Börsenneulinge, die man besser auf der Watchlist behalten sollte (Teil II)

02.09.2019
um 13:57 Uhr

IPOs und Börsenneulinge waren schon immer ein sehr spannendes und hochinteressantes Thema. Hier lauern große Chancen, eine profitable Hype-Periode zu erwischen. Abgesehen davon, dass ein IPO in den Medien meist hochgespielt wird, verfügen die Unternehmen häufiger über sehr interessante Wachstumsperspektiven, die sich aber erst nach einer gewissen Zeit zeigen und zu Umsatz- und Gewinnstärke führen. Andere IPOs bleiben weitgehend unentdeckt und kommen erst ans Licht, wenn sich ihre Aktien innerhalb von wenigen Monaten vervielfacht haben. Warum man solche Aktien aber von Anfang an auf der Watchlist haben sollte, sieht man nun deutlich am Beispiel einiger IPOs, die wir in der letzten TrendScout-Ausgabe ausführlich thematisiert haben.  

Den Anfang macht heute die Aktie des mittlerweile mit rund 26,67 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Zoom Video Communications (ZM), die nach der Vorlage starker Quartalszahlen mit einem mehr als 10%igen Up-Gap auf ein neues 52-Wochen-Hoch gezogen ist und somit die Trendfortsetzung anzupeilen scheint. Das Unternehmen ist ein Videoservice, der von zahlreichen Unternehmen im Rahmen der betrieblichen Businesskommunikation, Videokonferenzen, Online-Meetings etc. genutzt wird. Als Wachstumstreiber fungiert hier der Wandel des modernen Arbeitsverhältnisses. In der digitalen Welt mit einer immer schneller und stabiler werdenden Internetverbindung entscheiden sich immer mehr Menschen dazu, ihre Arbeit von Zuhause aus auszuüben. Auch moderne Unternehmen honorieren das Phänomen. Gleichzeitig besteht für sie die sehr lukrative Möglichkeit, die besten Arbeitskräfte überall auf der Welt ohne große Probleme engagieren zu können. Und Zoom kann davon profitieren.

zoom

Wie der Konzern meldete, stieg der Q1-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um beachtliche 103 % auf 122 Mio. USD und fiel damit deutlich besser aus als die vom Konsens erwarteten 111,73 Mio. USD. Das Ergebnis je Aktie dreht von -0,01 USD im Q1/17 auf +0,03 USD und lag ebenfalls über dem erwarteten Wert von 0,00 USD. Kennzeichnend für den Erfolg des ausgewählten Businessmodells war auch der im Vergleich zum Vorjahr um 120 % gestiegene Umsatz von rund 450 Kunden mit einem jährlichen Umsatzvolumen von mindesten 100.000 USD. Die Anzahl von Unternehmenskunden, die mehr als zehn Mitarbeiter in ihrem Kader haben, stieg dabei um 86 % auf 58.500, wobei der von dieser Gruppe generierte Umsatz sich um 130 % verbesserte. Die positive Dynamik spiegelte sich nun auch in der deutlich besseren Cashflow-Situation wider, wobei der Free Cashflow von -1,1 Mio. USD auf +15,3 Mio. USD drehte. Damit bleibt der Konzern auf einem sehr aggressiven, aber dennoch vielversprechenden Wachstumskurs, wobei die zukunftsträchtige Kundenbasis konsequent Schritt für Schritt aufgebaut wird. Der Ausblick auf das Q2 mit einem Umsatz von 129–130 Mio. USD und einem Ertrag von 0,02–0,03 USD/Aktie toppte ebenfalls die Erwartungen von 123,25 Mio. USD und 0 USD/Aktie. Der CEO verbreitete Optimismus. Man befindet sich in einer Anfangsphase, in der Video die neue „Stimme“ wird. Der Trend zu Videokonferenzen wird angesichts der mobilen Arbeits- und Lernwelt weiterhin stark zunehmen.

Eine weitere Aktie, die wir heute ebenfalls kurz erwähnen werden, gehört dem mit rund 4,15 Mrd. USD kapitalisierten Konzern PagerDuty (PD), der mit seiner ersten Quartalspräsentation an der Börse ebenfalls überzeugen konnte. Das Unternehmen ist ein Anbieter von Cloudinstrumenten zur Steuerung digitaler Businessprozesse. Das Ziel ist ein besserer Einblick in das bestehende IT-System. Dabei nutzt der Konzern u. a. Machine-Learning-Technologien, um IT-Probleme zu erfassen, zu analysieren und entsprechend auszuwerten. Als Wachstumstreiber fungiert hier im globalen Sinne die digitale Transformation, wobei zahlreiche Betriebe und Konzerne nicht in der Lage sind, die tatsächliche Effektivität von eingesetzten Cloudtechnologien zu quantifizieren. Genau an dieser Stelle kommen die Services von PagerDuty zum Einsatz. Gleichzeitig erlaubt die IT-Überwachung und -Steuerung genauere Systemeinblicke, was im Fall von Störungen eine essenzielle Rolle spielt. So werden sowohl die Kosten- als auch die Zeitintensität bei einer Reparatur signifikant reduziert. Und die Nachfrage nach solchen Lösungen und Services nimmt kontinuierlich zu, was nun anhand des Q1-Resultats beobachtet werden konnte.

