Tracking Luxus-Trend: LVMH kurz vor dem Breakout auf neues Allzeithoch und warum man Tapestry (TPR) kennen sollte!

08.12.2022
um 09:20 Uhr

Liebe Leser,

Anfang Februar haben wir uns Luxus-Trend und Top-Luxusstocks angeschaut. Im Vordergrund stand der Faktor einer langjährigen Trendstabilität und die spezifische Trendgestaltung, wobei menschliche Emotionen und der Wunsch, sich durch Besitz luxuriöser Gegenstände von der grauen Masse abzuheben, im Großen und Ganzen als ein langfristiger Wachstumstreiber fungieren. Und so gelangten wir zu der wichtigsten Annahme des Luxustrends, wobei man größere Korrekturphasen bei den Top-Luxus-Stocks unbedingt als interessante Entry-Chancen betrachten sollte, denn die Branche befindet sich weiter im Wachstumsmodus, wobei Top-Konzerne wie LVMH und Co. schon seit Jahren sowohl ihre Umsätze als auch Gewinne steigern.

Zu der globalen Situation lässt sich der folgende Umschwung anmerken: Während sich die Inflation verlangsamt, werden die Anleger immer mehr von der Möglichkeit einer harten Rezession verunsichert. Gründe dafür gibt es mehr als genug: ein stärkerer US-Dollar, niedrigere Konsumausgaben und eine niedrige Sparquote führen insgesamt zu einer Verlangsamung der globalen Wirtschaftsentwicklung bei. Doch in dieser Hinsicht beobachtet man ein interessantes Phänomen, weswegen Luxus-Industrie weiterhin als eine interessante Anlagevariante zu sein scheint: Während also Hersteller von lebenswichtigen Konsum-Gütern Schwierigkeiten haben, die Aufmerksamkeit der Inflation-besorgter Käufer zu erregen und ihre Jahresprognosen senken, bleibt die Nachfrage nach Luxus-Gütern weiterhin stark.

Dies bestätigte während der letzten Telefonkonferenz auch LVMH-Finanzchef Jean-Jacques Guiony. Er hat explizit hervorgehoben, dass das Verbraucherverhalten der Zielgruppe des Unternehmens nicht der allgemeinen schwierigen wirtschaftlichen Situation entspricht. Mit anderen Worten, während die Armen und die Mittelschicht ihre Ausgaben kürzen, geben wohlhabende Verbraucher das Geld weiterhin aktiv aus. Und dies ist eine sehr gute Ausgangssituation, da die Luxus-Konzerne problemlos ihre Preiserhöhungen durchsetzen können, ohne dabei die Nachfrage sofort negativ zu beeinträchtigen.

Gleichzeitig kommt die Vermutung ins Spiel, dass die Luxus-Branche auch von der diesjährigen Ferien- und Neujahrsverkaufssaison profitieren wird. Grund für diese Annahme sind die Zahlen vom aktuellen Black-Friday-Event, wobei die Verbraucher in den USA eine Rekordsumme von 9,12 Mrd. USD für Online-Einkäufe ausgegeben haben. Zuversichtlich stimmen hier auch historische Beobachtungen bzgl. Luxus-Unternehmen-Verhalten in Krisenzeiten. Denn insgesamt bleiben sie stabil. Dies sah man bspw. während der Finanzkrise 2008/09. Damals verzeichneten die Top-Unternehmen der Branche wie LVMH, Ralph Lauren, Tapestry etc. nur einen leichten Umsatzrückgang und einige sind sogar weiter gewachsen. Und dieses, der globale Schwäche trotzende Verhalten sehen wir derzeit beim Unternehmen LVMH erneut.

Der Anfang des Jahres vorgestellte Favorit LVMH hat sich seit Anfang des Jahres sehr gut erholt und steht mittlerweile kurz vor einem Big-Picture-Breakout auf ein neues Allzeithoch. An dieser Stelle wäre es schon Trading-technisch ratsam, Teilgewinne zu realisieren, da die allgemeine wirtschaftliche Situation weltweit ungewiss bleibt. Im Raums stehen weiterhin Fragen, wie die hohe Inflation, die strenge Zinspolitik der FED, die Härte der Rezession, die man im kommenden Jahr wohl kaum weder in den USA als auch in der EU vermeiden wird etc. Einen viel zu großen Einfluss auf die Luxus-Branche werden diese temporären Ereignisse wohl kaum haben, dennoch wäre es denkbar, dass das allg. Wachstum sich verlangsamen wird, was einige gut gelaufene Aktien wie LVMH in eine erneute charttechnische Korrektur versetzen wird.


