Liebe Leser,
die Börse hat in den letzten Jahren eine Vielzahl an Trends erlebt, doch kaum einer hat so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen wie die rasante Entwicklung der Künstlichen Intelligenz (KI) und der Elektromobilität (EV). Immer mehr Unternehmen setzen auf diese zukunftsträchtigen Technologien und investieren enorme Summen, um ihre Position in diesen aufstrebenden Märkten zu sichern. Von innovativen Autoherstellern wie Tesla, über die Betreiber von Ladestationen wie EVgo, bis hin zu Rohstoffriesen wie Rio Tinto, die den Markt für Lithium dominieren wollen – die Profiteure dieses Wandels sind vielfältig. In diesem Update analysieren wir zunächst die aktuelle Trendentwicklung und werden etwas expliziter über einige der großen Akteure sprechen, die von dieser Tendenz profitieren könnten. Legen wir also los!
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Der Aufstieg der Elektromobilität und Künstlichen Intelligenz
An dieser Stelle ist es wichtig zu erwähnen, dass beide Trends früher oder später in eine echte Symbiose übergehen werden. Und ja, Elektrofahrzeuge (EVs) und Künstliche Intelligenz haben tatsächlich das Potenzial, die Weltwirtschaft grundlegend zu verändern. Während der Übergang von fossilen Brennstoffen zu erneuerbaren Energien und elektrischen Fahrzeugen immer mehr an Fahrt gewinnt, spielt KI zunehmend eine zentrale Rolle in Bereichen wie autonomes Fahren, Energiemanagement und der Entwicklung von humanoiden Robotern. Und genau diese Technologien revolutionieren nicht nur die Automobilindustrie, sondern auch viele andere Sektoren. Tesla ist dabei eines der prominentesten Beispiele für ein Unternehmen, das sowohl im EV- als auch im KI-Sektor tätig ist. Während der Konzern von Elon Musk mit seinen Elektroautos den Markt dominiert, investiert das Unternehmen auch stark in Bereiche wie Energiespeicherung und autonomes Fahren. Und dies macht die Bewertung von Tesla für Analysten besonders herausfordernd, da es viele verschiedene Faktoren zu berücksichtigen gibt.
Tesla ist sehr viel mehr als ein klassischer Autobauer
Neben der Produktion von Elektrofahrzeugen betreibt das Unternehmen auch eine schnell wachsende Energiespeicher-Sparte und investiert kräftig in KI-Technologien für selbstfahrende Autos und humanoide Roboter. Die Schätzungen für den Wert von Teslas Autogeschäft variieren stark. Einige Analysten setzen ihn bei lediglich 40 Mrd. USD an – weniger als der Wert von Ford oder General Motors. Andere sehen ihn bei bis zu 660 Mrd. USD und dies mehr als doppelt so hoch wie Bewertung von Toyota, dem größten Autohersteller der Welt. Diese gewaltige Spanne ist das Ergebnis unterschiedlicher Ansätze, wie Analysten die Erlöse von Tesla aufschlüsseln. Denn manche berücksichtigen bspw. Teslas Einnahmen aus der Ladeinfrastruktur und dem Verkauf von Software für autonomes Fahren, während sich die anderen nur auf den reinen Fahrzeugverkauf im Rahmen des E-Mobility-Trends konzentrieren.
Tesla sitz auf vielen zukunftsträchtigen Einnahmequellen, die sich erst am Anfang der Wachstumsphase befinden
Und für diese Annahme spricht allein schon die enorme Diskrepanz bei den Prognosen für Teslas Elektroautoabsatz. Während Tesla 2024 rund 1,8 Millionen Fahrzeuge verkaufen soll, gehen die die Analystenschätzungen für 2030 bspw. sehr weit auseinander: Die Experten erwarten dabei, dass Tesla zwischen vier und acht Millionen Fahrzeuge jährlich verkaufen könnte. Noch spannender wird es, wenn man sich Teslas Energiespeichergeschäft anschaut, das rapide wächst. Diese Story steckt im Großen und Ganzen noch in den Kinderschuhen, doch schon jetzt befindet sich Tesla damit in einer direkten Konkurrenz zu Branchenriesen wie General Electric und NextEra Energy. Dabei hat das Unternehmen im dritten Quartal 6,9 Gigawattstunden Batteriespeicher installiert, genug, um rund 700 US-Haushalte ein Jahr lang mit Strom zu versorgen, was einem Anstieg von etwa 73 % im Vergleich zum dritten Quartal 2023 entspricht. Auch bei der Bewertung dieser Sparte gibt es unter den Analysten keine einheitliche Meinung und so variieren die Schätzungen für diesen Geschäftsbereich von 50 bis 150 Mrd. USD. (Zum Vergleich: Die aktuelle Bewertung für die zuletzt thematisierten Top-Energie-/Utility-Stocks wie NextEra Energy und GE Vernova liegt derzeit bei rund 165 Mrd. USD bzw. 72 Mrd. USD). Und genau in diesem Zusammenhang kommt die Wachstumsfantasie bzgl. der Tesla-Energiesparte ins Spiel, das Tesla in den nächsten Jahren sogar klassische Energieversorger herausfordern könnte.
