Die Hälfte der aktuellen Berichtssaison ist schon um und es ist nun an der Zeit, die ersten Stars zu benennen, die neben einer starken fundamentalen Entwicklung auch mit aussichtsreicher Wachstumsperspektive überzeugen. In dieser Ausgabe erfahren Sie, wie es um die Gaming-Branche steht, warum Laser-Aktien eine überdurchschnittlich starke Kursentwicklung vorweisen und welchen Vertreter der Chipindustrie man in der nächsten Zeit unbedingt im Auge behalten sollte.
Den Anfang macht heute die Gaming-Branche. Ob Electronic Arts (EA), Take-Two (TTWO) oder Activision Blizzard (ATVI), alle drei sind Top-Vertreter dieser Trendrichtung und bewiesen in der aktuellen Berichtssaison eindrucksvoll, dass sich der Markt für Video- und Mobile-Games weiterhin im Wachstum befindet. Die Aktien sind auf neue Allzeithochs gezogen und ihre Wachstumsperspektiven sehen angesichts des kommenden Cyber-Sport-Trends vielversprechend aus.
Am stärksten beeindruckte die Aktie des mit rund 29,53 Mrd. USD kapitalisierten Game-Publishers Activision Blizzard (ATVI). Der Konzern legte im abgelaufenen 4. Quartal eine fulminante Entwicklung hin und schloss das Geschäftsjahr 2016 mit einem Rekordergebnis ab. Der Q4-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 48,9 % auf 2,01 Mrd. USD, das EPS verbesserte sich um sensationelle 160 % auf 0,65. Auf der Jahresebene sah die Entwicklung noch beeindruckender aus: Der Umsatz 2016 stieg um 42 % auf 6,61 Mrd. USD. Dabei erhöhte sich der Umsatz aus dem Vertrieb des digitalen Contents um 94 % auf 4,87 Mrd. USD. Das Nettoergebnis verbesserte sich um 8 % auf 966 Mio. USD. Der operative Cashflow verbesserte sich im Vergleich zu 2015 um 71 % auf 2,2 Mrd. USD und lag somit auf Rekordniveau. Gleichzeitig beschloss das Unternehmen ein Aktienrückkaufprogramm i. H. v. 1 Mrd. USD für die nächsten zwei Jahre, das am 13. Februar starten wird. Zusätzlich annoncierte Activision die Rückzahlung einer 500 Mio. USD starken Verbindlichkeit, wobei 139 Mio. USD davon bereits in Q1 zurückgezahlt wurden. Dazu kündigte man eine 15%ige Dividendensteigerung auf 0,30 USD je Aktie an. Das sind alles Nachrichten, die den ATVI-Aktienkurs, der zuletzt von Schwäche gekennzeichnet war, direkt auf ein neues Allzeithoch explodieren ließen.
Das Kerngeschäft und der Produktabsatz performen wie erwartet bilden und ein festes Fundament für die zukünftige Entwicklung des Konzerns. „Overwatch“ hat mittlerweile mehr als 25 Mio. registrierte Spieler und ist damit der am schnellsten wachsende Blizzard-Titel. „WoW Legion“, das im August auf den Markt kam, verzeichnete im Vergleich zum Vorjahr eine 10%ige Steigerung der Abonnentenzahlen. Die „Heartsthrones“-Community wuchs um 20 % und stellte in Bezug auf die monatliche Nutzerzahl einen neuen Rekord auf. Insgesamt hatte ATVI in Q4 rund 447 Mio. monatliche Nutzer und damit die größte Gaming-Community der eigenen Unternehmensgeschichte. Vielversprechend sieht die Partnerschaft zwischen Activision Blizzard Studios und dem Streaming-Dienst Netflix (NFLX) aus. Die Kooperation geht nun weiter und ATVI wird in 2017 die zweite Season der TV-Serie „Skylanders Academy“ liefern. Die Bestellung für die dritte Season ist ebenfalls schon eingegangen. Damit tangiert der Game-Publisher ein weiteres interessantes Segment der Entertainment-Industrie, was auf zukünftige Verfilmungen erfolgreicher Blizzard-Titel wie „World of Warcraft“ oder eben der „Call of Duty“-Serie hoffen lässt. Sehr positiv zeigte sich auch die Entwicklung der Mobile-Game-Sparte. „King Digital“ wächst weiter und zählt mittlerweile 405 Mio. monatlich aktive Nutzer – ein Plus von 14 %.
