Der Segen der Familie!

10.02.2017
um 18:05 Uhr

Credit Suisse – eines der größten, global tätigen Finanzdienstleistungsunternehmen mit Hauptsitz in Zürich – führte seinerzeit eine globale Studie zur Untersuchung familiengeführter Unternehmen aus verschiedenen Ländern der Welt durch. Das Resultat war eine Rankingliste von 920 börsennotierten Betrieben aus 35 Ländern und einer Marktkapitalisierung von über 1. Mrd. USD. Interessanterweise waren 64 % der Unternehmen aus der asiatischen Region, wobei die Mehrheit davon aus Entwicklungsländern stammte. Viel wichtiger waren jedoch die Erkenntnisse darüber, dass familiengeführte Unternehmen langfristig von einer deutlich besseren Wertentwicklung gekennzeichnet sind und konjunkturell schwierige Phasen wesentlich besser überstehen, als es bei der Konkurrenz der Fall ist! 

Das Erfolgsgeheimnis ist in diesem Fall schnell gelüftet: Es ist der natürliche Trieb und gleichzeitig das große Interesse, die Firma der Familie und den künftigen Generationen zu vererben. Aus diesem Grund wachsen Familienunternehmen über lange Zeit eher konstant, ohne starke Ausschläge nach oben oder unten. Hohe soziale Verantwortung sowie der konservative, aber dennoch effiziente und schnelle Entscheidungsfindungsprozesse führen dazu, dass man oft auf risikoreiche oder gar spekulative Schritte verzichtet. Auch bei größeren Übernahmen zeigen sich viele Familienunternehmen eher zögerlich. Es ist ja auch verständlich. Teure Akquisitionen bergen große Integrations- und Verschuldungsrisiken in sich, die bei einer ungünstigen Marktlage oder gar einem Börsencrash schnell zum Verlust der eigenen Unabhängigkeit und dem Niedergang des eigenen Familienunternehmens führen könnten.  

In der Managementstruktur solcher Betriebe finden sich oft Familienangehörige, die der betrieblichen Entscheidungsfindung zusätzliche Nachhaltigkeit verleihen. Man plant für Jahrzehnte und bei Misserfolgen kann man sich nur schwer wie ein Topmanager mit einer Abfindung zurückziehen. Man baut schließlich für die Zukunft und das Wohl der eigenen Familie. 

CSG

Campbell’s Tomato Soup 

Einer der wohl bekanntesten Familienbetriebe der Welt ist das 1869 gegründete Unternehmen Campbell Soup (CPB). Kaum einer kennt nicht das berühmte Motiv der Campbell-Suppendosen, die der amerikanische Künstler und Mitbegründer der Pop Art, Andy Warhol, der Welt 1962 präsentierte. Wenige wissen allerdings, dass hinter der Erfolgsgeschichte des weltbekannten Unternehmens im wahrsten Sinne des Wortes die treibende und innovative Kraft eines Familienmitglieds stand. Es war der 24-jährige Neffe des damaligen Generalmanagers Arthur Dorrance, den man nur widerstrebend angestellt hatte. Dr. John T. Dorrance war ein in Europa ausgebildeter Chemiker und fest entschlossen, für Campbell zu arbeiten. Er erklärte sich sogar bereit, für nur 7,50 USD pro Woche zu arbeiten. Er setzte sich damit durch, wurde eingestellt und schrieb noch im gleichen Jahr Firmengeschichte. Er erfand schlicht und einfach die kondensierte Suppe, die für mehrere Jahrzehnte die Grundlage des Unternehmenserfolgs bildete und später in den Bildern von Andy Warhol verewigt wurde. 

Campbell

Heute vermarktet die mit rund 19,37 Mrd. USD kapitalisierte Campbell Soup Company fast alle nur erdenklichen Arten von Suppen, Saucen, Snacks und Getränken. Das Produktsortiment ist breit gefächert und reicht von Suppen und Brühen über verschiedene Saucen und Gerichte in Konserven bis hin zu diversen Süß- und Backwaren. Über die Jahre bleibt der Unternehmensumsatz konstant und ist von nur leichten Schwankungen betroffen. Dabei notiert die Aktie nur wenige Prozentpunkte unter dem Allzeithoch. 

