Liebe Leser,
Anfang Februar haben wir uns Luxus-Trend und Top-Luxusstocks bei den Kaufsignalen im aktien Premium Package angeschaut. Im Vordergrund stand der Faktor einer langjährigen Trendstabilität und die spezifische Trendgestaltung, wobei menschliche Emotionen und der Wunsch, sich durch Besitz luxuriöser Gegenstände von der grauen Masse abzuheben im Großen und Ganzen als ein langfristiger Wachstumstreiber fungieren. Und so gelangen wir zu der wichtigsten Annahme des Luxustrends, wobei man größere Korrekturphasen bei den Top-Luxus-Stocks unbedingt als interessante Entry-Chancen betrachten soll, denn die Branche befindet sich weiter im Wachstumsmodus, wobei Top-Konzerne wie LVMH, Kering und Co. schon seit Jahren sowohl ihre Umsätze als auch Gewinne steigern.
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Ende Februar passierte jedoch ein unerwartetes Ereignis, das globale geopolitische und wirtschaftliche Gleichgewicht sehr stark gestört hat. Der aufgeflammte Ukraine-Konflikt führte dazu, dass der Westen massive Sanktionen gegen die Russische Föderation verhängte, was zur Umgestaltung der Güter- und Kapitalströme führt. Gleichzeitig haben viele westlichen Firmen eigene Initiativen gegen die Russische Föderation gestartet und haben beschlossen, ihre Geschäfte in Russland und mit russischen Partnerfirmen mit einer fast sofortigen Wirkung einzustellen.
Auch die Luxus-Industrie hat dieser moralischen Überlegung gefolgt und den russischen Markt verlassen. Dies hat zu dem damaligen Zeitpunkt viele Investoren verunsichert, da man angenommen hat, dass man dadurch eine ergiebige Umsatzquelle verlieren würde. In Kombination mit wirtschaftlichen Spannungen, den damals herrschenden COVID-Sorgen und der weiter steigenden Inflation entstand zu dem damaligen Zeitpunkt ein sehr negatives News-Momentum, was die Stocks in ihrer Korrektur-Bewegung leicht beschleunigte. Verursacht wurde dies durch Ungeduld und eine überemotionale Reaktion der Anleger, die fast schon panisch einen Ausstieg aus Aktien suchten.
Die Aktien der Top-Luxus-Stocks wurden ebenfalls abgestraft, doch mittlerweile haben sie eine schnelle Erholungsbewegung, wie z. B. LVMH, absolviert und notieren sogar teilweise über dem Niveau von vor dem Ukraine-Konflikt. Grund dafür ist die allgemeine emotionale Beruhigung und die Tatsache, dass der Ausstieg aus dem russischen Markt westliche Luxuskonzerne nur sehr leicht treffen wird. Früheren Jahresberichten zufolge liegt der globale RF-Exposure bei einer LVMH und Co. bei rund 2-3 %. Angesichts der Tatsache, dass LVMH seine Umsätze im Jahr 2021 um rund 44 % auf über 64 Mrd. Euro steigerte, ist es für das französische Unternehmen gar kein großes Problem.
Abgesehen davon hat bspw. die LVMH-Führung wohl den besten Draht nach Russland, was bei einer möglichen Situation-Entspannung auch die schnelle Rückkehr des Unternehmens in die RF bedeuten würde. Dafür spricht auch die Tatsache, dass der LVMH-Chef Bernard Arnault – der drittreichste Mensch der Welt im Jahr 2016 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin in Kreml empfangen wurde. Gleichwohl bedeutet der strategische Abzug aus der russischen Föderation nicht unbedingt, dass man den ganzen russischen Umsatzanteil und Wachstumschancen verlieren wird. Und dafür sorgt der bereits angesprochene explizite Wachstumstreiber des Luxus-Trends – Emotionen, die der Besitz luxuriöser Gegenstände auslöst.
