Die Top-3-Aktien für den Long-Run!

15.01.2020
um 14:32 Uhr

Ups and Downs sind ein fester Bestandteil der Börsenwelt. Und obwohl die Statistik ganz klar darauf hindeutet, dass die Bullenmärkte im Durchschnitt deutlich länger als die Bärenmärkte dauern, werden die Anleger sehr oft Opfer der eigenen Emotionen. Sie treffen irrationale Entscheidungen, die meist aus einem Rudelverhalten resultieren und durch die Angst um Geldverlust katalysiert werden. Was in einer solchen Situation hilft, ist ein genauer Trading- oder Investmentplan, mit einer durchdachten und vorher definierten Ausstiegsstrategie für den Fall, dass der Trade oder ein Investment gegen einen läuft. Gleichzeitig eröffnen die Shake-Outs oder Sell-Offs interessante Einstiegschancen, die man sowohl kurz- als auch längerfristig spielen kann. Besonders interessant sind in solchen Phasen Blue-Stocks, Big-Caps, aber auch Wachstumskonzerne, deren Geschäftsmodell einen Burggrabencharakter aufweisen, und die nicht so einfach von der Konkurrenz nachgeahmt werden können.  

Die Wahrscheinlichkeit, dass sich genau diese, manchmal zu Unrecht angeschlagenen Aktien in Zukunft erholen, ist deutlich höher, als bei spekulativen Konzernen, die noch über keine so lange Wirtschafts- und Börsenerfahrung verfügen. Und damit gelangen wir nun zum Thema der aktuellen TrendScout-Ausgabe: Topaktien für die nächste Dekade und darüber hinaus, die sich hervorragend für eine konservative Buy-&-Hold-Strategie eignen.  

Der erste Long-Run-Kandidat ist heute der sehr gut bekannte Medienkonzern The Walt Disney (DIS). Das Unternehmen ist wohl das größte Medienkonglomerat der Welt und dürfte jedem bekannt sein. Zu seinem breiten Businessportfolio gehören Erlebnisparks, Kinostudien, Fernsehsender und zahlreiches Merchandise. Zu den Assets des Unternehmens gehören Top-Animationsstudios wie Pixar, Marvel, Star Wars, ABC network, ESPN, Disney Channel und Erlebnisattraktionen weltweit. Und das Portfolio wird weiterhin konsequent ausgebaut. Charttechnisch zeigte die Aktie in den vergangenen vier Jahren keine beeindruckende Entwicklung, der Aktienkurs schwankte hin und her, verblieb jedoch in einem stabilen Seitwärtstrend.  

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Im Frühling 2019 hat sich die Situation jedoch zum Positiven verändert, die Aktie zog auf ein neues Allzeithoch und ging zur Trendfortsetzung über. Der Kursimpuls resultierte aus der Wachstumsfantasie, die sich aus der Kombination gleich mehrerer Faktoren ergab. Eine wichtige Rolle spielte dabei die Übernahme von 21st Century Fox. Strategisch wichtig war zu dem damaligen Zeitpunkt auch die Übernahme der 30%igen Fox-Anteile am US-Streamingportal Hulu, an dem der Konzern jetzt schlagartig die Mehrheit (61 %) hält. Das passt hervorragend in die langfristige Disney-Wachstumsstrategie, denn immerhin hat der Konzern angekündigt, 2019 seinen eigenen Streaming-Service mit Hunderten neuer Filme und TV-Shows zu starten, um somit Netflix und Co. Marktanteile in diesem hochmargigen Entertainmentsegment abzujagen.  

