Berlin/Washington (Reuters) - Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg und Bundeskanzler Olaf Scholz dringen auf die Lieferung weiterer Patriot-Luftabwehrsysteme an die Ukraine.
"Ich bin der festen Überzeugung, dass andere Verbündete dem Beispiel Deutschlands folgen sollten", sagte Stoltenberg bei einem Treffen mit Scholz am Freitag in Berlin mit Hinweis darauf, dass Deutschland dem Land ein drittes System zur Verfügung stellen wird. Es sei gut, dass Länder wie die USA, Großbritannien und die Niederlande mehr Hilfe versprochen hätten. "Es liegt in unserer Verantwortung, diese Beiträge schnell in Lieferungen umzuwandeln." Bisher hat nur Spanien zugesagt, zumindest Patriot-Munition zu liefern.
"Ich möchte die Gelegenheit noch einmal nutzen, viele unserer Freunde in Europa zu bitten, dass sie auch in ihren Beständen noch mal gucken, ob es nicht irgendwie gehen kann, dass sie auch in dieser Hinsicht noch etwas tun, um die Luftverteidigung der Ukraine zu unterstützen", sagte Scholz. Er hatte ebenso wie der ukrainische Botschafter in Deutschland, Oleksii Makeiev, darauf verwiesen, dass die Ukraine sieben neue Patriot-Systeme zur Abwehr russischer Angriffe brauche. Eines davon liefert Deutschland.
SELENSKYJ: RUSSLAND HAT US-ZÖGERN GENUTZT
Zum Auftakt eines virtuellen Treffens der US-geführten Kontaktgruppe zur Unterstützung der Ukraine mahnte Präsident Wolodymyr Selenskyj von den Verbündeten mehr Unterstützung bei der Flugabwehr seines Landes gegen russische Luftangriffe an. Die zwischenzeitliche Unterbrechung der US-Hilfen habe Russland dabei geholfen, die Initiative auf dem Schlachtfeld zu ergreifen, sagte Selenskyj. Russische Kampfjets hätten allein in diesem Jahr bereits mehr als 9000 Bomben gegen die Ukraine gerichtet. Zugleich zeigte sich Selenskyj aber optimistisch: "Wir können immer noch die Front nicht nur stabilisieren, sondern es auch schaffen, die ukrainischen Ziele in dem Krieg zu erreichen."
US-Verteidigungsminister Lloyd Austin sagte, das Treffen am Freitag werde sich darauf konzentrieren, der Fähigkeiten der Ukraine für die Luftverteidigung zu stärken. Der US-Kongress hatte diese Woche blockierte Hilfen für die Ukraine im Volumen von 61 Milliarden Dollar freigegeben. Präsident Joe Biden kündigte daraufhin an, das Geld werde ab sofort eingesetzt und mit der Lieferung von Munition, Artillerie, Raketensystemen und gepanzerten Fahrzeugen an die Ukraine begonnen.
(Bericht von Andreas Rinke, Phil Stewart, Idrees Ali; Bearbeitet von Alexander Ratz; redigiert von Jörn Poltz. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)