5G – Die Evolution der Telekommunikationsstandards.

14.07.2016
um 09:46 Uhr

Mit der rasanten Entwicklung des Megatrends Internet of Things steht die moderne Telekommunikations-Technologie immer öfter vor neuen Herausforderungen. Die Notwendigkeit, sich neuen Anforderungen anzupassen, bringt die Netzprovider schon sehr bald auf eine neue, qualitative Ebene der technologischen Standards, die für die Entstehung neuartiger Produkte und Dienstleistungen fördernd sein wird. Aktuell ist die moderne Welt aber mit dem schnell wachsenden Problem des steigenden Daten-Verkehrs konfrontiert. Besonders angespannt ist die Situation im Mobile-Segment. Laut statistischen Untersuchungen von Ericsson werden weltweit pro Sekunde rund 20 neue Verbindungen zum mobilen Internet aktiviert. Die Situation dürfte sich mit der rasanten und flächendeckenden Verbreitung der Megatrends Internet-of-Things, aber auch dank Industrie 4.0 dramatisch verschärfen. Aus diesem Grund schauen schon heute innovative Unternehmen in Richtung einer neuen Generation der schnelleren und sicheren Kommunikationsnetzwerke, die auf dem 5G-Standard basieren.


Die Herausforderung

Die Intensität des Internettraffics wächst mit einem beachtenswerten Tempo. Nach den statistischen Untersuchungen in diesem Segment für das Jahr 2015 stieg die Intensität des Datentransfers in den mobilen Telekommunikationsnetzwerken im dritten Quartal verglichen mit dem Ergebnis des Vorjahrs um 65 %. Insgesamt wurden in jedem Monat des vergangenen Jahres rund 5,3 Exabyte an Information transferiert und die Tendenz nimmt weiter zu. Dabei wird der Videocontent, der im Jahr 2014 rund 45 % des gesamten Trafikvolumens ausmachte, die unangefochtene Vorreiterrolle einnehmen. Im Jahr 2020 wird der Anteil des transferierten Videocontents auf rund 70 % anwachsen. Für die Zeit nach 2020 wird von den Experten eine Vertausendfachung des aktuellen Datenvolumens erwartet.

 

Den Großteil der mehr als 5 Mrd. Geräte, die aktiv mobile Kommunikationsnetzwerke nutzen, machen heute Smartphones, Laptops und Tablets aus. In der zukünftigen Perspektive wird einerseits ihre Anzahl weiter ansteigen und andererseits werden mit dem aufkommenden Trend Internet-of-Things neue Geräte wie zahlreiche Sensoren, Kommunikationseinheiten und vieles andere, das in beinahe alle Gegenstände des alltäglichen beruflichen und sozialen Lebens integriert werden kann hinzukommen. Ob Auto, Elektroherd, Fernseher oder die gewöhnliche Waschmaschine sowie in der Zukunft vielleicht der Mensch selbst, sie werden letztendlich ein Teil des globalen, miteinander kommunizierenden und smarten Netzwerks sein, in dem der ständige Informationsaustausch das Fundament bildet.

In Anbetracht dieser unglaublichen, aber zugleich faszinierenden Herausforderung, die sichere Funktionalität der neuen Welt zu gewährleisten, sind die Unternehmen gezwungen, schon sehr bald auf die neuen Datentransferstandards umzusteigen, um einerseits der neuen smarten Zukunft eine Chance zu geben und andererseits das eigene Überleben und die vielversprechende, profitable Zukunft der eigenen Geschäftstätigkeit zu garantieren.

 

Die neue Generation der Kommunikationstechnologie und ihre Perspektive

 

Bis zum Jahr 2020 werden mehr als 34 Mrd. Geräte ständig mit dem Internet verbunden sein, wobei rund 24 Mrd. davon zu dem Megatrend Internet of Things gehören werden. Laut der letzten Umfrage des Unternehmens Ericsson sind sich rund 95 % alle Netzfunkanbieter einig, dass die 5G-Technologie die gesuchte Lösung des Problems des exponentiell wachsenden Datenvolumens ist. Sie wird nicht nur das Wachstum des IoT-Marktes fördern, sondern auch für einige positive Nebeneffekte wie eine signifikante Kostensenkung infolge eines geringeren Energieverbrauchs sorgen.