Dies passierte im November, als Disney mit seinem eigenen Streaming-Channel Disney+ an den Start ging. Und dies dürfte tatsächlich der Game-Changer in Sachen langfristiges Wachstum werden. Wie der Konzern mitteilte, hat Disney+ gleich am ersten Tag mit zehn Millionen Abonnements alle Erwartungen übertroffen. Unklar ist noch, ob es sich hierbei um kostenlose, monatliche oder jährliche Verträge handelt, was allerdings zu diesem Zeitpunkt noch keine Rolle spielt. Wichtig ist derzeit die enorme Nachfrage nach Streaming-TV, die man nun monetisieren wird. Die erfolgreiche Kundenakkumulation setzt sich weiter fort, denn laut der NY Post kommen pro Tag im Schnitt 1 Million Abonnenten hinzu. Verwiesen wird dabei auf das Research von Apptopia. Laut denen wurde die App für 6,99 USD je Monat bereits rund 15,5 Millionen Mal heruntergeladen.  

Zugriff erhält man auf Disney-Inhalte sowie Content von Marvel und Star Wars. Laut Apptopia wurden in den ersten 13 Tagen In-App-Käufe über 5 Mio. USD getätigt. Sehr stark soll die Nachfrage nach dem 12,99 USD je Monat-Angebot sein, bei dem man zusätzlichen Zugriff auf Hulu und ESPN+ erhält. Disney hatte es sich zum Ziel gesetzt, bis 2024 auf 60–90 Mio. Abonnenten zu kommen, was sich als sehr konservativ herausstellen dürfte. Denn im Gegensatz zu den bekannten Streaming-Diensten verfügt Disney bereits über hochqualitativen Film-, Serien,- Zeichentrick-Content. Hinzu kommen neue populäre Serien wie z. B. The Mandalorian aus dem Star-Wars-Universum, der in Sachen Popularität bereits die Serie Stranger Things abgelöst hat.  

Damit ist sicher, dass Disney den hochprofitablen und zukunftsträchtigen Streaming-Markt im großen Stil betreten hat und seine Präsenz zunächst in den USA und später in der ganzen Welt großflächig erhöhen wird. Und da man diese neue Umsatzquelle erst jetzt angezapft hat, dürfte dies erst der Anfang einer neuen, langfristigen Wachstumsstory werden. Genau deswegen sollte man die Disney-Aktie kaufen und einfach liegen lassen.  

Der zweite Long-Run-Kandidat ist der mit rund 36,06 Mrd. USD kapitalisierte Konzern Travelers (TRV). Und hier haben wir aktuell ein sehr gutes Chance-Risiko-Verhältnis (CRV), da der Wert vor dem Hintergrund schwacher Quartalszahlen leicht korrigierte. Das Unternehmen ist eine weltweit tätige Versicherungs- und Rückversicherungsgesellschaft. Für das Unternehmen spricht seine aussichtsreiche Diversifikation auf dem US-Markt, wobei rund 55 % durch Versicherungsprämien auf der B2B-Ebene verdient werden. Dabei fokussiert man sich auf die Sparten Sach- und Haftpflicht sowie Unfallversicherungen für Unternehmen jeder Größe. Der Rest kommt von dem Geschäft mit Privatversicherungen und speziellen Versicherungsprodukten. 

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Das Geschäft solcher Versicherungsgesellschaften ist an sich sehr robust, konstant und dank des breiten Produktportfolios durchaus lukrativ, solange es nicht zu überdurchschnittlich hohen Versicherungsleistungen kommt. Und genau mit so einer außergewöhnlich hohen Belastung wurde die Gesellschaft nun konfrontiert. Ausschlaggebend dafür war das unbeständige Wetter sowie eine sich verschlechternde Situation rund um Schäden bei Autounfällen. Folglich musste der Konzern überdurchschnittlich hohe Verluste realisieren, was die Aktie dementsprechend in Bedrängnis brachte. Doch genau solche Entwicklungen gehören zum Versicherungsgeschäft fest dazu und haben meist nur eine temporäre Wirkung. Und so werden die Kosten in der Folgeperiode an die Konsumenten weitergegeben, womit der Konzern Schritt für Schritt zum langsamen, aber stetigen Wachstum zurückkehren dürfte.  

