Istanbul (Reuters) - Der türkische Lebensmittellieferant Getir denkt Insidern zufolge über einen Verkauf seiner Online-Shopping-Plattform n11 nach.
"Es sind viele Möglichkeiten auf dem Tisch, die mit Investoren diskutiert werden. Nicht jede diskutierte Möglichkeit wird Wirklichkeit werden. Eine davon ist der mögliche Verkauf von n11", sagte eine mit der Sache vertraute Person der Nachrichtenagentur Reuters. Ein anderer Insider sagte, es sei unklar, welche Entscheidung getroffen werde. "Es wird nach einem Ausweg gesucht. Es werden Optionen geprüft, und n11 ist eine davon." Eine Person sagte, möglicherweise verabschiede sich Getir auch aus dem US-Markt. Getir wollte keine Stellungnahme abgeben.
In Deutschland ist Getir mit dem Lieferdienst Gorillas vertreten. Am Mittwoch hatte die "Wirtschaftswoche" berichtet, dass sich Getir aus Deutschland zurückziehe. Auch das Geschäft in anderen europäischen Märkten solle Mitte Mai eingestellt werden. "Business Insider" zufolge steht das Unternehmen sogar komplett vor dem Aus.
Getir wurde 2022 Partner der Plattform n11 und kaufte später die restlichen Anteile der türkischen Dogus Group und der südkoreanischen SK Planet auf. Der türkische Geschäftsmann Nazim Salur hatte Getir 2015 gegründet. Zu den Investoren zählen unter anderem die Mubadala Investment Company und der Abu Dhabi Growth Fund (ADG). Das Unternehmen war vor allem während der Corona-Pandemie stark gewachsen, als die Verbraucher sich Lebensmittel nach Hause liefern ließen. Zeitweise wurde das Unternehmen, das Geschäfte in Westeuropa und den USA aufbaute, mit zwölf Milliarden Dollar bewertet. Mit dem Ende der Pandemie trübte sich die Lage für Lieferdienste allerdings ein. Getir entließ 2022 ein Siebtel seiner Mitarbeiter in der Türkei und zog sich aus Frankreich, Italien, Spanien und Portugal zurück. Übrig blieben neben der Türkei Deutschland, Großbritannien, die Niederlande und die USA.
(Bericht von Ebru Tuncay, geschrieben von Myria Mildenberger; redigiert von Olaf Brenner. Bei Rückfragen wenden Sie sich sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)