Das laufende Jahr neigt sich dem Ende zu, die wichtigsten Topspiele sind bereits auf dem Markt und die langersehnte Ferien- und Weihnachtssaison ist auch nicht mehr weit. Es ist also genau die richtige Zeit, sich die Gaming-Stocks anzuschauen, bevor die Publisher damit beginnen, den Verkauf ihrer Toptitel via Aktionen und Special Events entsprechend zu forcieren.
Was die Aktien in den vergangenen zwei Jahren richtig stark bewegte, war der eigentliche Pre-Release-Hype in Kombination mit soliden fundamentalen Konzernentwicklungen. Denn ausschließlich alle führenden Game-Publisher haben mittlerweile eigene digitale Vertriebsplattformen aufgebaut und profitieren nun von höheren Gewinnmargen. Der Digitalisierungstrend läuft weiter auf Hochtouren und kann keinen Investor oder Trader mehr überraschen. Neue Wachstumsimpulse wurden in der vergangenen Zeit ausschließlich von den Release News, Gameplays und den damit verbundenen Erwägungen generiert. Nun sind aber die wichtigsten Wachstumstreiber wie Far Cry 5, Red Dead Redemption 2, Black Ops 4 und Assassins Creed: Odyssey bereits auf dem Markt, weswegen wir in der aktuellen TrendScout-Ausgabe einen eher globalen Blick auf die Gaming-Industrie und ihr langfristiges Wachstumspotenzial werfen werden.
Gaming ist wohl einer der wenigen Trends, der in seiner Entwicklung von Aspekten der menschlichen Psychologie abhängt und daher immer intakt sein wird. Denn im Wesentlichen geht es hier um die Traumverwirklichung. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um den Traum eines Kindes oder eines Erwachsenen handelt. Möchte man also vom PC oder der Spielkonsole aus die unendlichen Tiefen des Universums oder eines Ozeans erforschen, ein Paar Candys während der Busfahrt via Smartphone crushen lassen oder sogar ganz gemütlich vom Sofa aus dem globalen Weltterrorismus in den Hintern treten, wäre Gaming genau die richtige Wahl, um diese Träume zu verwirklichen. Dabei wird das erlangte Glücksgefühl Sie vermutlich dazu veranlassen, sich nach neuen spielerischen Herausforderungen umzuschauen. Ein weiterer wichtiger Faktor dieser Trendentwicklung ist natürlich der technologische Fortschritt. Und in dieser Hinsicht sind wir bereits an dem Punkt angelangt, an dem die Spielgrafik in manchen Fällen der Realität in keinem Verhältnis nachsteht und diese sogar ab und zu toppen kann. Ganz zu schweigen von der rasanten Entwicklung rund um Virtual-Reality, die sich erst im kommenden Jahr offenbaren wird. Das Auge kauft (spielt) wie bekanntlich mit und daher wird dieser Umstand gepaart mit dem psychologischen Bedürfnis, sich gegenüber den anderen behaupten zu wollen, ganz geschickt von der Gaming-Industrie ausgenutzt und auf eine Wettbewerbsschiene gestellt. Und so erleben wir derzeit die Geburtsstunde einer neuen Trendrichtung, die schon bald unter dem Namen Cyber-Sport ihren festen Platz in der Entertainmentindustrie einnehmen wird. Ein riesiger Markt wird entstehen, womit wir nun auch zu den Topprofiteuren des Gamingtrends gelangen.
Der Kandidat Nummer eins ist Activision Blizzard (ATVI). Das Unternehmen rund um Call of Duty, World of Warcraft und Candy Crush Saga investiert aktuell wohl am meisten in die Cyber-Sport-Entwicklung. Die Blizzard E-Sports Arena ist bereits aufgebaut; die Overwatch-League wächst weiter und hat mittlerweile 12 Mannschaften, die sich auf der Jagd nach Ruhm und natürlich üppigen Preisgeldern in ihren Gaming-Skills vor einem millionenhohen Publikum messen. Dabei werden die Wettkämpfe sowohl im Internet als auch im Fernsehen auf dem ESPN Sportkanal ausgestrahlt. Die Reichweite ist enorm und die gesellschaftliche Akzeptanz und Popularität nehmen weiter zu.
In der aktuellen Berichtssaison überzeugte das Unternehmen mit einer sehr guten Fortsetzung der Call-of-Duty-Serie. Die Black Ops 4 erzielte bereits in den ersten drei Tagen nach dem Release mehr als 500 Mio. USD an Umsätzen und wird weiterhin sehr intensiv gespielt. Das Entwicklerstudio Treyarch hat es sich wohl zum Ziel gemacht, ein CoD für alle zu entwickeln, und es mit Black Ops 4 tatsächlich geschafft, ein sehr breites Gaming-Publikum zu erreichen. Das Herzstück ist dabei der Battle Royal Modus „Blackout“, der sehr gut bei der Community angekommen ist. Sollte das Spiel die Gamer erfolgreich über eine längere Zeit binden können, wäre hier eine Entwicklung in Richtung E-Sports-Veranstaltungen denkbar, zumal man mit Overwatch ohnehin über das nötige Know-how und die entsprechende Infrastruktur verfügt.