 

Zu den perspektivreichen Marktsegmenten, die durch die Etablierung des neuen 5G-Standards am schnellsten mit einem kommerziellen Erfolg rechnen können, gehört nach 38 % der Expertenmeinung die Telemedizin sowie das entfernte Monitoring eines oder mehrerer Patienten. 36 % sind fest davon überzeugt, dass 5G in der Fernsteuerung von durch das Internet of Things verbundene Geräte wie Kühlschränke, Licht, Fernseher oder auch Autos seinen festen Platz finden wird.

 

Insgesamt ist hervorzuheben, dass die Branche den neuen Standard als Zukunft akzeptiert und sich auf die Umstellung vorbereitet. Schon heute sind rund 55 % aller befragten, nordamerikanischen Mobilfunkanbieter bereit, in der mittelfristigen Perspektive auf die neue 5G-Technologie umzusteigen. In Südamerika sind es rund 50 %, 37 % auf dem europäischen Kontinent und ca. 27 % in Asien.

In diesem Sinne begibt sich der wöchentliche TrendScout auf die Suche nach den Unternehmen, die die Avantgarde der zukünftigen Entwicklung bilden werden und aufgrund der bestehenden Notwendigkeit nach einer neuen Technologie sowie ihres First-Mover-Vorteils in diesem Bereich höchstwahrscheinlich zu den großen Profiteuren der ersten Stunde gehören werden.

 

Big-Player

 

Die beiden Unternehmen, die das Rennen aller Wahrscheinlichkeit nach machen werden, sind die Giganten AT&T und Verizon. Sie verfügen einerseits über die notwendige Infrastruktur sowie eine millionenstarke Kundenbasis, die sowohl private Haushalte als auch korporative Unternehmen erfasst. Einen weiteren Vorteil bietet die relativ unelastische Nachfrage, die einmal im System integriert nur sehr ungern den jeweiligen Provider wechselt.

 

Kurzfristig werden die beiden Unternehmen als Vertreter einer defensiven, aber dennoch vielversprechenden Anlageart von der anhaltenden Verunsicherung der Anleger wegen der „Brexit“-Turbulenzen weiterhin von der Kapitalverlagerung in die Defensivwerte profitieren.

 

Die Aktie von AT&T (T) konnte in der vergangenen Handelswoche durchaus mit einer sehr starken Charttechnik und einem weiteren Ausbruch auf ein neues 52-Wochen-Hoch überzeugen. Aus fundamentaler Sicht betrachtet scheint der mit rund 266 Mrd. USD kapitalisierte Riese wieder auf dem Wachstumspfad zurück zu sein. Im vergangenen Geschäftsjahr konnte AT&T trotz seiner Größe mit einem 10,84%igen Umsatzwachstum auf 146,8 Mrd. USD sowie einem 107,16%igen Gewinnwachstum auf 13,35 Mrd. USD glänzen. Das operative Ergebnis hat sich mit 24,69 Mrd. USD mehr als verdoppelt, wobei die operativen Ausgaben in der gleichen Geschäftsperiode um rund 9,2 % auf 54,97 Mrd. zurückgingen. Für das laufende Fiskaljahr rechnen die Analysten mit einer weiteren Umsatzsteigerung auf 165 Mrd. USD. Das KGVe16 liegt bei attraktiven 15,1.

 

Der Konzern plant, noch in diesem Jahr mit dem Test von 5G zu beginnen. Um in dieser Hinsicht nichts dem Zufall überlassen zu müssen, arbeitet AT&T bei dieser Angelegenheit mit dem finnischen Netzwerkausrüster Nokia und dem US-amerikanischen Chiphersteller Intel zusammen. Die breite Markteinführung des neuen Technologiestandards ist bereits für das Jahr 2018 geplant.