Koreanische „reiche Sippe“ 

Ein weiteres Beispiel eines erfolgreich geführten Familienunternehmens, das es geschafft hat, zum wichtigsten Konzern seines Landes zu werden, kommt aus Südkorea. Die Rede ist von dem Technologiegiganten Samsung. Abgesehen von dem Erfolg im eigenen Land hat es das 1938 gegründete Unternehmen in relativ kurzer Zeit geschafft, zum globalen Weltmarktführer für Smartphones aufzusteigen. Man kontrolliert mittlerweile rund 22 % am Smartphone-Weltmarkt. Ausschlaggebend dafür war nicht mehr und nicht weniger als der autokratische und effiziente Führungsstil der Gründerfamilie. In Korea existiert sogar ein Extrabegriff für dieses System. „Chaebol“, übersetzt „die reiche Sippe“, werden große Familienkonzerne genannt. Die Entscheidungen, die der Unternehmenschef Lee Kun Hee und seine wenigen Topmanager treffen, sollten von Ingenieuren und arbeitenden Managern still befolgt und umgesetzt werden. Und genau dieser autokratische Führungsstil offenbart eine unvermeidbare, spezifische Schwäche aller Familienbetriebe: Die aus vergangenem Erfolg resultierende Selbstüberschätzung.  

Samsung

Jeder kennt mittlerweile die im wahrsten Sinne des Wortes „explosive Situation“ um das strategisch wichtige Produkt Galaxy Note 7. Mangelndes Feedback sowie fehlende Kommunikation haben dazu geführt, dass die Einführung eines nicht ausgereiften Produkts für Samsung zu einem Marktdesaster, Imageschaden und Milliardenverlust führte. Aber genau in diesen Krisenzeiten zeigt sich meist die Kraft der Familie. Samsung befand sich schon vor dem Galaxy-Note-Desaster in einer umfassenden Umstrukturierung. Und schon bald dürfte der Sohn des durch einen Herzinfarkt geschwächten Lee Kun Hee die Führungsposition übernehmen. Die Unternehmensstruktur des modernen Samsungs ist alles andere als einfach. Neben der Sparte für Konsumelektronik gehören dem Konglomerat Kaufhäuser und Freizeitanlagen, verschiedene Baukonzerne, Krankenhäuser und sogar ein Schiffsbauer. Was die Aktie des erfolgreichen koreanischen Konzerns angeht, so notiert sie ungeachtet der Galaxy-Note-Rückrufaktion und der Milliardenverluste weiterhin nur wenige Prozentpunkte unter dem Allzeithoch.  

Die chancenreiche Landschaft der deutschen Familienunternehmen 

Das wirtschaftliche Potenzial eines familiengeführten Unternehmens kann enorm sein und in einigen Fällen dafür sorgen, dass aus kleinen Familienmanufakturen weltführende Konglomerate entstehen. Aus diesem Grund ist es für Anleger umso wichtiger, kleinere und mittlere Familienunternehmen genau im Blick zu behalten, denn auch sie können einmal ganz groß rauskommen. 

Ein interessanter Vertreter aus dieser Kategorie ist z. B. der Pharma- und Spezialchemiekonzern Merck. Seine Unternehmensgeschichte reicht bis in das Jahr 1668 zurück, als Friedrich Jakob Merck die Erlaubnis erhielt, eine Apotheke in Darmstadt zu betreiben. Heute ist das Unternehmen ein weltweit tätiger Chemie-, Pharma- und Life-Science-Konzern, der sein Kerngeschäft konsequent in Richtung der wachstumsreichsten Sektoren ausbaut. Immerhin hat Merk in seiner über 300-jährigen Geschichte schon mehrmals bewiesen, dass es in der Lage ist, profitabel zu wachsen. Seine Aktie notiert gerade rund 7 % unter dem letzten Allzeithoch und könnte schon bald den Big-Picture-Breakout wagen. 

Merck

Ein weiteres Unternehmen ist Dürr, dessen Geschichte im Jahr 1895 mit der Gründung einer Bauklempnerei durch Paul Dürr begann. Heute gilt Dürr als einer der Topspezialisten für Lackieranlagen. Gleichzeitig hat sich der Konzern mit seiner Software-Tochter iTAC bei Plattformlösungen für Industrie 4.0 unter den führenden Anbietern positioniert. Im eigentlichen Kettengeschäft rund um Lackieranlagen für die Automobilindustrie hat Dürr weiterhin gute Aussichten, wobei man zuletzt die Jahresprognose bestätigt hatte. Für Wachstumsfantasie sorgt in diesem Fall der aufkommende Markt für Elektromobilität. „Besonders in China und den USA erwarten wir ab 2017 vermehrt Aufträge über die Lieferung von Produktionstechnik für Elektroautos“, so der Vorstandschef Ralf Dieter. Dürr liefert Lackieranlagen und Endmontagewerke an Autohersteller, deren Nachfrage mit den kommenden Modellen anziehen dürfte. Laut dem letzten Quartalsbericht scheinen die Auftragsbücher ohnehin gut gefüllt. Die Aktie schaffte zuletzt einen wichtigen Breakout aus einer mehrmonatigen Konsolidierung und markierte ein neues 52-Wochen-Hoch. 