Für ganz große Wachstumsfantasie sorgt weiterhin der Cyber-Sport-Trend. Anfang 2016 akquirierte Activision den größten Veranstalter von digitalen Cyber-Sport-Events, MLG (Major League Gaming), der aktuell aktive Veranstaltungen und Wettbewerbe für Disziplinen wie Call of Duty, Counter-Strike, World of WarCraft, Dota 2 etc. organisiert. Wichtig ist in dieser Hinsicht zunächst der Fakt, dass die meisten Spiele von Activision stammen und über eine große Fan-Community verfügen. MLG selbst zählt aktuell rund 9 Mio. aktive Mitglieder, tausende Mannschaften nehmen an den interaktiven Wettbewerben teil und Millionen Menschen verfolgen diese Wettkämpfe weltweit online oder schauen sich die Videoaufzeichnungen im Nachhinein auf YouTube zu Entertainment- und Trainingszwecken an. Wenn ATVI es also schafft, den Online-Shooter „Overwatch” als Cyber-Sport-Disziplin zu etablieren, dann könnte das Spiel zum langfristigen Goldesel umfunktioniert und verstärkt ausgebaut werden, was letztendlich die Entwicklung des Cyber-Spot-Trend beschleunigen könnte.
Was kommende Spiele angeht, so bestätigte ATVI teilweise, dass Destiny 2 bereits in der Vorbereitung ist und schon im November 2017 auf den Markt kommen könnte. Auch eine weitere Serie von Call of Duty wurde für 2017 bestätigt. Dabei soll das Spiel offenbar an die Anfangstage der Serie anknüpfen und statt Science-Fiction eher die Action in echten Kriegen der jüngeren Vergangenheit in den Vordergrund stellen. Damit dürfen sich die Fans wohl auf ein historisches Szenario einstellen.
Und schließlich kündigte ATVI eine umfassende Konzernumstrukturierung an. Rund 5 % der Belegschaft werden den Spielentwickler wohl verlassen müssen. „Activision richtet sich damit neu aus, um seine zukünftigen Pläne zu unterstützen und sich an die schnelle Umstellung auf den digitalen Markt vorzubereiten, einschließlich der Möglichkeiten für digitale Add-on-Inhalte“, so das Konzernmanagement. Es bleibt also weiterhin sehr spannend.
Laser-Aktien
Einen Hauptartikel dieser Ausgabe des aktien haben wir der spannenden Wachstumsperspektive des Laser-Herstellers IPG Photonics (IPGP) gewidmet. Mit Coherent (COHR) und Lumentum Holdings (LITE) haben wir nun zwei weitere Top-Kandidaten, um den im wahrsten Sinne des Wortes heißen Laser-Trend spielen zu können:
Die Aktie des mit rund 3,96 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Coherent (COHR) ist im vergangenen Quartal durch zahlreiche Leaderboard-Alerts aufgefallen. Man produziert Laser-Lösungen, die in kommerziellen und wissenschaftlichen Bereichen zur Anwendung kommen. Aktuell operiert der Konzern mit einer etwa 10,2%igen Nettogewinnmarge bei einer ebenfalls 10,2%igen Eigenkapitalrentabilität. Zuletzt sorgte man mit der 942 Mio. USD schweren Übernahme von ROFIN-SINAR für Aufmerksamkeit, einem Hersteller von High-Performance-Lasern für industrielle Zwecke. ROFIN beliefert industrielle Kunden mit Lasern zum Schneiden, Schweißen, Beschriften und zur Oberflächenbearbeitung. Damit wird Coherent seine Expertise auf diesem Gebiet weiter ausbauen können. Die erste Bestätigung dieser Annahme kam vor wenigen Tagen, als Coherent seine Q1-Zahlen vorlegte.
Der Q1-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahr um beachtliche 81,9 % auf 346,1 Mio. USD (Konsens: 317,8 Mio. USD). Das EPS von 2,57 USD lag weit über den erwarteten 1,76 USD. Insgesamt profitiert man von einer starken Nachfrage in allen Produktionsbereichen. Coherent bietet u. a. mit der „Meta”-Reihe flexible Geräte zum Trennen von Metall und Komposit-Material. Jedes Werkzeug verwendet computerberechnete Schneidbahnen, was das Laserschneiden einfach und kostengünstig macht. Diese Entwicklung überzeugte auch die Marktanalysten, die die COHR-Aktie mit zahlreichen Kurszielanhebungen versehen haben. So hat bspw. der Analyst Needham sein „Buy”-Rating bestätigt und das Kursziel von 145 USD auf 205 USD angehoben. Stifel bestätigte sein „Buy“-Rating ebenfalls und erhöhte das Kursziel von 170 auf 200 USD. Auch die Experten von Benchmark haben ihr „Buy“-Rating bestätigt und das Kursziel von 160 auf 185 USD angehoben.