Die Rolle der Künstlichen Intelligenz: Robotaxis und humanoide Roboter
Abschließend zu Tesla ist es nun unbedingt wichtig zu erwähnen, dass der Konzern neben den Elektrofahrzeugen auch in der Künstlichen Intelligenz eine entscheidende Zukunftstechnologie sieht und im Großen und Ganzen eine Symbiose beider Technologien anstrebt. Insbesondere die Entwicklung von autonomen Fahrzeugen und humanoiden Robotern wird als Gamechanger betrachtet. Und diese Annahme mach absolut Sinn, wenn man bedenkt, dass beide Technologien schnell skalierbar und übertragbar sind.
Technologieskalierung wäre der nächste Wachstumstreiber
Sollte also der Trend rund um Selbstfahrende Autos in Schwung kommen und technologisch und Sicherheitstechnisch tatsächlich überzeugen, so wäre die Übertragung dieser Technologie Richtung Selbstfahrender Busse, Züge, Lastwagen, Schiffe und Flugzeuge nur eine Frage der Zeit. Was die Humanoide Robotik angeht, so wäre auch hier das Übertragungspotenzial enorm, sobald diese Technologie einen ähnlichen Einzug in das normale Menschenleben abseits des Industriesegments findet. Und daher kommt eine berechtigte Fantasie ins Spiel, dass sich Teslas KI-/Roboter-Sparte in den kommenden zehn Jahren zum wichtigsten Umsatz- und Gewinntreiber des Unternehmens entwickeln wird. Und genau diese Annahme sollten die Langfristinvestoren bei der Bewertung von Tesla niemals außer Acht lassen!
EVgo: Die Macht der Ladestationen und eines Short-Squeeze
Während Tesla stark auf den Verkauf von Elektrofahrzeugen und die Entwicklung von KI setzt, gibt es andere kleinere Unternehmen, die in Bereichen der Elektromobilität tätig sind, die oft übersehen werden – wie beispielsweise die Ladeinfrastruktur. EVgo ist ein solches Unternehmen, das sich auf den Betrieb von Ladestationen für Elektrofahrzeuge spezialisiert hat. Kürzlich sorgte die EVgo-Aktie für Schlagzeilen, als der Wert innerhalb nur weniger Tage um über 80 % zulegte. Dabei hatte diese fulminante Belegung gleich mehrere Gründe. Darunter ein Upgrade von J.P. Morgan von Hold auf Buy mit einem Kursziel von 7 USD und die Zusage eines Darlehens von bis zu 1,1 Mrd. USD vom US-Energieministerium.
Short-Squeeze
Ein weiterer wichtiger Faktor war der sogenannte Short-Squeeze, bei dem viele Investoren, die auf fallende Kurse gesetzt hatten, gezwungen waren, ihre Wetten zurückzukaufen. Etwa 25 % der für den Handel verfügbaren EVgo-Aktien wurden geliehen und leerverkauft. Das ist ein sehr hohes Niveau im Vergleich zum durchschnittlichen Short-Interesse für Aktien im S&P 500, das bei etwa 3 % liegt. Was das angesprochene Rating-Upgrade angeht, so hat der Analyst sehr plausibel auf das langfristige Wachstumspotenzial von EVgo als Betreiber von Ladestationen verwiesen. Explizit sieht man in EVgo ein Unternehmen, das durch die Kontrolle über seine eigene Ladeinfrastruktur seine Wachstumsraten besser steuern kann, sobald Elektromobilität so richtig in die Massen geht. Und genau diese strategische Ausrichtung könnte EVgo helfen, sich in einem Markt zu behaupten, der zunehmend wettbewerbsintensiver wird.