Dürr

Fuchs Petrolub ist ein Konzern aus dem Mineralöl- und Chemiesektor und wurde 1931 in Mannheim gegründet. Mehr als 50 % der Stammaktien gehören der Familie Fuchs. Das Unternehmen gilt als einer der Weltmarktführer für Schmierstoffe. Mit mehr als 100.000 Kunden in über 100 Ländern der Welt ist der Konzern ausgesprochen breit aufgestellt, um konjunkturelle Schwankungen ohne größeren Schaden überstehen zu können. Vor wenigen Wochen meldete der Konzern seine vorläufigen 2016er-Zahlen, die besser als erwartet ausfielen. Der führende unabhängige Hersteller von Schmierstoffen übertraf mit einem Umsatzplus von 9 % (Prognose: +7–8 %) und einem EBIT-Zuwachs von 8 % (Prognose: 4–6 %) seine eigene Guidance. Die Aktie folgte der guten Nachricht und brach auf Anhieb auf ein neues Allzeithoch aus. Das Erfolgsgeheimnis des Unternehmens liegt in der auf organisches Wachstum ausgerichteten Konzernstrategie. Rund 10 % des Personals werden in den Bereichen Forschung und Entwicklung eingesetzt, um maßgeschneiderte,  hochwertige Produkte anbieten zu können. Das organische Wachstum des Unternehmens wird im Wesentlichen durch zielgerichtete Akquisitionen beschleunigt. Spezifisch, konservativ, aber gleichzeitig zukunftsweisend ist dabei der Umstand, dass meist nur das Personal und Knowhow der akquirierten Betriebe, nicht aber ihre Produktionsanlagen übernommen werden. Dieser Umstand macht das Unternehmen in schwächeren Marktphasen noch sicherer, da man eigene Kapazitäten viel genauer im Blick hält.  

Fuchs Petrol

Abschließend werfen wir einen Blick auf den Abfüllanlagenhersteller Krones. Seine noch relativ junge Unternehmensgeschichte begann 1951 mit der Herstellung halbautomatischer Etikettier-Maschinen. Heute kristallisiert sich das Unternehmen zu einem der Profiteure der steigenden Lebensmittelnachfrage und damit einhergehender Produktvielfalt aus. Der Konzern entwickelt und fertigt Einzelmaschinen sowie schlüsselfertige Anlagen für alle Bereiche der Abfüll- und Verpackungstechnik und Getränkeproduktion. Damit gilt die Gesellschaft als einer der weltweit führenden Konzerne der Branche. Zu seinen Kunden gehören internationale Unternehmen meist aus den Bereichen Getränke-, Lebensmittel- sowie Chemie- und Pharmaindustrie. Dank der hervorragenden Positionierung sowie dem hochspezifischen Know-how dürfte Krones in den kommenden Jahren überdurchschnittlich stark wachsen, zumal man sich in nachfragestarken Schwellenländern stark positioniert hat. In Verbindung mit der robusten Nachfrage im Kernmarkt Europa sollte Krones gute Chancen haben, ambitionierte Wachstumsziele erreichen zu können. Der Umsatz soll bis 2020 um 7 % pro Jahr wachsen, wobei Krones für diesen Zeitraum in Sachen Profitabilität eine EBIT-Marge von 8 % pro Jahr erwartet. In Q3 2016 waren es 6,9 %. Um dies zu erreichen, sind Sparmaßnahmen und zielgerichtete Zukäufe angedacht. Die Aktie befindet sich gerade rund 18 % unter dem Allzeithoch, wobei eine Rebound-Bewegung bereits angelaufen zu sein scheint. In diesem Fall hat man mit Krones als Anleger nicht nur ein robustes und erfolgreich geführtes Familienunternehmen mit einer aussichtsreichen Wachstumsperspektive, sondern auch ein gutes Chancen-Risiko-Verhältnis bei einem möglichen Long-Einstieg. 

Krones (2)