Für Wachstumsfantasie sorgt der Umstand, dass Coherent einen starken Auftragseingang im Bereich Mikroelektronik verzeichnete. Als Wachstumstreiber erweist sich die starke Nachfrage nach „Linebeam 1500“-Systemen, die bei der Produktion von OLED-Displays verwendet werden.
Ein weiteres Unternehmen des Laser-Trends ist Lumentum Holdings (LITE). Der mit rund 2,79 Mrd. USD kapitalisierte Konzern bietet optische und photonische Produkten u. a. für Datenkommunikations- und Telekommunikationsnetzwerke. Gleichzeitig bietet man Laser für Fertigungs-, Inspektions- und Life-Science-Anwendungen an. Daneben fertigt Lumentum Halbleiterkomponenten für Industrie-, Kommunikations- und Endverbraucherprodukte und gilt in seinem Marktsegment als führend.
Vor wenigen Tagen hat das Unternehmen ebenfalls mit teilweise besser als erwarteten Quartalszahlen überzeugen können. Der Q2-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 21,4 % auf 265 Mio. USD (Konsens: 265,46 Mio. USD). Das EPS von 0,57 USD lag über den erwarteten 0,51 USD. Als Wachstumstreiber erwies sich die starke Nachfrage im Bereich der 100G-Datacom-Transreceiver. Der Umsatz dieser Produktsparte stieg sequentiell um 124 %. Im Vergleich zum Vorjahreswert war dies ein Anstieg von mehr als 500 %. Dies brachte die operative Marge auf ein neues Rekordniveau von 14,7 %. Für Q3 rechnet Lumentum mit einem Umsatz im Bereich von 250–265 Mio. USD (Konsens: 263,8 Mio. USD). Das EPS wird im Bereich von 0,46–0,54 USD (Konsens: 0,47 USD) erwartet.
Was die Aktie zusätzlich antreibt ist das Gerücht, dass der Lumentum-3D-Sensor im iPhone 8 zum Einsatz kommen könnte. Dabei könnte es sich um eine Gesichtserkennung handeln, die 3D-Touch entweder ersetzt oder ergänzen wird. Sollte sich dies bewahrheiten, so könnte es sich als sehr profitabel für Lumentum erweisen. Für 2017 rechnet der Konsens mit einem EPS von 2,03 USD, 2018 sollen es schon 2,34 USD sein. Damit läge das KGVe17 bei rund 24.
Abschließend werfen wir heute einen Blick auf den Nvidia (NVDA)-Rivalen Advanced Micro Devices (AMD). Der mit rund 9,61 Mrd. USD kapitalisierte Konzern ist für seine relativ günstigen, dennoch sehr leistungsfähigen Grafikkarten bekannt. Auch AMD lieferte in dieser Berichtssaison besser als erwartete Q4-Zahlen. Der Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 15,4 % auf 1,1 Mrd. USD (Konsens: 1,07 Mrd. USD). Das EPS (Verlust von -0,01 USD) fiel kleiner aus als die erwarteten -0,02 USD. Als Wachstumstreiber erwies sich der Geschäftsbereich „Computing und Graphics“. Hier wurde ein überproportional großes Umsatzwachstum von 28 % auf 600 Mio. USD realisiert. Für das kommende Jahr zeigt sich das Konzernmanagement eher zurückhaltend und konservativ, was im Wesentlichen daran liegt, dass AMD seine beiden aussichtsreichen Technologieneuerungen (Vega-Architektur bei den Grafikkarten und die neue Zen-Architektur bei Prozessoren) erst in Q1/Q2 des laufenden Fiskaljahrs auf den Markt bringen wird.
Für Wachstumsfantasie sorgt die Zen-Architektur. Damit tangiert AMD ein sehr profitables Marktsegment von Servertechnologien, das angesichts des steigenden Datenstroms und der zunehmenden Digitalisierung aller möglichen Prozesse weiter wachsen dürfte. Diese These muss allerdings noch durch die Ergebnisse des 1. bzw. 2. Quartals bestätigt werden. Was die Aktie allerdings aktuell antreibt, ist ein Gerücht aus Asien. Diesmal betrifft das Gerücht AMDs RyZen-Prozessoren, die am 2. März offiziell vorgestellt werden sollen. Aus Asien kommen nun Nachrichten (Gerüchte), dass AMD gleich bis zu 17 Modelle planen könnte. Die Basis-Taktraten betragen je nach Chip 3,0 bis 3,6 GHz. Darunter sollen wohl 5 Acht-, 4 Sechs- und 8 Vierkerner sein. Weitere Details sind zunächst unbekannt. Sollte sich diese Information aber bewahrheiten, so wird AMD seinen Konkurrenten Intel (INTC) auf breiter Front angreifen und auf jeden Fall einige lukrative Marktanteile wegschnappen können. Es bleibt also weiterhin spannend!