kommt, dass sich für die ersten zwei Monate immer noch ein reales Orderminus von 8,5 Prozent ergibt", sagte Müller.
Kräftig gestiegene Zinsen, mit denen die Europäische Zentralbank (EZB) die Inflation eindämmen will, machen dem Wohnungsbau zu schaffen. Dadurch werden viele Projekte für potenzielle Bauherren zu teuer. Das ist nach Einschätzung vieler Experten zunehmend ein soziales Problem, da bezahlbarer Wohnraum vor allem in den Städten auf Jahre hinaus Mangelware bleiben dürfte. Das einstige Ziel der Bundesregierung, jedes Jahr 400.000 neue Wohnungen fertigzustellen, liegt in weiter Ferne.
Die Neuaufträge im gesamten Bauhauptgewerbe - zu dem neben dem Wohnungsbau beispielsweise auch der staatlich dominierte Straßenbau zählt - wuchsen im Februar inflationsbereinigt (real) um 1,8 Prozent zum Vormonat. Auch der Umsatz legte im Februar zu: Er erhöhte sich real um 2,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat.
(Bericht von Rene Wagner, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)