Liebe Trader und Investoren,
In der heutigen Ausgabe des TrendScout haben wir uns dazu entschieden, dem leitenden Trendgedanken eine strategische Note hinzuzufügen und betrachten eine Trendentwicklung durch das Prisma der Trendstabilität. Auf diese Weise erhalten wir eine vollkommen intakte, fundamentale Trendentwicklung, die durch langfristige charttechnische Trendstabilität bestätigt wird. Im Vordergrund steht dabei die Disziplin des Trendfolge-Tradings, die wie kaum eine andere Trading-Art eine nachvollziehbare und sachlogische Fundierung besitzt und die emotionale Komponente weitestgehend eliminiert.
Die wichtigste These in diesem Zusammenhang lautet, dass wirtschaftlicher Erfolg meist keine zufällige Sache ist, sondern die Folge richtiger und profitabler Unternehmensführung, die sich über die Jahre hinweg in kontinuierlich steigenden Umsätzen und Gewinnen widerspiegelt. Unternehmen, die auf diese Weise erfolgreich sind, dominieren ihre Märkte oft über Jahre und Jahrzehnte hinweg, was schließlich im kontinuierlichen Aufwärtstrend ihrer Aktien mündet. Daher der Begriff charttechnische Trendstabilität – diese ergibt sich aus der Trendstärke geteilt durch die Volatilität auf Jahressicht.
Beim fundamentalen Trendgedanken lassen wir uns heute von einer Branche inspirieren, die überall auf der Welt ungeachtet politischer, ethnischer und religiöser Veranlagung im gleichen Maße akzeptiert wird und daher auf eine kontinuierlich hohe Nachfrage trifft. Die Rede ist von der Luxusindustrie. Ob in Europa, Amerika, Russland oder anderen Teilen der Welt – Menschen neigen verstärkt dazu, sich über den Besitz luxuriöser Gegenstände, exklusiver Kleidung und Accessoires, teurer Weine und Spirituosen zu definieren. Dabei ist die Anziehungskraft des luxuriösen Lebens sowohl im kommunistischen China, in ärmlichen Regionen in Asien und Afrika, aber auch im wohlhabenden Europa und Nordamerika gleich stark und mündet oft in einem völlig irrationalen Konsumverhalten, das auch den Erfolgsmotor unserer Top 5 der trendstabilsten Luxusunternehmen Europas antreibt. Denn diese habe offensichtlich über die Jahre hinweg gelernt, wie man profitabel auf Nachfragewünsche reagiert und sind beständig damit beschäftigt, ihr eigenes, erfolgreiches Geschäftsmodell weiter zu perfektionieren.
Der Kandidat Nummer eins ist der mit rund 6,20 Mrd. Euro kapitalisierte Konzern Moncler.
Es handelt sich dabei um ein italienisches Bekleidungsunternehmen französischer Herkunft. Ursprünglich wurde das Unternehmen 1952 in Grenoble, Frankreich, als Hersteller von Bergsportbekleidung gegründet. Das moderne Moncler spezialisiert sich dagegen auf die Herstellung sowie den eigentlichen Vertrieb von hochwertigen Bekleidungsartikel und Accessoires für Damen, Herren und Kinder. Der besondere Fokus liegt dabei auf der Produktion von wattierten Daunenjacken aus dem oberen Preissegment, die mittlerweile zum Wiedererkennungszeichen des Unternehmens geworden sind.
Im November 2013 verkaufte das Unternehmen ihre Sportartikelmarken Henry Cotton’s, Marina Yachting und Coast Weber Ahaus sowie die Lizenzmarke 18CRR81 Cerruti und feierte einen Monat später am 16. Dezember 2013 seinen erfolgreichen Börsengang, womit auch ein neues Kapitel der Unternehmensgeschichte aufgeschlagen wurde. Heute vertreibt Moncler seine Produkte weltweit in über 180 eigenen Boutiquen sowie über exklusive Kaufhäuser und internationale Modefachgeschäfte, unter den verschiedenen Marken wie Moncler, Moncler Grenoble, Moncler Enfant etc.
