Liebe Leser,
die immer noch andauernde COVID-Pandemie hat in den vergangenen Monaten sehr viele Märkte verändert. Grund dafür waren u. A. gestörte Lieferketten, die letztendlich zu ganz neuen, stark gestörten Angebot-Nachfrage-Verhältnissen geführt haben. Und so sahen wir gerade bei wichtigen Roh- und Baustoffen sehr starke und unerwartete Preisexplosionen, die selbstverständlich auch entsprechende Roh- und Baustoff-Stocks auf neue Hochs brachten. Auch Holz ist im vergangenen Jahr zu einer echten Mangelware geworden, wobei der Lumber-Future-Preis an der Chicago Mercantile Exchange Mitte Mai 2021 ein neues Rekordniveau bei über 1.700 USD pro 1.000 Feet aufgestellt hat.
Ursächlich dafür war die Kombination aus pandemiebedingten Engpässen und einer schnell steigenden Nachfrage, die eine katalysatorische Wirkung auf den Holz-Preis hatte. Explizit zu erwähnen wäre hier der Grund der Engpässe, denn dieser hat einen fundamentalen Charakter und lässt sich auf keinen Fall schnell eliminieren, was insgesamt die mittelfristige Story der weiterhin hohen, oder im Best Case sogar steigenden Holzpreisen begründet: Wie in den meisten Sektoren mussten viele Holzunternehmen aufgrund der COVID-Pandemie viele Arbeitskräfte entlassen, die Produktion stark runterfahren und so wurden bspw. seit dem COVID-Outbreak in den USA bis April 2021 etwa 40 % aller Sägewerke in Nordamerika geschlossen.
Das offensichtliche Problem war jedoch die Tatsache, dass die Holznachfrage in diesem Zeitraum enorm nach oben geschnellt war. Grund dafür war das niedrige Zinsniveau und zunehmende Inflationsängste, was letztendlich in Bauboom und einer sehr schnellen Erholung des Immobilienmarkts mündete. Viele Amerikaner, die zusätzlich COVID-Hilfspakete bekommen haben, entschieden sich das günstige Zins-Momentum zu nutzen und das u.a. während der Pandemie eingesparte Geld in den Kauf eines Hauses zu investieren. Und so stieg die Anzahl von den im April 2021 verkauften neuen Häusern im Vergleich zum Vorjahreswert um beachtliche 48 %. Gleichzeitig explodierte in diesem Zeitraum auch die Anzahl von neuen Baugenehmigungen, was die Haus-Bau-Industrie noch mehr in Schwung brachte und folglich die Nachfrage nach Holz - als Baumaterial noch mehr katalysierte.
Aktuell kommt der Holz-Sektor immer besser in Schwung, doch es wird noch eine ganze Weile dauern, bis man die Nachfrage endlich voll bedienen kann. Zumal die Auslastung der Sägewerke nach wie vor sehr gering bleibt. Dazu kommt auch der völlig verständliche Wunsch vieler Holz-Konzerne, maximal viel aus so einer unikalen Situation rauszuholen. Und somit ist es sehr wahrscheinlich, dass sie in der absehbaren Zeit nicht wirklich dazu veranlagt sind, das Angebot schnell und um jeden Preis nach oben zu fahren, da sie eben bei höheren Holz-Preisen deutlich mehr Gewinne realisieren. Und daher wäre es sehr gut möglich, dass der Holz-Preis mittelfristig sich zumindest auf einem hohen Niveau einpendeln wird.
Genau das ist der Grund, wieso die Aktien von Holz-Konzernen eine sehr gute und plausible Story-Möglichkeit bieten, um von dieser temporären Holz-Knappheit-Situation zu profitieren. Und das ganz abgesehen davon, dass mit dem endlichen Anlauf des globalen US-Infrastruktur-Erneuerungsprogramms die Holz-Nahfrage-Story einen zusätzlichen Wachstumsimpuls bekommen könnte. Bidens-Initiative sieht ja für die nächsten acht Jahre Reparaturen von Straßen und Brücken sowie Investitionen in den Bau neuer Flughäfen, Transitsysteme und weiterer Infrastrukturobjekte vor. Dies wird zunächst typischerweise die Nachfrage nach Beton und Stahl in die Höhe treiben, doch dann wird man auch auf Holz und Holzprodukte umswitchen, die bei Fertigstellung zahlreicher Infrastrukturobjekte sowohl beim Rohbau als auch für Ausstattung der Innenräume benötigt werden.
Und so haben wir eine sehr spannende Situation, wo die enorm hohe Nachfrage auf sehr begrenzte Ressourcen (Holz) trifft, was letztendlich zum erneuten überproportional hohen Anstieg der jeweiligen Preise führen könnte.
Typische Profiteure dieser Entwicklung sind logischerweise Konzerne, die sich mit der Herstellung und dem Vertrieb verschiedenen Holzprodukte beschäftigen und einer von denen ist Weyerhaeuser (WY). Das Unternehmen ist eines der größten Forstprodukte-Unternehmen der Welt, das in der Pflanzung, Abholzung und Verarbeitung von Holz aktiv ist. Die Gesellschaft bewirtschaftet eigenes und gepachtetes Waldland vorwiegend in den USA und in Kanada und produziert darüber hinaus zahlreiche Holzprodukte. Weyerhaeuser ist in nahezu jedem Aspekt der Holzindustrie aktiv: vom Pflanzen über das Ernten und den Handels des Rohstoffes bis hin zur Herstellung von Endprodukten wie Sperrholzprodukte, Spanplatten (OSB) oder Bau- und Konstruktionsholz. Es besitzt mehr als 11 Millionen Hektar Waldfläche in den Vereinigten Staaten und verwaltet weitere 14 Millionen Hektar unter langfristigen Lizenzen in Kanada. Geographisch verteilt sich die Waldfläche auf die Vereinigten Staaten: 55 % im Westen; 44 % im Süden und 1 % im Norden. In den USA werden derzeit 35 Holzfabriken betrieben.
