In der heutigen modernen Welt, die kontinuierlich ihren Digitalisierungsgrad erhöht und immer mehr Arbeitsprozesse und sensible Informationen in Cloud-Lösungen auslagert, ist es eine große Herausforderung dafür zu sorgen, dass vertrauliche Informationen nicht in die Hände Dritter gelangen. Es ist also ein logischer Schritt, dass Unternehmen immer mehr Investitionen in Cybersecurity tätigen werden.
Cybersecurity ist aktuell wohl das größte Problem, mit dem die moderne Gesellschaft konfrontiert ist. Man denke nur an die geschockte Bankenwelt, als diese von einem Cyber-Diebstahl über 81 Mio. USD aus der bangladeschischen Zentralbank erfuhr. Die Verbrecher benutzten dazu das sogenannte SWIFT-System, das bei vielen Finanzinstituten als allgemeiner Standard bei internationalen Transaktionen benutzt wird. In der Presse tauchen immer wieder Meldungen aus den USA auf, dass die Hacker erneut sensible Informationen des einen oder anderen Präsidentschaftskandidaten erbeutet und diese zu Diskreditierungszwecken missbraucht haben. Auf wirtschaftlicher Ebene gab es die Spionage schon seit Entstehung der ersten Manufakturen.
In diesem Sinne begibt sich der wöchentliche TrendScout in die digitalen Tiefen der Aktienwelt, um eine Übersicht über die Unternehmen zu bieten, die vom Trend Cybersecurity profitieren könnten.
Symantec (SYMC)
Das US-amerikanische Systemhaus, das seine Wurzeln in Antivirus-Lösungen der „Norton“-Familie hat, musste schließlich anerkennen, dass sein Geschäftsmodell nicht mehr dem modernen Zeitalter entspricht und zu stark von dem kontinuierlich schrumpfenden PC-Markt abhängt. Aus diesem Grund begann der Konzern, umfassende Umstrukturierungsmaßnahmen durchzuführen und, was viel wichtiger ist, sein Geschäftsmodell so zu verändern, um in Zukunft zum führenden Unternehmen in der Cybersecurity-Branche zu werden. Das definierte Ziel von Symantec lautet, den Kunden eine vollständige Produkt-Palette von der Endpoint-Kontrolle bis hin zu E-Mail-, Web-, Netzwerk- und Server-Sicherheit anbieten zu können. Zu diesem Zweck übernahm der Konzern das Unternehmen Blue Coat, das sich auf die Entwicklung von Lösungen im Bereich Web-Sicherheit spezialisiert hat. Experten gehen davon aus, dass der addierte Umsatz im laufenden Fiskaljahr bei rund 4,4 Mrd. USD liegen dürfte. Dabei werden fast zwei Drittel davon mit Cybersecurity-Lösungen erzielt.
Mit der Übernahme von Blue Coat steigt Symantec nun zum größten, rein an IT-Sicherheit ausgerichteten Anbieter auf und wird neben den erstklassigen Antivirus-Lösungen auch eine Technologie zur Absicherung von Cloud-Infrastrukturen anbieten, die sich als sehr lukrativ erweisen dürfte.
Großes Potenzial sehen die Experten aktuell auch in der neuesten Norton-Antivirus-Software. Diese wird von dem Analysten der Investmentbank Piper Jaffray Andrew Nowinski als „Industry-Leading“ bezeichnet. Der Experte geht auch davon aus, dass Symantec dank der Blue-Coat-Übernahme bereits in den Jahren 2019/20 ein Gewinnwachstum von 12–14 % ausweisen wird, wobei der Gewinn je Aktie auf etwa 1,7–1,8 USD steigen wird.