pager_1


Wie der Konzern nun kommunizierte, stieg der Q1-Umsatz im Vergleich zum Vorjahreswert um 49 % auf 37,3 Mio. USD (Konsens: 34,99 Mio. USD). Der EPS-Verlust von -0,22 USD fiel genau auf der Höhe der Konsensschätzung aus. Was hier das Geschäft antreibt, ist zunächst die Tatsache, dass es sich bei den offerierten Services um sehr komplexe und spezielle Dienstleistungen handelt, was die Wahrscheinlichkeit einer Vertragskündigung oder eines Wechsels zu einem der Konkurrenten stark minimiert. Gleichzeitig profitiert man davon, dass die konzerneigene Predictive AI alle Daten sammelt und analysiert, sodass man noch leistungsstärkere Tools anbieten kann. Für Kunden bedeutet dies auf jeden Fall Mehrwert und eine weitere Steigerung der operativen Performance, was den Wechsel oder die Kündigung im Großen und Ganzen eliminiert. Und so wuchs die PD-Kundenbasis im Vergleich zum Vorjahreswert um weitere 468 Klienten auf insgesamt 11.600. Die Anzahl von Unternehmen, die jährlich für PD-Services mehr als 100.000 USD ausgeben, stieg um 51 % auf 242, was ebenfalls für Optimismus sorgt. Im Anschluss kommunizierte der Konzern eine besser als erwartete Wachstumsprognose für 2020. Der FY20-Umsatz wird im Bereich von 161–163 Mio. USD (Konsens: 155,76 Mio. USD) bei einem EWPS-Verlust von -0,38/-0,37 USD erwartet.  

In der heutigen TrendScout-Ausgabe werfen wir einen Blick auf weitere Aussichtsreiche IPOs, die das Zeug dazu haben, schon bald zu den Topperformern zu gehören. Einer davon ist der mit rund 7 Mrd. USD kapitalisierte Cybersecurity-Spezialist CrowdStrike (CRWD). Der Konzern spezialisiert sich auf cloudbasierte SaaS-Lösungen zum Schutz von unternehmensinternen PCs, PC-Netzwerken und Serversystemen. In der zunehmend digitalisierten Welt, in der operative Unternehmensprozesse sehr stark von der Stabilität vorhandener IT-Infrastrukturen und der Sicherheit aufgezeichneter Daten abhängen, wird die Bedeutung solcher Services auch weiter kontinuierlich zunehmen. Somit befindet man sich in einem kontinuierlich wachsenden Marktumfeld, wobei man bei einer richtigen Nischenpositionierung durchaus mit einer Wachstumsbeschleunigung rechnen könnte. Was die Expertise von CrowdStrike betrifft, so spricht für das Unternehmen zunächst die Tatsache, dass Amazons Amazon Web Services (AWS) Division bereits auf CRWD-Software setzt und diese auf hunderttausenden seiner PCs und Server installiert hat.

crowd


Der Konzern wurde 2012 von den zwei ehemaligen McAfee-Mitarbeitern George Kurtz und Dmitri Alperovitch gegründet, die bereits über große Erfahrung bei präventiven Cyberschutzlösungen verfügten. Hinzu kam der ehemalige FBI-Cybersecurity-Experte Shawn Henry, der sein spezifisches Know-how in das neuentstandene Unternehmen einbrachte. Dementsprechend wird das Unternehmen öfter von den US-amerikanischen Sicherheitsbehörden bei der Lösung von Cyberverbrechen herangezogen. So half man bspw. 2014 dem US-amerikanischen Justizministerium bei der Beweissuche gegen fünf chinesische Hacker, die wegen ökonomischer Spionage angeklagt wurden. Gleichzeitig überwacht der Konzern nordkoreanische, russische und chinesische Hackeraktivitäten und entlarvt diese regelmäßig. Den aktuellen Höhepunkt bildete dabei die Untersuchung des Hackerangriffs auf die Demokraten im Jahr 2016, was den Bekanntheitsgrad des Unternehmens enorm steigerte. Damit verfügt dieser Börsenneuling nicht nur über das spezifisch hohe Know-how im Rahmen des Cybersecurity-Trends, sondern auch über die nötige Popularität, womit man noch stärker in den Fokus der potenziellen Anleger geraten könnte.  