In Bezug auf die Konzernentwicklung lässt sich anmerken, dass ATVI sich nun in einer Umorientierungsphase befindet, wobei der Shift verstärkt in Richtung Mobile-Gaming gehen soll. An sich ist dies eine richtige Entscheidung, denn im Mobile-Gaming-Bereich lassen sich deutlich höhere Margen realisieren. Was man aber auf keinen Fall machen sollte, wäre diese Entwicklung auf Kosten der PC- und Konsole-Sparten vorantreiben zu wollen. Denn damit würde man riskieren, einen sehr treuen und umsatzbringenden Part der Gaming-Community zu verärgern. Wenn man sich also für ATVI entscheiden sollte, wäre die langfristige Perspektive die richtige Wahl, da kurzfristige Wachstumstreiber bereits ausgespielt wurden.
Eine weitere Aktie, die man als interessante, langfristige Investmentalternative anschauen sollte, wäre die von Take-Two Interactive (TTWO). Der Konzern profitiert von der hohen Qualität und einer ausgeklügelten Monetisierungsstrategie seiner Gaming-Produkte. Kein Wunder, dass GTA V, GTA Online sowie Sporttitel wie NBA2K weiterhin als wichtige Wachstumstreiber fungieren und für sehr hohe Umsätze und Margen sorgen. Mit dem jüngsten Release von Red Dead Redemption 2 brachte die TTWO-Tochter Rockstar einen weiteren Megahit auf den Markt, der alle Chancen hat, sich langfristig als ein weiterer Goldesel zu erweisen. Der signifikante Umsatz- und Gewinnsprung wird womöglich schon in der kommenden Quartalsperiode realisiert, sobald der Multiplayer RDR2-Online in Betrieb geht. Denn kein anderer als Take-Two versteht sich so gut darauf, das Geschäft mit digitalen In-Game-Inhalten entsprechend zu monetisieren. Schließlich muss sowohl die Kleidung als auch die Waffengravur des neuen Westernhelden Arthur Morgan mindestens hervorragend zur neuen Pferderasse des vorher gestohlenen Reittiers passen. Sollte es also TTWO tatsächlich gelingen, mit RDR2 neben der megaerfolgreichen GTA V eine weitere langfristige Spielplattform zu etablieren, so würde man damit eine weitere, sehr ausgiebige und starke Umsatzquelle erschließen und das Wachstum über die Jahre hinweg sichern.
Als eine europäische Alternative zu den beiden US-Publishern bietet sich aber auch die Aktie des französischen Konzerns Ubisoft an, der in diesem Jahr nicht nur einer Übernahme seitens Vivendi entkommen ist, sondern mit Far Cry 5 und Assassins Creed: Odyssey gleich zwei Volltreffer auf dem Gaming-Markt landete. Im Gegensatz zu ATVI und TTWO zeichnet sich der Franzose durch eine kontinuierlich gute Performance und einen sehr stabilen und gleichmäßigen Release-Rhythmus aus. Dabei gelingt es Ubisoft immer wieder, richtig gute Produkte zu präsentieren. Der Höhepunkt der diesjährigen Entwicklung war der Release von Assassins Creed: Odyssey, womit sich ganz neue Entwicklungstendenzen offenbarten. AC: Odyssey ist keine langweilige Fortsetzung. Es ist ein ganz neues Spiel, dass die besten Elemente der gesamten AC-Reihe vereint, diese weiterentwickelt und um sehr interessante Open-World- und RPG-Elemente erweitert. Damit dürfte die in die Jahre gekommene Assassins-Creed-Serie neue Impulse bekommen und zur alten und deutlich besseren Umsatzstärke zurückfinden können. Im Wesentlichen hat der Konzern in diesem Jahr erneut daran erinnert, dass man weiterhin imstande ist, qualitativ hochwertige Spiele zu produzieren. Der nächste positive Wachstumsimpuls dürfte hier schon mit dem für den März 2019 geplanten Release von The Division 2 kommen.
Sehr interessant und gleichzeitig spekulativ spannend gestaltet sich nun die Situation um das nächste Gaming-Schwergewicht Elecrtonic Arts (EA). Auf der Jagd nach dem Hype hat es der Konzern in diesem Jahr nicht geschafft, sein Topspiel Battlefield V rechtzeitig zu liefern, weshalb der Release nun auf Ende November verschoben wurde. Damit steigen die Chancen, dass man den ersehnten Titel in einer deutlich besseren Qualität abliefern wird. In die Karten von EA spielt auch die Tatsache, dass sich die allgemeinen Erwartungen auf einem sehr niedrigen Niveau befinden, weshalb eine positive Überraschung durchaus möglich wäre. Aktuell profitiert der Konzern aber weiterhin von der starken Performance seiner Sportspiele wie FIFA19 und natürlich Sims. Ein positiver Impuls könnte auch vom nächsten BioWare-Titel Anthem ausgehen. Hier möchte man als Investor hoffen, dass EA sich endlich an den Wünschen der Gaming-Community orientiert hat und ein solides Stück Sci-Fi-Game-Action statt einer überaus toleranten, politisch korrekten und auf Gleichberechtigung fixierten Wundertüte auf den Markt bringen wird. Der Release ist für Februar 2019 geplant.
