Und das ist wahr! Spätestens als 2009 die gesamte Videospiel-Industrie weit größere Umsätze erzielte als Hollywood, wurde das Thema „Gaming“ endgültig als „Big Business“ von Investoren und Privatanlegern wahrgenommen. Für das kommende Jahr 2017 rechnen die Branchenanalysten mit einem Wachstum des Gaming-Marktes auf bis zu 107 Mrd. USD. Verglichen mit den erwarteten Erlösen der Kino- und Filmindustrie von rund 43 Mrd. USD wird deutlich, dass sich die Kultur des Entertainment-Konsums gerade im Wandel befindet, wobei der Weg immer stärker in die digital erschaffenen, virtuellen Welten führt.
Das Videospiel in der klassischen Definition unterliegt ebenfalls starken Veränderungen. Es erscheint nicht mehr als isolierter und vorprogrammierter Handlungsablauf, in dem am Ende ein glorreicher Held aus der Action hervorgeht. Der Spielprozess tendiert in den letzten Jahren immer mehr in Richtung einer „Never-Ending-Story“, die neben dem sozialen Miteinander mit anderen Spielern via Multiplayer gleichzeitig eine maximale Freiheit bei spielrelevanten Entscheidungen bietet. Die Charaktere erscheinen mit ihren eigenen Vor- und Nachteilen immer menschlicher und des Öfteren wird von dem Gamer verlangt, auf eigene Verantwortung teilweise unpopuläre Spielentscheidungen zu treffen. Das alles macht das digitale Erlebnis immer realistischer und sorgt dafür, dass der Mensch vor dem Monitor oder dem Fernseher während des Spielprozesses eine echte Achterbahn der Gefühle erlebt. Und genau aus diesen Gründen – der digitalen Realitätsnähe und des sozialen Miteinanders – wächst die Popularität des Videospiel-Entertainments in den letzten Jahren in geometrischer Progression.
Vielmehr sogar: Aufgrund der wachsenden Bedeutung des Wettbewerbsfaktors zwischen den Gamern, die sich damit teilweise identifizieren, entstehen ganz neu Industriezweige wie z. B. der Cybersport, zu dessen Auditorium mittlerweile mehr als 130 Mio. Menschen weltweit gehören. Die Zahl der Zuschauer hat sich in den letzten Jahren mehr als verdreifacht und die Tendenz ist weiterhin steigend.
Ein weiteres, rapide wachsendes Segment der Videospiel-Industrie ist das sogenannte Mobile-Gaming. Clash of Clans, Angry Birds, Candy-Crush-Saga und Co. sorgten dafür, dass das Marktvolumen innerhalb von nur drei Jahren auf eine Gesamtgröße von rund 30 Mrd. USD anwuchs. Diese Wachstumsdynamik soll laut den Analysten für die nächsten Jahre erhalten bleiben, sodass der Markt im Jahr 2018 eine Steigerung der Gesamterlöse auf bis zu 45 Mrd. USD vorweisen wird.
Diese Entwicklung blieb selbstverständlich sowohl von den Investoren als auch von Branchengrößen wie Activision Blizzard, EA und UbiSoft nicht unbemerkt und zeigte deutlich, dass das digitale Zeitalter von Smartphones und Tablets eines erneuten Umdenkens und einer weiteren Content-Entwicklung bedarf, um langfristig erfolgreich zu bleiben. Die Spielentwickler überbieten sich mit immer größeren Budgets für die Entwicklung der neuen Blockbuster: Sie laden reale Stars aus der Schauspieler-Szene ein, um ihre digitalisierten Kopien und ihre Schauspielkunst auf die Gaming-Leinwand zu übertragen und blicken hoffnungsvoll und mit steigendem Interesse Richtung Virtual-Reality, die neben neuartigen Spielmechaniken im gewissen Sinne die Zukunft der Spiel-Industrie und somit den Fortbestand des eigenes Unternehmen bestimmen.