Diese Emotionen und der Wunsch, den eigenen Statussymbol durch Besitz luxuriöser Gegenstände zu steigern, wird letztendlich dazu führen, dass reiche Russen ihre Einkäufe deutlich mehr auf Reisen in europäische Länder machen werden, wo sie mit Ausnahme einiger Oligarchen und Putin-nahen Personen sowieso sehr willkommene Gäste und Kunden sind. Gleichzeitig wird der Abzug der Luxus-Konzerne aus der RF zur Entstehung von halblegalen Grauzonen führen, wobei Top-Luxuskonzerne ihre Produkte an unabhängige Drittanbieter verkaufen, die sie wiederum nach Russland importieren. Dies ist ja nicht verboten, nur eben moralisch fraglich. Und solange es nicht verboten wird, findet der Kapital- und Güterstrom immer wieder neue Möglichkeiten finden, um verschiedene Restriktionen und ggf. sogar Sanktionen zu umgehen, um die hohe Nachfrage noch profitabler zu befriedigen.
Und so gelangen wir zu der wichtigsten Update-Annahme, dass der globale Abzug der Luxus-Industrie aus der Russischen Föderation, keinen wesentlichen Umsatz- und Gewinn-Belastungsfaktor darstellen wird. In Kombination mit der weiterhin intakten langfristigen Wachstumsstory der Luxusindustrie ergibt also diese temporäre Schwäche-Phase weiterhin eine sehr interessante Einstiegsmöglichkeit. Und dafür sprechen mittlerweile auch die positiven Analystenkommentare. So hat bspw. JPMorgan Anfang April die Coverage der LVMH-Aktie mit einem Overweight-Rating und einem Kursziel von 780 Euro gestartet. Die Franzosen seien mit Richemont (Luxus-Konzern aus der Schweiz) seine Favoriten. Insgesamt geht man davon aus, dass beide Unternehmen bei den nächsten Q1-Berichten besser als erwartet abschneiden könnte.
Was LVMH angeht, so ist der Konzern nach der vollständigen Verschmelzung mit der Marke Christian Dior im Jahr 2017 zu einem Star im Mode- und Lederwaren-Segment aufgestiegen. Dabei gelang es dem französischen Unternehmen für das abgelaufene Jahr 2021 mit einem 44%igen Umsatzwachstum zu überzeugen. Dabei wuchs man in Q4 im Vergleich zu Q4/19 (v.d. Pandemie) um 30 % in den USA und um 40 % in Asien. Explizit China machte dabei rund 40 % der Umsätze aus. Was erneut die Annahme unterstreicht, dass China-Luxus-Sachen-Konsum in den nächsten drei Jahren weiterhin bei rund 40-45 % der globalen Luxus-Umsätze ausmachen wird. Das Produktportfolio des französischen Konglomerats besteht aus mehr als 75 Prestigemarken aus den Bereichen wie Wein & Spirituosen, Mode & Lederwaren, Parfüm & Kosmetik sowie Uhren & Schmuck, die weltweit in den eigenen Geschäften und mittlerweile über das Internet vertrieben werden. Dazu zählen neben sehr gut bekannten Marken wie Louis Vuitton und Moet Hennessy u. a. auch Bulgari, Givenchy, Kenzo, Dior, Tag Heuer, Ebel oder auch Dom Perignon. Darüber hinaus ist der Konzern als Kunstauktionator und im Verlagswesen tätig.
Im Fall von Richemont hat der JPMorgan Analyst Seine Coverage mit einem Overweight und einem Kursziel von 165 CHF initiiert. Auch hier rechnet man mit einem starken Q1-Ergebnis und dem gesamten FY22-Verlauf. Die Compagnie Financière Richemont ist ein führender Luxusgüterkonzern, der sich vorwiegend auf Uhren, Schmuck und exklusive Accessoires spezialisiert hat. Die Produkte der zur Gruppe gehörenden Unternehmen lassen sich in vier Gruppen zusammenfassen: Schmuck, Uhren, Accessoires und Mode. Jede der zum Unternehmen gehörenden Firmen wird als unabhängige Einheit betrieben, um deren Exklusivität nicht zu verlieren - ein weiterer sehr wichtiger Erfolgsbaustein im Geschäft mit menschlichen Emotionen. Die Produkte der einzelnen Hersteller werden über verschiedene Vertriebswege verkauft. Dazu gehören eigene Boutiquen, Franchisenehmer sowie Boutiquen Dritter. Die Gruppe agiert weltweit, wobei der größte Absatzmarkt Europa ist.