Im zweiten Teil unseres Gaming-Checks werfen wir einen Blick nach Asien, denn auch dort lässt sich der Gaming-Trend hervorragend, vor allem auf der Hardwareseite spielen. Einer der aussichtsreichen Topprofiteure dieser Entwicklung ist ohne Zweifel der japanische Konzern Nintendo mit seiner sehr populären Switch-Spielkonsole. Und diese soll weiterhin als Wachstumstreiber dienen. Das Mario Party Spiel, das im November auf den Markt kam, verkauft sich anscheinend gut und das neue Pokémon könnte tatsächlich für eine sehr positive Überraschung sorgen. Für 2019 sind dann offenbar weitere positive Überraschungen vorbereitet. Auf der Softwareseite könnte es gleich mehrere populäre Spiele wie Metroid 4, Yoshi und weitere Mario-Ableger geben. Besonders interessant werden aber auch die Ankündigungen zur neuen Switch-Version sein, die sich ganz schnell zu einem echten Kurstreiber für die Aktie entwickeln könnte. Eine ganz große Überraschung wäre es zwar nicht, denn schließlich haben sowohl Sony (SNE) als auch Microsoft (MSFT) zuletzt leistungsstärkere Versionen ihrer Playstation und Xbox One veröffentlicht. Sollte man sich also als Investor für die Gaming-Hardwareseite entscheiden, wären sowohl Nintendo als auch Sony und Microsoft eine mögliche Alternative.
Interessant, aber dennoch sehr spekulativ, bleibt dagegen die Entwicklung in China. Viele chinesische Schwergewichte, die vom Gaming-Trend profitieren, haben es in dieser Berichtssaison ungeachtet der negativen Marktstimmung, des laufenden Handelskriegs zwischen den USA und dem Reich der Mitte sowie zahlreichen politischen Spannungen tatsächlich geschafft, mit durchaus robusten Quartalszahlen zu überraschen. Bei Stabilisierung der allgemeinen Marktsituation könnte so etwas ganz schnell in einer dynamischen Erholungsbewegung chinesischer Gaming-Stocks münden, weshalb man diese Werte unbedingt weiter auf der Watchlist haben sollte.
Einer der Topprofiteure ist das Technologiekonglomerat Tencent (TCEHY), das aktuell unter der angelaufenen Regulierungsinitiative der chinesischen Regierung in Bezug aufs Gaming leidet. Die Lizenzvergaben dauern nun sehr lange und führen dazu, dass Toptitel nur verzögert, falls überhaupt, auf dem chinesischen Markt erscheinen, was den üblichen Vertriebsrhythmus durcheinanderbringt. Umso überraschender war daher die robuste Konzernperformance, die Tencent mit den aktuellen Quartalszahlen vorweisen konnte. Erwartungsgemäß schwach war dabei die Entwicklung der Gaming-Sparte. Hier verzeichnete man ein Wachstum von nur +7 %. Angetrieben wurde dies v. a. durch die Markteinführung von einigen Top-Mobile-Games, bevor neue Regulierungsvorgaben die Lizenzvergaben im vergangenen März komplett auf Eis legten. Zukünftig sollte man hier verstärkt auf die News zu den Lizenzvergaben und der Wiederherstellung des Release-Rhythmus achten.
Ähnlich positiv war in diesem Quartal auch die Entwicklung bei dem chinesischen Online-Game-Anbieter NetEase (NTES). Das 35,1%ige Wachstum auf 2,5 Mrd. USD wurde dabei im Wesentlichen durch eine starke Performance rund um die Online-Game-Services getragen. Der Spartenumsatz verbesserte sich um 27,6 % auf rund 1,5 Mrd. USD, wobei man im NTES-E-Commerce-Segment mit einem Plus von 67,2 % auf 649,2 Mio. USD das stärkste Wachstum verzeichnete. Als Wachstumstreiber erwies sich explizit der erfolgreiche Start der Top-Mobile-Games World of Warcraft: Battle for Azeroth und Minecraft. Weitere positive Impulse erwartet man von der fortgeführten Zusammenarbeit mit Activision Blizzard (ATVI) und dem kommenden Release von Diablo Immortals, das von beiden Konzernen in Kooperation entwickelt wird.
Abschließend lässt sich erwähnen, dass die allgemeine nervöse Marktstimmung die Gaming-Stocks aktuell sehr stark unter Druck bringt, was angesichts der langfristigen Wachstumsperspektive sehr schöne Einstiegsmöglichkeiten eröffnet. Die notwendige Bedingung für die Wiederaufnahme von Trendbewegungen wäre allerdings eine positivere Marktstimmung und ein vorhandener Optimismus, was aktuell leider nicht der Fall ist. Aus diesem Grund sollte man als risikoscheuer Investor zunächst eine Entspannung der politischen Lage und eine Bodenbildung bei den jeweiligen Aktien abwarten.
Viel Erfolg und seien Sie profitabel!