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Und da wir in dieser Hinsicht der aufgestellten Annahme (Luxus-Top-Stocks in Korrektur-Phasen einzusammeln) treu bleiben, werfen wir heute einen Blick auf Paar andere noch angeschlagene Luxus-Stocks, die über ein nettes Erholungspotenzial verfügen. Zuvor aber die gewohnte Übersicht über die Stocks, die man im Rahmen des Luxus-Trends auf der Watchlist haben sollte.


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https://viz.traderfox.com/peer-group-tabelle/IT0004965148/LS/moncler-spa/aktien-20376-60893-21698-21701-19947-20453-21438-60691-3453847-5801270-48265-4798520-64630

Im heutigen Update geht es um die Aktie des mit rund 10 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Tapestry (TPR), die nach besser als erwarteten Q1-Zahlen, eine dynamische Erholungsbewegung startete und ein neues Lokalhoch markierte, womit der Wert die mehrmonatige Abwärtsbewegung beenden hat. Der Konzern entwickelt und vertreibt Premium-Kleidung, Schuhe, Taschen und andere Accessoires unter den Marken Coach, Kate Spade New York und Stuart Weitzman. Das Unternehmen gehört zu den zehn größten Vertretern der Luxusindustrie. Tapestry wurde 1941 gegründet und war bis 2017 als Coach bekannt.


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Das US-amerikanische Modehaus Coach bleibt trotz ständiger Bemühungen um Marken-Diversifizierung die Hauptmarke im Portfolio von Tapestry. Diese Sparte macht mehr als 73 % des Gesamtumsatzes des Unternehmens aus (4,92 Mrd. USD, wobei der FY22-Umsatz sich im Vergleich zu 2021 um 16 % auf insgesamt 6,68 Mrd. USD erhöhte). Die starke Positionierung von Coach sorgt für eine hohe Vertriebsstärke und eine beeindruckende operative Marge von 30,3 %. Coach genießt auch einen Wiedererkennungswert von 90 % und belegte im Luxustaschensegment nach Louis Vuitton, Prada, Gucci und Chanel den fünften Platz.

Dazu kommt auch eine nette Wachstumsfantasie ins Spiel, denn Coach ist mittlerweile auch zu einer der beliebtesten Luxusmarken in China geworden. Dies sorgt sowohl für eine langfristige Wachstumsannahme als auch für eine kurzfristige Nachfrage-Boom-Spekulation, sobald China seine Zero-COVID-Politik etwas lockert, oder gar komplett aufgibt. Zumal einige Experte davon ausgehen, dass gerade China bis zum Jahr 2025 zum größten Markt für Luxusgüter der Welt aufsteigen wird.

Dies ist wichtig, denn Coach-Erfolg erlaubt es dem Konzern, mit dem erwirtschafteten Geld auch andere Brand-Namen zu entwickeln. Die am schnellsten wachsende Sparte ist derzeit Kate Spade, die hochwertige Damenbekleidung, Schuhe und Accessoires anbietet. Kate Spade hat noch ein erhebliches Wachstumspotenzial für bspw. internationale Expansion. Derzeit befinden sich rund 48 % aller Kate-Spade-Geschäfte im Ausland, während bei Coach es bspw. schon 64 % alle Geschäfte sind.

Sehr schönes Potenzial hat man auch bei der 2015 übernommenen Marke für Damenbekleidung und -schuhe Stuart Weitzman. Und in diesem Fall ist man zunächst mit der Veredelung des Brands beschäftigt, wobei immer mehr Premium-Segment der Luxusbranche angepeilt wird. In den letzten zwei Jahren ist die Anzahl der Geschäfte dieser Marke von 131 auf 100 gesunken, aber der Umsatz pro Standort ist von 2,19 Mio. USD auf 3,18 Mio. USD gestiegen. Die übliche Vorgehensweise ganz nach dem Motto,- weniger ist mehr. In Zeiten von steigenden Kosten u.a. für das Personal, Material etc. hat man hier eindeutig (zumindest) den Vorteil einer besseren Kosteneffizienz, wobei die Anzahl von Geschäften in den besseren Zeiten bspw. einer wirtschaftlichen Erholung, oder gar -aufschwungs leicht erhöht werden könnte. Stuart Weitzman ist zu diesem Zeitpunkt noch unprofitabel, doch der steigende Umsatz in Kombination mit der deutlich höheren Premium-Marge dürfte zukünftig eine positive Wirkung haben und die Sparte in die Profitabilität führen.