Als wesentlicher Wachstumsfaktor des Unternehmens erweist sich die Veränderung des Vertriebsmodells. Symantec strebt einen rein digitalen Vertrieb via Abo-Modell an, bei dem Kunden mit der entsprechenden Software direkt aus der Cloud versorgt werden. Zudem plant man, mit einer 10%igen Reduzierung des Personalbestands im Jahr 2018 eine rund 550 Mio. USD starke Kostenersparnis erzielen zu können. Zunächst aber konnte der mit rund 14,85 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Anfang August durchaus mit besser als erwarteten Q1-Zahlen punkten. Der Umsatz sank zwar um 3 % auf 884 Mio. USD, lag aber dennoch über dem erwarteten Konsenswert von 878,1 Mio. USD. Das adjustierte EPS stieg jedoch im Vergleich zum Vorjahreswert auf 0,29 USD je Aktie und lag damit über dem Konsenswert von 0,25 USD je Aktie.
Gigamon (GIMO)
Die Aktie des Spezialisten für Traffic-Visibility-Lösungen rangiert unter den Top 30 der wachstumsstärksten Unternehmen in der TF-Wachstumswerte-Liste. Der mit rund 1,56 Mrd. USD kapitalisierte Konzern demonstriert im Vergleich zu den Vorjahreswerten schon seit sechs Quartalen in Folge ein sehr beeindruckendes Umsatzwachstum von 48 %, 48 %, 44 %, 31 %, 43 % und 46 %.
Der hohe Umsatz ist die Folge der starken Nachfrage nach Gigamon-Security-Lösungen im Bereich der korporativen IT-Systeme. Das Unternehmen spezialisiert sich auf die Entwicklung von Cloud-Lösungen für Konzerne, die auf sehr große Datenzentren mit hohem Security-Level angewiesen sind. Damit können verdächtige Aktivitäten sofort erkannt und bis auf weiteres blockiert werden. Wobei das Monitoring an sich dank der grafischen Darstellung intuitiv wahrgenommen wird und keine hohe Qualifikation des jeweiligen Mitarbeiters erfordert, um effektiv Cybersecurity-Aufgaben zu erledigen.
Neben Firmenkunden arbeitet man auch mit einigen Regierungsorganisationen erfolgreich zusammen.
CyberArk (CYBR)
Das mit rund 1,76 Mrd. USD kapitalisierte israelische Unternehmen ist einer der führenden Entwickler von Cybersecurity-Lösungen für die interne Sicherheit eines Unternehmens. Diese Art der Bedrohung, die von den eigenen Mitarbeitern ausgeht, die über die jeweiligen Codes und Passwörter verfügen, ist am schwierigsten zu identifizieren und zu unterbinden. Und genau dieser Umstand macht die CyberArk-Lösungen weltweit sehr populär. Der Konzern zählt bereits rund 2700 internationale Unternehmen zu seinen Kunden.
Dieser Umstand wurde auch eindrucksvoll durch die besser als erwartete Q2-Zahlen Anfang August unterstrichen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 39 % auf 50,38 Mio. USD, wobei der Gewinn um 31 % auf 6,5 Mio. USD zulegen konnte. Als wesentlicher Wachstumstreiber erwies sich das Geschäft mit den Lizenzen für Cybersecurity-Lösungen. Das Unternehmen konnte in diesem Bereich ein rund 35%iges Wachstum auf 30 Mio. USD vorweisen. Der Geschäftszweig Service und spezielle technische Unterstützung legte um 45 % auf 20,4 Mio. USD zu.
Positiv anzumerken ist auch der Umstand, dass das Unternehmen seit Anfang des Jahres einen rund 21,4 Mio. USD starken operativen Cashflow generierte und das 2. Quartal mit einer Liquidität von rund 259 Mio. USD bei nicht vorhandenen langfristigen Verbindlichkeiten beendete. Damit verfügt der Konzern über freie Geldreserven, die er sicherlich in das eigene Wachstum und die Entwicklung investieren wird, was den Marktwert des Unternehmens weiterhin steigern wird. Diese Annahme wurde bereits durch die Mitteilung des Konzernmanagements bestätigt, nach der CyberArk Investitionen in die Entwicklung seiner eigenen technologischen Plattform tätigen wird, um die eigene Marktpräsenz zu erweitern.