 

Sein direkter Konkurrent Verizon(VZ) beabsichtigt dagegen eine breite Expansion und will nach eigenen Angaben die anderen Netzbetreiber in den USA beim Ausbau von 5G schnell übertreffen. Um dies zu erreichen, will Verizon als erster US-Provider ein umfassendes 5G-Netz errichten. Der Ausbau ist bereits gestartet und die ersten Tests sollen ebenfalls bis Ende 2016 erfolgen. Charttechnisch macht die Aktie von Verizon ebenfalls einen starken Eindruck und markierte in der letzten Handelswoche nach einer zweimonatigen Korrekturphase ein neues 52-Wochen-Hoch. Im vergangenen Jahr konnte das mit rund 227,62 Mrd. USD kapitalisierte Unternehmen trotz des stark umkämpften Telekommunikationsmarktes sein Wachstum fortsetzen. Der Umsatz stieg um 3,57 % auf 131,62 Mrd. USD. Das Nettoergebnis erhöhte sich um 85,76 % auf 17,88 Mrd. USD. Das operative Ergebnis stieg um 73,6 % auf 33,1 Mrd. USD, wobei auch hier die operativen Ausgaben um rund 25 % auf 46,1 Mrd. USD zurückgingen. Das KGVe16 liegt bei 14,1.

 

Neuorientierung ist die Lösung?

 

Einer besonderen Betrachtung unterliegt allerdings das angeschlagene und nur mit 17,81 Mrd. USD kapitalisierte Unternehmen Sprint (S). Der Provider ist eines der vier größten Unternehmen in diesem Sektor in den USA. Am 14. Juni 2016 präsentierte das Unternehmen in Philadelphia seine experimentelle Lösung zur schnellen Datenübertragung im Standard 5G. Im Laufe der Simulation wurde eine Datentransfergeschwindigkeit von rund 4 GB pro Sekunde erzielt. Dies ist aktuell rund 100 Mal schneller als die durchschnittliche Geschwindigkeit der heutigen Kommunikationsinfrastruktur.

 

Um die Entwicklung der vielversprechenden und zukunftsweisenden Technologie, die im Internet of Things ihre wahre Stärke aufgrund der notwendigen Bedingung eines schnellen Datentransfers entfalten dürfte voranzutreiben, wird Sprint das operative Geschäft im laufenden Jahr neu ausrichten. Dabei werden alle Kosten für Services um rund 36 % reduziert. Dies wäre der tiefste Stand seit 2010. Sprints Konkurrenten AT&T sowie Verizon führen im Bereich der 4G-Technologie und ihre Position, was die Kundenbasis angeht, ist für Sprint unangreifbar. Bei der 5G-Technologie hat Sprint mit der Präsentation allerdings einen leichten First-Mover-Advantage bekommen, denn die beiden Konzerne konnten, obwohl sie ebenfalls an der Entstehung eines neuen Standards arbeiten, noch nichts Konkretes im Praxistest präsentieren. In dieser Hinsicht handelt Sprint strategisch vorausschauend und versucht, sich schon jetzt in den sich bald ändernden Marktbedingungen bestmöglich zu positionieren. Damit verzichtet das Unternehmen auf eine aussichtslose Konkurrenz im Bereich 4G und wirft alle Ressourcen in die Entwicklung einer zukunftsweisenden Technologie, was langfristig nicht nur sein Überleben sichern wird, sondern auch enorme Profite bescheren könnte.

 

Für die Realisierung dieses ambitionierten Plans wird Sprint allerdings zusätzliche Finanzierung benötigen. Der aktuelle Aktienkurs von rund 4,45 USD je Aktie wird derzeit im Wesentlichen durch umfassende Investitionen seitens Sprints Muttergesellschaft SoftBank, eines japanischen Großkonzerns, am Leben erhalten. SoftBank besitzt 80 % der Sprint-Anteile. Im vergangenen Geschäftsjahr 2015 konnte Sprint seine Situation etwas verbessern. Der Umsatz fiel zwar um 6,81 % auf 32,18 Mrd. USD. Der Nettoverlust konnte jedoch um 40,36 % auf -1,99 Mrd. USD reduziert werden. Das operative Ergebnis drehte sogar in den positiven Bereich von -1,89 Mrd. USD auf 310 Mio. USD. In Anbetracht einer vielversprechenden Wachstumsperspektive nach der erfolgreichen Umorientierung könnte die Aktie von Sprint sicherlich interessant werden. Zum aktuellen Zeitpunkt besteht allerdings kein Handlungsbedarf.

 

Fazit

 

Die Etablierung eines neuen, besseren und schnelleren Telekommunikationsstandards war eine Frage der Zeit, sie wird jedoch einen sehr starken und fördernden Schub auf die aufkommenden Trends ausüben können. Und wie es bei fast jeder Innovation der Fall ist, werden die Infrastrukturanbieter unweigerlich zu den Profiteuren der ersten Stunde gehören.