FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aktionäre von BASF
BASF hatte die Resultate am Vorabend nach Börsenschluss präsentiert. Zeitweise war daraufhin außerbörslich schon mehr als 42 Euro für die Papiere gezahlt worden. So machte der Chemiekonzern im zweiten Quartal dank Preiserhöhungen und dem schwachen Euro mehr Geschäft und Gewinn als von Experten gedacht, was bei Anlegern auf den ersten Blick gut ankam. Die Reaktionen von Analysten fielen dann aber am Dienstag durchwachsener aus.
Georgina Fraser von Goldman Sachs zeigte sich trotz der übertroffenen Erwartungen nicht voll des Lobes, denn die Anleger dürften die Zahlen angesichts des aktuell von Konjunktursorgen und Unsicherheit geprägten Umfelds eher als Blick in den Rückspiegel empfinden. Zudem habe der Bereich Nutrition & Care enttäuscht, während die positive Überraschung massiv von sonstigen Aktivitäten geprägt sei.
Allgemein blicken die Anleger derzeit wieder pessimistischer voraus wegen der Unsicherheit über die künftige Gasversorgung in Deutschland, zumal BASF als Chemiekonzern zu einer energieintensiven Industrie gezählt wird. Seit Montag ist die Gas-Pipeline Nord Stream 1 wegen planmäßiger Wartungen vorerst gekappt. Die große Frage lautet, ob und wie viel Gas danach wieder durch die Pipeline nach Europa gepumpt wird.
Wegen der Gefahr, dass Gas in Europa rationiert werden muss und die Preise für den Brennstoff weiter steigen, rechnet der JPMorgan-Experte Chetan Udeshi in der Branche mit generell düsteren Signalen für das zweite Halbjahr. Er stampfte seine Gewinnschätzungen je Aktie für 2023 im Schnitt um 28 Prozent ein und kappte das Kursziel für BASF von 74 auf 55 Euro.
Die bisherigen Jahresziele von BASF blieben "vorerst" unverändert, wie das Unternehmen weiter mitteilte. Der Baader-Experte Markus Mayer rechnet damit, dass sie mit den Ende Juli erwarteten endgültigen Zahlen angepasst werden könnten - je nachdem, wie sich bis dahin die Situation mit der russischen Gasversorgung entwickelt. Auch die Corona-Lage in China mit drohenden neuen Lockdowns sei dann maßgeblich.
Vom Ukraine-Krieg, China-Lockdowns und Lieferkettenproblemen gezeichnet hat sich der Kurschart der BASF in den vergangenen Monaten deutlich eingetrübt. Mit dem jüngsten Fall bis unter die 40-Euro-Marke näherte sich der Kurs dem Corona-Crash-Tief aus dem März 2020. Mit einem Jahresminus von etwa einem Drittel liegen die Papiere bislang im hinteren Drittel des Dax, der in diesem Jahr etwa ein Fünftel verloren hat./tih/edh/mis