Eine weitere Aktie, die man im Blick behalten sollte, gehört dem mit rund 8,54 Mrd. USD kapitalisierten Konzerns Beyond Meat (BYND). Das US-amerikanische Unternehmen spezialisiert sich auf die Entwicklung, Produktion und den eigentlichen Vertrieb von Fleischersatzlebensmitteln. Dazu gehören bspw. Wurstspezialitäten, Burger für Fast-Food-Ketten oder auch Taco-Füllungen. Mehr als 33.000 Restaurants, Lebensmittelgeschäfte und Fast-Food-Ketten kaufen mittlerweile bei Beyond Meat ein. Insgesamt gelten die Produkte als neu und innovativ, tangieren den beliebten Tierschutz- und Umwelttrend und sorgen somit für eine regelrechte Hype-Stimmung. Katalysiert wird dies durch die Annahme, dass es in der modernen Gesellschaft zu einem nachhaltigen Sinneswandel kommen könnte, sodass große Nahrungsmittelkonzerne davon mitgerissen werden und immer stärker zu Fleischersatzprodukten tendieren. Potenziell würde dies die Entstehung eines milliardenschweren Marktes bedeuten und Beyond Meat wäre quasi der hochspezialisierte Pure Player. Im globalen Sinne profitiert der Konzern von dem anhaltenden Bevölkerungswachstum, wobei die Nachfrage nach hochwertigen Lebensmitteln natürlicher Herkunft aus bspw. der Vieh- oder Geflügelzucht immer schwieriger zu bedienen ist. Damit hätte man abgesehen vom Hype einen echten, langfristigen, aber eher schwächeren Wachstumstreiber. Was die eigentliche Bewertung betrifft, so scheint das Unternehmen zum aktuellen Zeitpunkt überbewertet zu sein. Bei einer Marktkapitalisierung von über 8 Mrd. USD peilt der Konzern für 2020 erst eine Umsatzmarke von 500 Mio. USD an, was schon sehr problematisch sein könnte. Was allerdings eine Rolle spielen dürfte, ist der adressierbare Markt sowie sein mögliches dynamischen Wachstum, weswegen man auch diese Aktie u. a. für schnelle Tradingmanöver mit auf der Watchlist haben sollte.  

beyond


Schließlich ist da die Aktie des Börsenneulings Revolve (RVLV), mit der sich der Modetrend vor dem Hintergrund steigender Konsumausgaben spielen lässt. Der Konzern ist ein E-Commerce-Retailer, der rund 45.000 Produkte von mehr als 500 weltweit bekannten Brands über seine Online-Plattform anbietet. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen über eigene Produktionsstätten in China, Indien und in Los Angeles. Hinzu kommt, dass der Konzern mehr als 40 Designer der Extraklasse engagiert und erstklassige Kleidungsstücke unter 18 eigenen Markennamen entwerfen lässt. Die eigentliche Businessstruktur basiert auf der eigens dazu entwickelten Online-Plattform, über die das Unternehmen alle operativen Prozesse wie Trendtendenzen, Preissetzungen, Kundensupport, Afterbuy-Analytic, Marketingkampagnen etc. kontrolliert. Eine wichtige Rolle spielt dabei die Produktplatzierung und Kommunikation über alle gängigen sozialen Netzwerke, womit sich der erste und womöglich zukunftsweisende Vorteil herauskristallisiert. Es ist quasi die Fokussierung auf die Millennials, die sich während des Surfens auf Instagram und Co. sehr schnell von den Stars und Celebrities in Sachen Modetrend inspirieren und beeinflussen lassen. Und genau deswegen kooperiert der Konzern schon seit 2009 mit den führenden Internet-Bloggern, die den eigenen Followern öfter kostenlos bereitgestellte Produkte über ihre Kanäle empfehlen. Dies ist eine sehr wirksame Strategie, denn damit erreicht man innerhalb von einigen Sekunden ein millionenstarkes Auditorium. Ab besten sieht man dies am Beispiel von populären Bloggern wie Camila Coelho, Julie Sarinana und Natasha Oakley, die bereits mit Revolve zusammenarbeiten und über eine kumulative Followerzahl von rund mehr als 14 Millionen verfügen. Damit verfügt der Konzern neben einem starken und durchaus diversifizierten und hochqualitativen Produktportfolio über eine sehr interessante Marketingstrategie, die das zukünftige Wachstum stark befördern könnte. Schließlich leben wir in einem digitalen Zeitalter, in dem sich die sozialen Netzwerke, in denen Revolve sehr stark präsent ist, u. a. immer stärker zu den gängigen Vertriebskanälen weiterentwickeln.

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