Was die operative Performance des Konzerns angeht, so gelang es TPR im vergangenen Jahr sowohl seine Umsätze von 5,75 Mrd. USD auf 6,68 Mrd. USD als auch Gewinn von 834,20Mio. USD auf 856,30 Mio. USD zu steigern, was vor dem Hintergrund einer viel zu hohen Inflation und der globalen Konsumschwäche gar kein schlechtes Resultat war.

Im vergangenen September präsentierte das TPR-Management seine Ziele bis 2025, wonach der Umsatz bis zum Ende dieses Zeitraums 8 Mrd. USD erreichen soll, was im Vergleich zu FY22 einer Steigerung von fast 20 % entspricht.

  • Der Umsatz von Coach wird bei 5,70 Mrd. USD (+16 % gegenüber FY22) bei einer Marge von etwa 30 % erwartet.
  • Der Umsatz von Kate Spade soll gegenüber FY22 um rund 31 % auf 1,90 Mrd. USD mit einer Marge von 15 % steigen.
  • Der Umsatz von Stuart Weitzman dürfte weiterhin das schnellste Wachstum von etwa 42 % auf 450 Mio. USD bei einer operativen Margen-Verbesserung auf etwa 7-9 % zeigen.

Darüber hinaus plant das Unternehmen, bis 2025 Aktienrückkäufe und Dividendenzahlungen, die durch einen soliden freien Cashflow unterstützt werden, durchzuführen. Die aktuelle Dividendenrendite von Tapestry beträgt rund 2,7 %, was ebenfalls nett ist.

Die Annahme ist plausibel, v.a. dann, wenn man auf die stabile Performance im vergangenen Q1 schaut. Wie der Konzern am 10.11.2022 mitteilte stieg der Q1-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 1,7 % auf 1,51 Md. USD (Konsens: 1,50 Mrd. USD). Das EPS von 0,79 USD fiel ebenfalls besser als die erwarteten 0,75 USD aus. Und dies geschah vor dem Hintergrund von zahlreichen Problemen, mit denen die gesamte Wirtschaftswelt derzeit zu kämpfen hat. Für FY23 rechnet man mit den Umsätzen im Bereich von 6,5-6,6 Mrd. USD (Konsens: 6,88 Mrd. USD) bei einem EPS von 3,60-3,70 USD (Konsens: 3,82 USD), was sich vor dem Hintergrund eines möglichen Reopenings in China und eines milderen Rezessionsverlauf und womöglich einer schneller als erwarteten Wirtschaftserholung und eines besseren Konsumverhaltens als zu konservativ herausstellen könnte.

Für das Unternehmen spricht eben seine Brand-Stärke. Dazu kommen Wachstumsfantasien rund um Portfolio-Veredlung und Diversifikation der Brands und ferner die Story rund um internationale Expansion und explizit China. Charttechnisch sieht das Bild ebenfalls sehr positiv aus, wobei die Aktie einen netten Rebound startete. Zum Kurspotenzial muss man allerdings sagen, dass dieser zu diesem Zeitpunkt eher auf bis zu der marke von 50 USD beschränkt ist. Der Konzern braucht eben einen globalen Konsum-Aufschwung ein eine Aussicht auf die Verbesserung der Gesamtsituation weltweit. Erst dann wäre der Breakout auf ein neues Jahreshoch wahrscheinlich.


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Abschließend lässt sich auch erwähnen, dass Investoren, die nicht auf Stock-Picking stehen, aber dennoch den Luxustrend spielen wollen, gibt es immer noch eine gute Möglichkeit dies über ein ETF zu tun. Auf diese Weise entkommt man den meisten Einzelaktienrisiken und bekommt zusätzlich ein besser diversifiziertes Stock-Portfolio. Sollte man sich also für diese Alternative entscheiden, so sollte man Richtung Amundi S&P Global Luxury UCITS ETF (GLUX.MI) schauen, der den S&P Global Luxury Index (SPGLGUN) abbildet.

Im Fall von Stock-Picking, favorisieren wir derzeit, vor dem Hintergrund einer langfristigen Investment-Perspektive eine Kombination aus einem groß-/mittelkapitalisierten Konzern; einer aufgrund der allg. Marktkorrektur angeschlagenen Charttechnik und einer KGV/KUV-technisch vorteilhaften Bewertung. In diesem Fall wäre die Aktie von LVMH wohl die optimale Variante, doch sie hat sich schon sehr gut erholt, weswegen Kurspotenzial beschränkt wäre. Hier sollte man lieber auf eine bessere Einstiegschance warten.

Wer allerdingt etwas mehr Risiko akzeptieren möchte, sollte zu diesem Zeitpunkt eher Richtung Tapestry (TPR), oder PVH (PVH) schauen, wobei gerade die PVH-Aktie wir demnächst ausführlich thematisieren werden.