Für das laufende Geschäftsjahr rechnet das Unternehmen mit einer weiteren Gewinnsteigerung auf rund 51,2–52,5 Mio. USD, was 29–31 % über dem Vorjahreswert liegt. Zusätzlich hat CyberArk auch seine Umsatzprognose nach oben revidiert und rechnet nun mit einem Umsatz i. H. v. 210,5–212,5 Mio. USD, statt 209-211 Mio. USD. (Umsatz 2014: 160,81 Mio. USD).
Palo Alto Networks (PANW)
Der Konzern, der 2005 in Kalifornien gegründet wurde, spezialisiert sich auf die Entwicklung von Cybersecurity-Plattformen für Geschäftskunden und Regierungen weltweit. Zu den Lösungen gehören leistungsstarke Firewalls, Kontrollsysteme für die Sicherheit innerhalb eines Netzwerks sowie integrierte Abwehralgorithmen.
Insgesamt ist das weiterhin defizitäre Unternehmen in einem zukünftigen und schnell wachsenden Markt gut positioniert und steigert seine Umsätze schon seit mehreren Jahren kontinuierlich um rund 30–50 % jährlich.
Kennzeichnend ist dafür auch die Entwicklung im letzten Quartal. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 41,2 % auf 400,8 Mio. USD und lag damit über dem erwarteten Konsenswert von 390 Mio. USD. Der Nettoverlust fiel jedoch mit -0,51 USD je Aktie doppelt so hoch wie erwartet aus. Als wesentlicher Wachstumstreiber erwies sich die steigende Nachfrage nach Sicherheitslösungen im Bereich des Netzwerkschutzes. Der Umsatz stieg in diesem Segment um 24 % auf 191,1 Mio. USD, wobei die Einnahmen aus den Service-Leistungen um rund 61 % auf 209,7 Mio. USD zulegen konnten. Insgesamt muss man anmerken, dass das Unternehmen in all seinen Segmenten und geographischen Standorten, ob in den USA, Lateinamerika oder Europa ein zweistelliges Wachstum verzeichnet. Zusätzlich kündigte das Unternehmen an, schon bald ein 500 Mio. USD starkes Aktienrückkaufprogramm durchführen zu wollen.
Was diese Ergebnisse angeht, so wurden sie sehr gemischt aufgenommen und viele Analysten haben ihre Prognosen nach unten angepasst. Wieso wir aber diese Aktie mit in die Betrachtung nehmen, ist durch das außergewöhnliche Interesse renommierter Banken erklärt, die ihre Kursziele für die Aktie überraschend erhöht haben: Goldman Sachs hob sein Kursziel mit dem Rating „Buy“ von 165 auf 175 USD; Barclays von 184 auf 200 USD; Morgan Stanley bestätigte sein Kursziel von 185 USD. Wenn man also das untere Kursziel von 165 USD nimmt, besitzt der Wert aktuell ein rund 24%iges Wachstumspotenzial, was in Anbetracht der hervorragenden Positionierung des Unternehmens in einem schnell wachsenden Zukunftsmarkt auf keinen Fall ignoriert werden darf. Damit ist die Aktie von Palo Alto auch kurzfristig durchaus als spekulativer Wert interessant.
Abschließend muss man sagen, dass sich die wahre Stärke der Nachfrage nach hochspezialisierten Cybersecurity-Lösungen erst mit der Vollendung der globalen Digitalisierung und umfassenden Vernetzung verschiedener Geräte, Organisationen, Unternehmen, aber auch einfacher Menschen und Regierungen entfalten dürfte. In dieser Hinsicht wird der Trend Cybersecurity noch häufiger auf dem TrendScout-Radar erscheinen!