4 Top-Aktien, um vom Gaming-Trend zu profitieren
Momentan herrscht entlang des gesamten Videospiel-Sektors eine relativ ruhige Stimmung: Die Frühlingszeit ist traditionsgemäß die spielintensivste Zeit für Gamer. Langerwartete Blockbuster sind bereits auf dem Markt und stellen die Hardwareausstattung sowie die Geschicklichkeits-Skills der Spieler auf die Probe. Die Gamestudios nutzen die „hypelose“ Zeit, um ihre Kräfte, Professionalität und Kreativität zu sammeln, um in den frühen Sommermonaten bei dem Start der wichtigsten Messe „Electronic Entertainment Expo“(E3) in Los Angeles ihre Neuerscheinungen anzukündigen und somit den durchaus realistischen Kampf um die Gunst und Aufmerksamkeit der Gamer erneut aufzunehmen.
Der wöchentliche TrendScout nutzt diese emotionslose Zeit, um Anleger rechtzeitig auf den bevorstehenden Hype vorzubereiten, der seinen Höhepunkt in der Weihnachtszeit erreichen wird, und bietet eine Alternative aus 4 Top-Aktien der Gaming-Industrie, mit denen die Privatanleger mittelfristig vom Gaming-Trend profitieren können.
Activision Blizzard
Für den mit rund 24 Mrd. USD kapitalisierten Entertainmentkonzern Activision Blizzard wird das Jahr 2016 wohl eine sehr wichtige Rolle in Bezug auf die Unternehmensstruktur und seine zukünftige strategische Ausrichtung spielen. So begeistert die Gamingcommunity von der „Call of Duty“-Reihe und dem etwas spezielleren „World of Warcraft“ ist, umso mehr verstärkt sich die Abhängigkeit des Unternehmens von bereits in die Jahre gekommenen Ideen. Das Management ist allerdings sehr bemüht, der Konzernentwicklung mit frischen Projekten neue Wachstumsimpulse zu verleihen.
Die 2016er Game-Pipeline ist mit dem Ego-Shooter Overwatch, World of Warcraft: Legion, einer Erweiterung des Destiny-Universums sowie mehreren Call of Duty Expansion-Packs prall gefüllt. Ihr Erfolg oder Misserfolg wird wohl auch für den mittelfristigen Erfolg von Activision entscheidend sein. Immerhin erwirtschaftet man mit diesen Titeln rund 71 % der Gesamtumsätze.
Des Weiteren erkannte das Unternehmen offensichtlich die Zeichen der Zeit und bringt mit dem Film „Warcraft“ ein actionreiches Game direkt auf die Leinwand, was für wieder steigende Anhängerzahlen sorgen könnte. In seinen besten Zeiten zählte die WoW-Community mehr als 12 Mio. registrierte Nutzer. Derzeit sind es nur noch etwas mehr als 5,6 Mio. – der tiefste Stand seit 2006.
Die Akquisition des Mobile-Game-Spezialisten King Digital könnte man mit relativer Vorsicht bereits jetzt als richtige Entscheidung identifizieren. Damit stieg Activision zum Multi-Plattform-Anbieter auf. Auch der Einstieg in das eSports-Business via Akquisition von MLG (Major League Gaming) sieht vielversprechend aus. Laut Expertenschätzungen werden die Erlöse aus dem eSports-Segment in diesem Jahr die Marke von 500 Mio. USD knacken, was die strategische Ausrichtung von Activision zusätzlich bestätigt.
Electronic Arts (EA)
Der mit rund 21 Mrd. USD kapitalisierte Branchenprimus Electronic Arts (EA) leidet derzeit wie sein Konkurrent Activision unter den Folgen der herausfordernden Geschäftsentwicklung im letzten Quartal. Einige Analysten haben sogar ihre Erwartungen zurückschrauben müssen. Die Aktie notiert derzeit in einer leichten und relativ volatilen Korrekturphase, könnte aber bei einem möglichen „Sell off“ in Anbetracht einer mit Spielklassikern gefüllten Game-Pipeline 2016 ein echter Top-Pick werden.
