ROSTOCK (dpa-AFX) - Nach der Insolvenz der MV Werften zeichnet sich zuerst für den Rostocker Standort Arbeit im größeren Umfang für die Schiffbauer ab. Die Bundesregierung will die Werft als Reparaturbetrieb für die Marine kaufen. Ein Angebot solle am Freitag abgegeben werden, erklärte das Verteidigungsministerium am Montag Fachpolitikern in Bundestag. Im Verteidigungsministerium liefen nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur weitreichende Planungen für ein Angebot zur Übernahme, um dort künftig in Eigenregie die Instandsetzung von Marineschiffen sicherzustellen.
Die noch nicht abgeschlossenen Planungen sähen vor, dass die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) die Infrastruktur der Werft übernehmen könnte. In welcher Form die Werftarbeiter in den öffentlichen Dienst wechseln können, ist Gegenstand von Beratungen. Genannt wird eine Zahl von etwa 400 bis 500 Beschäftigten. Teilweise werden geringere Gehälter gezahlt, jedoch gilt die Sicherheit der Arbeitsplätze dann als hoch.
In einer Vorlage des Schweriner Finanzministeriums für den Finanzausschuss des Landtags heißt es: "Mit der Übernahme durch das Marinearsenal könnten mit Zielstellung ab September 2022 sukzessive rund 500 sichere Arbeitsplätze am Standort entstehen."
Aus dem Schreiben geht als Zeitpunkt einer erwarteten Entscheidung über den Erwerb die erste Juliwoche hervor. Anfang Juni hatte der Ausschuss die Verlängerung der Werften-Transfergesellschaft bewilligt Bis zum 31. Oktober sind etwa 1500 verbliebene Beschäftigte der insolventen MV Werften vor drohender Arbeitslosigkeit geschützt. Für Mittwoch sind an den drei Standorten im Land Belegschaftsversammlungen geplant.
Die Werft in Wismar hat bereits einen neuen Eigentümer. Der U-Boot-Bauer Thyssenkrupp
TKMS-Chef Oliver Burkhard hatte die Werft in Wismar als sehr gute Ergänzung für den Stammbetrieb in Kiel bezeichnet, der schon an seine Kapazitätsgrenzen stoße. Er stellte für Wismar die Einstellung von zunächst 800 Menschen in Aussicht. Bis zum Produktionsstart in etwa zwei Jahren müssten für den Großteil aber noch Übergangslösungen gefunden werden.
Das Werftgelände in Stralsund war nach der Werften-Insolvenz von der Stadt übernommen worden, um dort einen maritimen Gewerbepark zu entwickeln. Konkrete Projekte sind bislang nicht bekannt geworden.
Für die MV Werften mit ihren einst 3000 Schiffbauern war nach einer langen Hängepartie zu Jahresbeginn Insolvenz angemeldet worden. Dem Werfteigner Genting Hongkong, der vor allem auf den Gebieten Tourismus und Glücksspiel tätig ist und auf den MV Werften Kreuzfahrtschiffe für den eigenen Bedarf produzieren ließ, war infolge der Corona-Pandemie das Geld ausgegangen. Auch Rettungspakete von Bund und Land konnten die Werftenpleite nicht verhindern./fp/DP/mis