Paris (Reuters) - Die angeschlagene französische IT-Firma Atos braucht in diesem und im nächsten Jahr nach eigenen Angaben insgesamt 1,1 Milliarden Euro frisches Geld.
Das ist fast das Doppelte des Betrages, den Atos bisher genannt hatte. Nun könnte der Staat zu Hilfe eilen: Frankreichs Finanzminister Bruno Le Maire hatte am Wochenende Bereitschaft signalisiert, sicherheitsrelevante Teile von Atos zu übernehmen. Neben der Regierung sollten sich daran im Staatsumfeld tätige Unternehmen beteiligen. Genannt werden etwa die Rüstungskonzerne Thales und Dassault Aviation.
Atos erklärte, die betroffenen Sparten Advanced Computing, Mission-Critical Systems und Cyber Products seien zwischen 700 Millionen und einer Milliarde Euro wert. In den Sparten arbeiten rund 4000 Menschen, die einen Umsatz von rund 900 Millionen Euro erwirtschaften. Atos beliefert unter anderem das Militär und die Geheimdienste Frankreichs sowie die Rüstungsindustrie und spielt eine wichtige Rolle beim Schutz vor Cyberangriffen. IT-Einrichtungen von Atos werden für die Simulation von Atomtests und für Anwendungen der Künstlichen Intelligenz (KI) gebraucht. Atos-Software steckt etwa in "Scorpion"-Panzern und "Rafale"-Kampfjets, das Unternehmen kümmert sich aber auch um die Daten und Cyber-Risiken bei den Olympischen Sommerspielen in Paris.
Die frischen Finanzmittel sollen in Form von Krediten und Eigenkapital von gegenwärtigen, aber auch neuen Anlegern kommen. Sie hätten bis zum Freitag Zeit, Angebote zu machen, erklärte Atos. Eine Sanierungslösung soll bis Juli stehen. Bis 2026 will sich Atos entschulden: Das angestrebte "BB"-Rating" würde einen Schuldenabbau um 3,2 Milliarden Euro bedeuten; bisher hatte Atos 2,4 Milliarden angepeilt.
(Bericht von Tassilo Hummel; Geschrieben von Alexander Hübner, redigiert von Ralf Banser. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)