Lithium: Das Gold des Elektrozeitalters
Während Tesla und EVgo in den Endprodukten der Elektromobilität tätig sind, gibt es Unternehmen, die sich auf die Rohstoffe konzentrieren, die diese Technologien ermöglichen. Lithium ist dabei ein unverzichtbarer Bestandteil von Batterien für Elektrofahrzeuge, und der Markt für dieses Metall ist in den letzten Jahren förmlich explodiert. Warum die Lithium-Top-Stocks wie Albemarle und Co. nicht in Schwung kommen, haben wir schon oft thematisiert. Grund dafür ist der weiterhin vorhandene Überangebot an Lithium, der voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte 2025 abgebaut sein wird. Erst dann dürften wir auch schon eine Verbesserung beim Lithium-Preis beobachten, was auch eine positive Wirkung auf Lithium-Aktien haben würde. Bis dahin ist es allerdings wichtig Top-Profiteure zumindest im Blick zu behalten und ein besonders großer Profiteur dieses E-Mobility-Lithium-Booms ist der Bergbaukonzern Rio Tinto.
Rio Tinto auf Expansionskurs – der Konzern übernimmt Arcadium Lithium für 6,7 Mrd. USD
Durch diese Übernahme wird Rio Tinto zu einem der größten Produzenten von Lithium weltweit. Arcadium besitzt ja Minen in Argentinien und Australien sowie Verarbeitungsanlagen in mehreren Ländern, darunter die USA und China. Die Hauptprodukte von Rio sind derzeit Eisenerz, Kupfer und Aluminium. Doch durch die Arcadium-Übernahme kommt nun Lithium – eine Schlüsselkomponente in Batterien für Elektrofahrzeuge – dazu, was Rio’s Produktportfolio sinnvoll erweitert. Die Nachfrage nach Lithium wird in den kommenden Jahren voraussichtlich stark zunehmen, da immer mehr Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen und große Batteriespeicher benötigt werden, um die Schwankungen bei der Energieversorgung durch erneuerbare Energien auszugleichen. Rio Tinto hat sich also durch die Übernahme von Arcadium geschickt positioniert, um von diesem wachsenden Markt zu profitieren.
Fazit: Ein Blick in die Zukunft: Wer wird der Gewinner sein?
Abschließend ist es zu erwähnen, dass Tesla, EVgo und Rio Tinto nur exemplarisch für verschiedene Bereiche des aufstrebenden Marktes für Elektromobilität und Künstliche Intelligenz stehen. Tesla kombiniert dabei seine Dominanz im Elektrofahrzeugmarkt mit seiner Vision für autonome Fahrzeuge und KI, während EVgo auf den Aufbau der Infrastruktur setzt, die das Rückgrat der Elektromobilität bildet. Rio Tinto wiederum stellt sicher, dass es über die Rohstoffe verfügt, die diese Technologien zukünftig überhaupt erst möglich machen werden. Die zukünftige Entwicklung dieser Märkte bleibt jedoch unsicher. Während die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen und neuen Technologien wächst, gibt es auch Herausforderungen. Der weltweite Preiskampf bei EVs und die Schwankungen im Rohstoffmarkt für Lithium sind nur zwei Beispiele für die Schwierigkeiten, die auf die Unternehmen zukommen könnten. Dazu kommt die zunehmende Bedeutung der Geopolitik, wobei die Welt zu dem aktuellen Zeitpunkt auf globale Handelskriege zu steuern scheint. Und genau dies erschwert die Prognose der Trendentwicklung zusätzlich.
Technologie treibt den Wandel an der Börse voran
Was man jedoch in dieser Hinsicht nicht vergessen darf, wäre die Tatsache, dass der technologische Fortschritt aktuell als ein immer wichtiger Wachstumstreiber fungiert. Die Elektromobilität und Künstliche Intelligenz prägen nicht nur die Technologiebranche, sondern haben auch tiefgreifende Auswirkungen auf die Finanzmärkte. Unternehmen wie Tesla, EVgo und Rio Tinto sind an vorderster Front der technologischen Entwicklung und bieten Anlegern interessante Investitionsmöglichkeiten. Doch trotz des enormen Potenzials bleiben Unsicherheiten, insbesondere hinsichtlich der Nachfrage und der Preisvolatilität bei Rohstoffen bestehen, weswegen die Anleger sowohl die Chancen als auch die Risiken im Auge ganz genau im Blick behalten sollten.