Fundamental betrachtet kann der Konzern durchaus überzeugen und operiert aktuell mit einer fast 19%igen Nettogewinnmarge bei einer 32,14%igen Eigenkapitalrentabilität. Sowohl der Umsatz als auch der Gewinn werden seit mehreren Jahren in Folge kontinuierlich gesteigert. 2016 gelang es dem Unternehmen mit einer Steigerung von 18,16 % auf 1,04 Mrd. Euro zum ersten Mal in der Konzerngeschichte, die Milliardenmarke zu überschreiten. Der Gewinn verbesserte sich dabei um 16,79 % auf 196,04 Mio. Euro.
Auch in der 1. Hälfte 2017 war die Entwicklung positiv. Die konsolidierten Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahreswert um 17 % auf 407,6 Mio. Euro, das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 25 % auf 41,8 Mio. Euro. Insgesamt verzeichnete man damit bereits das 14. Quartal mit einer zweistelligen Wachstumsrate in Folge, wobei die Aktie ein neues Allzeithoch markierte.
Der Kandidat Nummer zwei dürfte zumindest vom Namen her vielen Lesern bekannt sein. Es ist der mit rund 116,31 Mrd. Euro kapitalisierte, global agierende französischer Luxusgüter-Konzern LVMH Moet Hennessy Louis Vuitton.
Das Produktportfolio des Konglomerats besteht aus mehr als 70 Prestigemarken aus Bereichen wie z. B. Wein & Spirituosen, Mode & Lederwaren, Parfüm & Kosmetik sowie Uhren & Schmuck, die weltweit in eigenen Geschäften vertrieben werden. Dazu zählen neben Louis Vuitton und Moet Hennessy u. a. auch Bulgari, Givenchy, Kenzo, Dior, Tag Heuer, Ebel oder auch Dom Perignon. Darüber hinaus ist der Konzern als Kunstauktionator und im Verlagswesen tätig.
Aktuell profitiert LVMH, wie beinah alle Luxusanbieter, von der starken Nachfrage aus dem asiatischen Raum, denn ein Drittel des Umsatzes aus dem globalen Luxusmarkt entfällt derzeit auf chinesische Konsumenten. Der Grund dafür ist die wachsende chinesische Mittelschicht, die nun dank des wirtschaftlichen Aufschwungs immer zahlungskräftiger wird. Hinzu kommt die Globalisierung und die damit zunehmende Reiselust der chinesischen Touristen, die gerade im Ausland verstärkt Luxusobjekte erwerben. Daher erlebt auch die Aktie von LVMH in den letzten 12 Monaten, genau wie andere europäische Vertreter der Luxusbranche, die wir in dieser Ausgabe des TrendScouts thematisieren werden, ein dynamisches Comeback und zieht weiter auf neue Hochs.
Fundamental ist die Entwicklung ebenfalls positiv. Seit mehreren Jahren in Folge ist LVMH in der Lage, auf der Umsatzseite zu überzeugen. Aktuell operiert LVMH mit einer 11%igen Nettogewinnmarge bei einer 17%igen Eigenkapitalrentabilität. Der 2016er-Umsatz stieg um 5,43 % auf 37,60 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 11,42 % auf 3,98 Mrd. Euro.
Auch in der 1. Hälfte 2017 war die Entwicklung positiv. Die konsolidierten Umsätze stiegen im Vergleich zum Vorjahreswert um 15 % auf 19,7 Mrd. Euro. Das organische Wachstum lag dabei bei +12 %. Hinzu kommt auch die positive Analystenstimmung. UBS hat zuletzt sein „Buy“-Rating mit einem Kursziel von 242 Euro bestätigt und Morgan Stanley hat in der vergangenen Woche sein Kursziel von 225 auf 255 Euro angehoben. Das „Overweight“-Rating wurde bestätigt. Damit ist auch diese luxuriöse Wachstumsstory weiterhin völlig intakt.