Den Anfang einer schönen Rebound-Bewegung sehen wir mittlerweile bei der Aktie des Modehauses Hermes International. Die Analysten rechnen hier für das erste Quartal nur mit einem soliden Ergebnis, und daher wurden die Kursziele zuletzt auf lediglich bis zu 1.314 Euro (UBS) angepasst. Daher ist hier etwas mehr Vorsicht geboten. Konservative Trader warten erst Q1-Zahlen ab. Die Unternehmensgruppe ist ebenfalls international in der Produktion von hochwertigen Modeartikeln tätig. Das breite Produktportfolio beinhaltet Lederwaren, Schals, Krawatten, Damen- und Herrenbekleidung, Parfums, Uhren, Schmuck, Notizbücher, Hüte, Schuhe, etc. Dabei sind die exklusiven Produkte in verschiedenen Größen, Farben und Materialien erhältlich und gehören weltweit zu begehrten Luxuswaren. Gleichzeitig bietet Hermes mit Sondereditionen und individuell gefertigten Unikaten wie der so genannten Birkin Bag, einer mit Diamanten verzierten Damenhandtasche, etc. den Konsumenten mit dem nötigen Kleingeld die passenden Accessoires. Für exklusive Sondereditionen werden Preise im oberen fünf- bis sechsstelligen Bereich aufgerufen.
Remy Cointreau, dessen Aktie nun sehr dynamisch reboundet, ist eine französische Unternehmensgruppe die Weine und Spirituosen produziert und vertreibt. Interessanterweise läuft die Erholungsbewegung an, wobei SocGen Analysten Ende März ihr Sell-Rating mit einer Kurszielsenkung von 180 auf 163 Euro bestätigt haben. Die Produktkategorien des Spirituosenspezialisten sind in Rémy Martin, Liköre und Spirituosen und Partnermarken unterteilt. Geographische ist der Konzern ist in Europa, dem Nahen Osten und Afrika, Amerika und Asien-Pazifik gegliedert. Was bei der Aktie für weitere Impulse sorgen könnte, wäre die Re-Opening, da hochwertige Spirituosen sehr oft von Touristen als Geschenke gekauft werden. Gleichzeitig nimmt mit der Re-Opening auch der Absatz von Spirituosen an den Flughäfen zu, was das Geschäft von Remy ebenfalls mitankurbeln könnte.
Weitere Aktie, die Investoren in dieser Hinsicht auf der Watchlist haben sollten, gehören dem italienischen Bekleidungsunternehmen französischer Herkunft Moncler. Der Konzern hat sich auf die Herstellung und den Vertrieb von hochwertigen Bekleidungsartikeln und Accessoires für Damen, Herren und Kinder spezialisiert. Der besondere Fokus liegt dabei auf der Produktion von wattierten Daunenjacken aus dem oberen Preissegment, die mittlerweile zum Wiedererkennungszeichen des Unternehmens geworden sind.
Abschließend lässt sich auch erwähnen, dass Investoren, die nicht auf Stock-Picking stehen, aber dennoch den Luxustrend spielen wollen, gibt es immer noch eine gute Möglichkeit dies über ein ETF zu tun. Auf diese Weise entkommt man den meisten Einzelaktienrisiken und bekommt zusätzlich ein besser diversifiziertes Stock-Portfolio. Sollte man sich also für diese Alternative entscheiden, so sollte man Richtung Amundi S&P Global Luxury UCITS ETF (GLUX.MI) schauen, der den S&P Global Luxury Index (SPGLGUN) abbildet.
Im Fall von Stock-Picking, favorisieren wir derzeit vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-Perspektive eine Kombination aus einem groß-/mittelkapitalisierten Konzern; einer aufgrund der allg. Marktkorrektur angeschlagenen Charttechnik und einer KGV/KUV-technisch vorteilhaften Bewertung. In diesem Fall dürfte man dann ein sehr gutes CRV haben. Und somit wäre die Aktie von LVMH wohl die optimale Variante.
Viel Erfolg und bleiben Sie profitabel!
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