Liebe Leser,
der chinesische Elektroautohersteller Nio (NIO) meldet heute, dass man die Produktion in einer seiner Fabriken wegen der Halbleiterknappheit vorübergehend einstellen. Der globale Mangel an Halbleiter hat sich auf das Produktionsvolumen des Unternehmens bereits im März ausgewirkt, so dass der Konzern für das erste Quartal 2021 nun mit der Produktion von 19.500 Fahrzeugen, statt vorher anvisierten 20.000-20.500 Auto rechnet. Diese Meldung bestätigt insgesamt die bereits angesprochene Story rund um globalen Chip- und Halbleiter-Mangel. Eine negative Wirkung spielt in diesem Zusammenhang auch der Vorfall im Suez-Kanal, wobei ein großer Container-Schiff die wichtigste Handelsarterie zwischen Asien und Europa schon seit einigen Tagen blockiert. Dies hat zu Folge, dass der Chip- und Halbleiter-Mangel sich kurzfristig weiter sehr stark verschärfen wird. Diese Entwicklung zeigt erneut die starke Chip- und HL-Abhängigkeit auf, was mittelfristig zum beschleunigten Aufbau der Halbleiter-Industrie sowohl in Europa als auch in den USA führen dürfte.
Der explizit positiver News-Impact kam zuletzt auch von Intel (INTC), der 20 Mrd. USD in den Bau neuer US-Fabriken investieren will. Auch die Auftragsproduktion soll ausgeweitet werden. Dort will Intel ab 2024 Chips für andere Firmen in deren Auftrag fertigen. Das Geld soll u.a. in eine bestehende Fab in Irland investiert werden, die auf 7nm umgerüstet wird, sowie in zwei neue Standorte nahe der Fab 42 in Arizona. Wie schnell diese in Betrieb gehen, hängt dabei von einzigem Ausrüster für die notwendigen EUV-Belichtungsmaschinen ab. Und das ist die ASML, dessen Aktie schon bald eine Breakoutbewegung unternehmen dürfte. Zudem prüft Intel weitere Standorte in Europa, da die EU finanzielle Anreize bietet, um mehr Chipfertigung anzusiedeln, was ASML als Hl-Industrie Zulieferer noch stärker ins Spiel bringen könnte. Wenn der Plan aufgeht, wird Intel in Europa bis 2030 rund 20 % seiner Fertigungskapazitäten aufbauen und etwa 1.600 neue Arbeitsplätze schaffen.
Die Intel-Entscheidung ist aber insofern wichtig, weil man damit auch die Wachstumsfantasie nicht nur bei ASML, sondern entlang aller Zulieferer der Halbleiterbranche entfacht. Was hier mittelfristig gespielt wird, ist nun die Annahme, dass die Nachfrage nach Halbleiter-Equipment etc. u.a. aufgrund vom Ausbau Intels-Fabriken, aber auch von dem Hintergrund des globalen Chip-Mangels stark ansteigen könnte. Denn in der heutigen hochtechnologischen Welt sind schnelle, leistungsfähige, energieeffiziente Prozessoren und Halbleiter einfach unverzichtbar. Von Autos, medizinischen Geräten, Mobiltelefonen und Netzwerken bis hin zur Umweltüberwachung und Steuerung von Robotern und Luftdrohnen wird diese Technologie in den weltweit verwendeten intelligenten Geräten und Services eingesetzt. Die Bedeutung von Chips und Halbleitern ist nicht zu unterschätzen, denn genau diese Schlüsseltechnologie bildet die notwendige Grundlage, um Innovationen voranzutreiben und, um im globalen Wettbewerb erfolgreich zu bestehen.
Typische Profiteure dieser Annahme, wären eben die wichtigsten Zulieferer der Halbleiter-Branche, wie
Ultra Clean (UCTT). Der Konzern ist ein Entwickler, Designer und Hersteller von Test-Systemen, die bei den bestimmten Schritten während des Halbleiter-Herstellungsprozesses zum Einsatz kommen. Im Produkt-Arsenal sind sowohl Precision-Robotik-Lösungen als auch zahlreiche Subsysteme vorhanden. Damit positioniert sich der Konzern als Zulieferer vom hochspezifischen Equipment in einer profitablen Nische. Als Wachstumstreiber erweist sich auch in diesem Fall eine sehr starke Nachfragesituation seitens Halbleiterbranche (und das entlang aller Produktionsbereiche), die zuletzt ihre Produktionskapazitäten enorm ausbaute.
Applied Materials (AMAT) ist Anbieter vom Equipment für Halbleiterunternehmen und profitiert im globalen Sinne von gleich mehreren Treibern. Ursächlich dafür sind mehreren aufkommende Zukunftstrends wie Elektromobilität, Cloud-Computing, KI, VR, etc., deren Etablierung stärkere energieeffizientere Chiplösungen voraussetzt.
Cohu (COHU) etc. spezialisiert sich auf die Entwicklung, Design und Herstellung vom Halbleiter-Test-Equipment u.a. für MEMS und thermale Subsysteme. Bei MEMS handelt es sich um microelektromechanische Systeme, die als Bausteine in der Herstellung von Halbleiter-Lösungen verwendet werden.
Teradyne (TER) Das Unternehmen ist ein Anbieter von Chip-Test-Equipment und profitiert im Wesentlichen von der robusten Nachfrage aus der Halbleiter-Industrie. Gleichzeitig gilt der Konzern aufgrund seiner starken Marktposition im Bereich kollaborierende Roboter-Lösungen (Universal-Robotic-Sparte) als gefragter Partner im Bereich der Automatisierung und der Umsetzung von Konzepten rund um die Industrie-4.0-Konzeption.
Lam Research (LRCX) Der Konzern ist ein führender Anbieter von verfahrenstechnischen Geräten und Anlagen für die Halbleiterindustrie.
KLA Tencor (KLAC) Der Konzern profitiert als Chipmaschinenbauer und Anbieter von Lösungen in den Bereichen Prozesssteuerung und Ertragsmanagement von der steigenden Nachfrage seitens Halbleiter- und Mikroelektronik-Industrie nach entsprechenden Halbleiter-Test- und Produktionslösungen.
Entegris (ENTG) der aktuell als Zulieferer der Halbleiterindustrie sehr stark vom laufenden Aufschwung der Branche profitieren kann. Man beleifert sie mit verschiedenen Produkten, Kunststoffen und Materialien zum Schutz der sensiblen Wafer, Fotoplatten oder auch Mikrochips. Damit wird u.a. auch der sicherere Transport von sensiblen Komponenten zur Herstellung von Halbleiter-Produkten gewährleistet.
Wer am Ende das Rennen tatsächlich machen wird, lässt sich zu diesem Zeitpunkt noch nicht feststellen, doch spekulativerweise werden die Stocks nun von Investoren entdeckt und als Profiteure der kommenden INTC-Um- und Ausrüstung gespielt, weswegen man Top-Werte aus diesem Segment unbedingt im Blick haben sollte. Der entscheidende Aufwärts-Impuls dürfte hier mit der Konkretisierung des 3 Billionen USD starken Hilfs-Paket von Joe Biden kommen.