Eine ähnliche Situation ist auch beim mit rund 44,73 Mrd. Euro kapitalisierten Modehaus Hermes International zu beobachten.
Die Unternehmensgruppe ist ebenfalls international in der Produktion von hochwertigen Modeartikeln tätig. Das breite Produktportfolio beinhaltet Lederwaren, Schals, Krawatten, Damen- und Herrenbekleidung, Parfums, Uhren, Schmuck, Notizbücher, Hüte, Schuhe etc.
Der Hauptumsatzträger des Konzerns ist das Geschäftsfeld mit Lederwaren. Die Sparte rund um Bekleidung und exklusive Accessoires wie die in Handarbeit gefertigten Taschen, Terminplaner, Reisegepäck, Gürtel etc. generiert aktuell rund 21 % des Konzernumsatzes, während 10 % auf Seiden- und Kaschmirtextilien entfallen. Dabei sind die exklusiven Produkte in verschiedenen Größen, Farben und Materialien erhältlich und gehören weltweit zu begehrten Luxuswaren. Gleichzeitig bietet Hermes mit Sondereditionen und individuell gefertigten Unikaten wie der so genannten „Birkin Bag”, einer mit 32 Diamanten verzierten Damenhandtasche, Konsumenten mit dem nötigen Kleingeld die passenden Accessoires. Die mit Abstand teuerste Damenhandtasche der Welt schlägt mit knapp 185.000 USD zu Buche. Ähnlich hochpreisige Modelle bietet man im Luxusuhrensegment an, wobei man passende Armband- oder Taschenuhren ab 10.000 Euro erwerben kann. Für exklusive Sondereditionen werden Preise im oberen fünf- bis sechsstelligen Bereich aufgerufen.
Für die hohe Qualität der Hermes-Produktion spricht auch die über die Jahre hinweg kontinuierlich starke Nachfrage, die sich im stetigen Wachstum widerspiegelt. Der Umsatz wird bspw. schon seit 10 Jahren in Folge gesteigert. Das Unternehmen operiert mit einer beachtlichen Nettogewinnmarge von 21,19 % und das bei einer rund 27,53%igen Eigenkapitalrentabilität. Dabei werden Hermes-Produkte hauptsächlich in eigenen Betrieben in Frankreich hergestellt und in mehr als 300 exklusiven Geschäften, davon in über 200 eigenen Boutiquen wie auch über eigene Internetshops, weltweit verkauft. Der 2016er-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 7,46 % auf 5,20 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 13,13 % auf 1,1 Mrd. Euro. Auch in der 1. Hälfte 2017 scheint die Wachstumsstory weiterzugehen. Der H1/17-Umsatz steig im Vergleich zum Vorjahreswert um 11 % auf 2,71 Mrd. Euro. Das operative Ergebnis verbesserte sich dabei um 13 % auf 931 Mio. Euro.
Der Kandidat Nummer vier ist der mit rund 41,61 Mrd. Euro kapitalisierte Konzern Kering.
Er ist ein international tätiges Großhandelsunternehmen für Luxus-, Sport- und Lifestyleprodukte, die über Filialen oder den Versandhandel in über 120 Ländern der Welt vertrieben werden. Zu den bekanntesten Luxusmarken des Unternehmens zählen u. a. Gucci, Bottega Veneta, Saint Laurent, Alexander McQueen und Stella McCartney. Hinzu kommt noch die Sportsparte, in der das Unternehmen ebenfalls stark vertreten ist. Die umfangreiche Produktpalette reicht von Schuhen über Schmuck bis hin zu Reisekoffern und Sportartikeln. Der geographische Schwerpunkt der Konzerntätigkeit liegt jedoch im europäischen Raum.