Gleichzeitig besteht hier auch die spekulative Möglichkeit, dass sehr zerstörerische Naturkatastrophen in den nächsten Jahren ausbleiben werden, was im Fall Travelers schon fast zwanghaft in eine bessere Profitabilität münden dürfte. Für Wachstumsfantasie sorgt der angelaufene Automatisierungstrend bei den Versicherern, die bei den operativen Geschäftsprozessen immer stärker auf die Verwendung von KI-Elementen setzen. Dies dürfte potenziell in massiven Kosteneinsparungen münden und für deutlich höhere Margen sorgen. Ein entsprechendes KI-System könnte bspw. Kostenbelege auswerten und dann eigenverantwortlich die Auszahlung veranlassen, womit der Bearbeitungsprozess stark verkürzt und kostengünstig optimiert werden könnte.

Der Long-Run-Kandidat Nummer drei ist heute die Aktie des mit rund 115,02 Mrd. USD kapitalisierten Chipherstellers Texas Instruments (TXN). Und auch dieser Wert bietet aktuell ein sehr gutes CRV. Die schwächere Performance Ende 2018/2019 ist auf den anhaltenden Handelsstreit zwischen den USA und China zurückzuführen. Anzumerken ist jedoch, dass Texas Instruments sowohl im charttechnischen als auch operativen Sinne weiterhin deutlich besser als einige seiner Tech-Konkurrenten performt. Und diese Stärke ist nicht zufällig. Das Unternehmen ist der weltweit größte Produzent von analogen Halbleiterprodukten. Für seine Expertise spricht auch die unglaubliche Diversifikation, was das Unternehmen im Allgemeinen krisensicherer macht. Zum breiten Produktportfolio gehören sowohl digitale Signalprozessoren als auch Microcontroller sowie Mehrkernprozessoren, die ihre Anwendung sowohl in der Industrie als auch Automobilbranche finden. 

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Sehr positiv ist die abgeschlossene Umstrukturierung zu erwähnen, wobei sich das Unternehmen von überflüssigen Randbereichen trennte und sich voll und ganz auf Chips und eingebettete Systeme fokussierte. Und genau dies sollte sich als nachhaltiger und langfristiger Wachstumstreiber erweisen, denn als Treiber der allgemeinen Geschäftsentwicklung fungiert hier der technologische Fortschritt selbst. Dabei benötigt jeder technologische Zukunftstrend eine Menge von neuartigen, leistungsfähigeren und energieeffizienteren Prozessoren, aber auch analoge Chips. Diese werden bspw. zur Temperatur-, Druck- oder Tonmessung verwendet und wandeln einfache physische Signale in digitale Informationen um. Mit anderen Worten hat fast jeder Sensor eine analoge Komponente, ohne die seine Funktionsweise nicht möglich wäre. Der TXN-Vorteil liegt dabei in der jahrelangen Erfahrung, denn die Entwicklung von analogen Chips ist manchmal eine sehr schwierige Designarbeit und TXN verfügt über einen sehr großen Burggraben, der auf seinem technologischen Know-how basiert. Vervollständigt wird dies durch ein sehr breit diversifiziertes Produktportfolio von analogen Chips, womit man Bedürfnisse beinahe jeder Industrie befriedigen kann.

Eine ähnlich gute Positionierung mit Burggrabencharakter hat man aber auch bei den eingebetteten Systemen. Dies sind elektronische Systeme oder auch Microcomputer, die in einer Vielzahl von alltäglichen Hardwaregeräten verwendet werden. Diese sind programmiert und übernehmen die Ausführung komplexerer Aufgaben. Damit verfügt das Unternehmen über eine sehr spezifische Expertise, die nicht einfach nachgeahmt werden kann und sein Wachstum mittelfristig sichert. Gleichzeitig besteht die Möglichkeit, dass dank des technologischen Fortschritts ein neuer Hardware-Upgrade-Zyklus beginnen könnte, was eine positive Wirkung auf das TXN-Geschäft haben würde. Schließlich ist da die Annahme, dass die USA und China ihren Handelsstreit beenden und die technologische Welt zum globalen Wachstum zurückkehren wird.

Viel Erfolg und seien Sie profitabel!