Einerseits ist da die Fortsetzung des Actionspiels Titanfall. Der erste Teil des Spiels wurde seinerzeit mehr als 10 Mio. Mal verkauft. Teil Zwei hat das Potenzial, diesen Rekord zu brechen. Die EA-Entwickler haben sowohl die Spielmechanik als auch die graphische Darstellung wesentlich verbessert und fügten den Einzelspielermodus hinzu, der von den Fans so sehr vermisst wurde.
Andererseits ist da die langerwartete Fortsetzung der beliebten Rollenspiel-Action Mass Effect, dessen Handlung nun in der Andromeda-Galaxie stattfindet. Der erste Gameplay-Leak, der in der vergangenen Woche in verschiedenen Game-Foren auftauchte, sorgte bereits für sehr großes Interesse bei den Fans. Der letzte Teil der „Mass Effect“-Saga wurde mehr als 3 Mio. Mal verkauft und brachte EA mehr als 600 Mio. USD ein.
Und schließlich ist da natürlich der fünfte Teil der BattleField-Serie, deren letzter Teil rund 8 Mio. Mal verkauft wurde und dem Konzern rund 500 Mio. USD einbrachte.
UbiSoft
Der französische Spielentwickler startete bereits mit zwei großen Blockbustern erfolgreich in das laufende Fiskaljahr: „Far Cry Primal“ und „The Division“, wobei „The Division“ in den ersten Tagen nach seinem Release am 8. März einen neuen Unternehmensrekord aufstellte. In der ersten Verkaufswoche stürzte das Spiel Activisions „Destiny“ und wurde somit zur erfolgreichsten Neuerscheinung der Spielindustrie aller Zeiten. Nebenbei brachte es dem Konzern schon jetzt mehr als 330 Mio. USD ein. Einmal mehr hat UbiSoft mit „The Division“ bewiesen, dass es die Verschmelzung von packender Action, emotionaler Mitnahme des Gamers sowie faszinierender Landschaftsdarstellungen weiterhin meisterhaft beherrscht.
Im kommenden Jahr sind die Spielprojekte „Watch Dog 2“, „For Honor“ sowie „Ghost Recon: Wildlands“ von besonderem Interesse.
Take Two (2K)
Zu diesem Zeitpunkt erscheint die Aktie von 2K in Anbetracht einer hervorragenden Positionierung des Unternehmens, seiner außergewöhnlichen Wachstumsperspektive und einer gutgefüllten Game-Pipeline für das laufende Jahr viel interessanter als die der Konkurrenz.
„WWE 2K 16“ sowie „XCOM 2“ sind schon auf dem Markt und bringen bereits gute Erlöse. Die Hauptreleases „Battleborn“ und „Mafia 3“ lassen den Gamer jedoch noch für ein paar Monate in Ungeduld verweilen und zünden in der zweiten Hälfte des Jahres erst richtig. Sehr vielversprechend sieht auch das Spielportfolio für Anfang bzw. Mitte 2017 aus. Gleich drei Kassen-Klassiker, „NBA 2K 2017“, „Borderlands 3“ und „Sid Meier’s Civilization VI“, befinden sich derzeit in der Endphase der Entwicklung.
Und wenn das noch nicht überzeugend genug war, hat Take Two selbstverständlich noch ein Ass im Ärmel. Es ist natürlich das sagenumwobene Spiel „Red Dead Redemption 2“, eine Art GTA, das nicht in der Stadt und im Auto, sondern im Wilden Westen und auf dem Pferd für Action sorgt. Der Entwickler des potentiellen Blockbusters ist natürlich kein anderer als die 2K-Tochter Rockstar Games, deren Spiel GTA V als erstes und momentan einziges Spiel der gesamten Gaming-Industrie 1 Mrd. USD in weniger als drei Tagen einbrachte. Nach Expertenschätzungen würde der Release von „Red Dead Redemption 2“ 2K rund 20 % zusätzliche Einnahmen einbringen können. Damit könnte 2K endlich den Einzug in die Major League der Gaming-Industrie schaffen und zu den oben aufgeführten „Big Three“ aufschließen.