Auch Kering profitiert aktuell von der starken Nachfrage aus dem asiatischen Raum. Ob Schmuck, Luxusaccessoires, Uhren oder teures Make-Up - der Löwenanteil entfällt auf chinesische Käufer, die wir bereits thematisiert haben. Um seine Entwicklung vor allem in der asiatischen Region voranzutreiben, vereinbarten Kering und der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba im vergangenen August eine Kooperation gegen Produktfälschungen, was in der langfristigen Perspektive zur höheren Profitabilität beider Konzerne beitragen dürfte.
Fundamental betrachtet sieht die Entwicklung von Kering ebenfalls positiv und durchaus beeindruckend aus. Der Konzern ist weiterhin in der Lage, seine Umsätze und Gewinne trotz der herausfordernden Situation aufgrund des aufkommenden E-Commerce-Trends kontinuierlich zu steigern. Die Nettogewinnmarge liegt derzeit bei etwa 8,4 % bei einer 10,4%igen Eigenkapitalrentabilität. Der 2016er-Umsatz stieg im Vergleich zum Vorjahreswert um 6,91 % auf 12,38 Mrd. Euro. Das Nettoergebnis verbesserte sich dabei um 16,88 % auf 813,5 Mio. Euro.
Abschließend werfen wir einen Blick auf den französischen Spirituosenhändler Remy Cointreau.
Der mit rund 35,69 Mrd. Euro kapitalisierte Konzern ist eine international tätige französische Unternehmensgruppe, die Weine und Spirituosen produziert und vertreibt. Die Produktkategorien sind in Rémy Martin, Liköre sowie Spirituosen und Partnermarken unterteilt. Zur besonderen Expertise von Remy Cointreau gehören die Produktion und der weltweite Vertrieb von hochwertigem Cognac, der in den letzten Jahren immer stärker in China, aber auch von den chinesischen Touristen in Europa und den USA nachgefragt wird. Denn genau diese luxuriöse Exklusivität macht den Unterschied.
Die Anbauregionen in der Grande- und Petite Champagne liefern die Trauben für Cognac-Marken wie Remy Martin und Louis XIII. Diese bilden den Kern der umsatzstärksten und zugleich profitabelsten Kerngeschäftssparte von Remy Cointreau, die seit Generationen unter dem Namen „House of Remy Martin” bei Cognac-Kennern in aller Welt bekannt ist. Der gesamte Herstellungs- und Reifeprozess von der Destillation bis zur Lagerung in Eichenfässern aus der hauseigenen Küferei bleibt dabei unter dem Dach von Remy Martin. Dies sichert dem House of Remy Martin gegenüber Edelmarken wie Hennessy und Courvoisier eine Ausnahmestellung.
Anfang Juni kommunizierte das Unternehmen seine starken Jahreszahlen. Der 2017er-Umsatz stieg um 4,2 % auf 1,094 Mrd. Euro. Das organische Wachstum lag dabei bei 4,7 %. Das operative Ergebnis verbesserte sich um 26,1 % auf 226,1 Mio. Euro. Der Nettogewinn der konsolidierten Unternehmensgruppe konnte um 85,7 % auf 190,3 Mio. Euro gesteigert werden. Als Wachstumstreiber erwies sich die starke Performance der Remy Martin Sparte, die mit einem fast 20%igen organischen Wachstum überzeugte. Die Sparte Liköre und Spirituosen wuchs organisch um 10 %.
Damit scheint die zuletzt angekündigte Strategie (Profitabilitätssteigerung durch Preiserhöhungen auf dem chinesischen Markt) wohl gut zu funktionieren. Das Konzernmanagement zeigte sich in Anbetracht der positiven Geschäftsentwicklung durchaus optimistisch und rechnet für 2019/20 mit der Steigerung der operativen Marge auf 21,5–22,5 %. Vorher ist man von 18–20 % ausgegangen. Damit ist auch Remy Cointreau weiterhin auf dem Wachstumspfad, wobei die Profitabilität Schritt für Schritt verbessert wird. Die aktuelle Nettogewinnmarge liegt bei 17,3 % bei einer fast 16%igen Eigenkapitalrentabilität.