Ähnlich ist die Story rund um die Aktie von West Fraser Timber (WFG). Der Konzern ist der nordamerikanische Leader bei der Herstellung von Holz und Grobspannplatten (OSB). Sonst ist es ein stark diversifiziertes Holzprodukteunternehmen, das auf rund 60 Fabriken in Kanada Holz, Platten, Zellstoff und Papier produziert und verkauft. Im Angebot ist das komplette Universum: Produkte aus Fichten-Kiefer-Tanne, Douglasie-Lärche, Hem-Fir-Baum und gelbe Kiefer Holz. Zudem kommen Holzprodukte wie Faserplatten und Sperrholz; laminierte Furnierholzholzprodukte; Kraftzellstoff zur Herstellung verschiedener Papierprodukte, einschließlich Druck- und Schreibpapier, Spezialqualitäten. Und genau in diesem Segment (Holzprodukte) sollte der anhaltende Bauboom weiterhin für eine sehr hohe Nachfrage sorgen.
UFP Industries (UFPI), ehemals Universal Forest entwickelt, produziert und vertreibt Holz und Holzalternative Produkte in Nordamerika, Europa, Asien und Australien. Das Unternehmen ist ein Anbieter von holzbasierten Produkten. Das fängt bei dekorativen Elementen für Büros und Wohnungen an, geht über Holzhaus-Konstruktionen, Brücken bis hin zu Holzverkleidungen für Terrassen. Von einem wachsenden Interesse an ökologischen Bauprodukten, wie Holz, kann das Unternehmen in den kommenden Jahren ebenfalls stark profitieren. Mit rund 170 Standorten weltweit ist UFP Industries in der Lage schnell auf die Kundenanforderungen zu reagieren und sie mit den benötigten Materialien ggf. über Tochtergesellschaften zu beliefern. Der größte Nachfrageaufschwung wird hier jedoch vom boomenden US-Bau-Markt erwartet.
Interessant ist auch die Aktie von Louisiana-Pacific Corp. (LPX), dessen Aktie zuletzt ein neues Allzeithoch markierte, nun aber etwas zurückkommt. Das Unternehmen ist ein US-Hersteller von Baumaterialien und verschiedenen Bau- und Konstruktionsprodukten aus Holz. Der Hauptabsatzmarkt ist die USA, der Konzern ist aber auch in Brasilien und Chile aktiv. Die Produkte werden hauptsächlich im Neubau, für Reparatur- und Renovierungsarbeiten sowie für Fertighauskonstruktionen verwendet. Die Gesellschaft besitzt Waldgebiete im Süden der USA und verwaltet weitere 2 Mio. qkm in Kanada. Zu den Hauptprodukten von Louisiana-Pacific gehören bspw. Grobspanplatten und Spanstreifenhölzer, welche in ganz Nord- und Südamerika verkauft werden. Dabei ist der Konzern schon mehr als 40 Jahren auf dem Markt aktiv.
Watchlist-reif wäre auch das Unternehmen Simpson Manufacturing (SSD). Dies ist ebenfalls ein Hersteller von Holzbauprodukten. Das Unternehmen bietet Verbinder, Fachwerkplatten, Befestigungssysteme, Befestigungselemente, vorgefertigte Seitensysteme, Betonbauprodukte, Klebstoffe, mechanische Anker, Hartmetallbohrer, pulverbetätigte Werkzeuge und faserverstärkte Materialien an. Simpson Manufacturing vermarktet seine Produkte auf den Märkten für Wohn-, Leichtindustrie- und Gewerbebauten sowie auf den Märkten für Umbau und Heimwerker und kann daher ebenfalls vom laufenden Bauboom, aber auch von dem angelaufenen gesellschaftlichen Umschwung Richtung nachhaltiger, ökologischer Baustoffe profitieren.
Abschließend lässt sich erwähnen, dass man vor dem Hintergrund des boomenden US-Bau-Markts, einer steigenden Nachfrage nach Holz-Produkten, aber auch aufgrund steigender Holzpreise auch weitere Aktien im Blick haben sollte. Dazu gehören Konzerne wie
- PotlatchDeltic (PCH) - besitzt genauso wie Weyerhaeuser nicht nur Fabriken und Waldgebiete, sondern auch die Sägewerke.
- Boise Cascade (BCC) - stellt Holzprodukte her und vertreibt Baustoffe in den USA und Kanada. Die Gesellschaft ist in zwei Segmenten tätig, Holzprodukte und Baustoffvertrieb. Das Segment Holzprodukte stellt laminiertes Furnierholz und laminierte Balken her, die bei Bau und Renovierung von Wohnungen und Häusern verwendet werden.
- Und Schließlich Rayonier (RYN). Das Unternehmen ist ein führender US-amerikanischer REIT mit Fokus auf Vermietung und Verwaltung von Waldgebieten.
Favorisiert werden derzeit großkapitalisierte Konzerne, die auf Basis bekannter Multiplikatoren, wie KGV / KUV etc. (s. Liste) eine günstige Bewertung, bei einer angeschlagenen charttechnischen Situation vorweisen können. Denn genau hier ergibt sich unter der Annahme eines weiterhin hohen oder sogar steigenden Holzpreises ein deutlich besseres CRV. Sollte man sich jedoch nicht auf Stock-Picking konzentrieren, so wäre auch die globale Holz-ETF wie iShares Global Timber & Forestry ETF (WOOD) eine durchaus interessante Alternative, um den Holz-Trend zu spielen.
Viel Erfolg und bleiben Sie Profitabel!