ESSEN (dpa-AFX) - Der Energiekonzern RWE
Die hohe Nachfrage nach erneuerbaren Energien haben die Essener auch im ersten Halbjahr gespürt. Der Kapazitätszubau und bessere Windverhältnisse haben bei RWE dazu geführt, dass rund 20 Prozent mehr Strom aus erneuerbaren Energien erzeugt werden konnte als ein Jahr zuvor. Insgesamt ging die Stromerzeugung hingegen leicht zurück. Seine Ergebnisse konnte der Konzern aber trotzdem kräftig steigern - nicht zuletzt dank der hohen Energiepreise.
Bei dem Energiekonzern entwickelten sich die Bereiche Wind und Solar weiterhin mit hoher Qualität, schrieb Analyst Alberto Gandolfi von der US-Investmentbank Goldman Sachs. Die RWE-Aktionäre reagierten am Donnerstag zunächst mit Gewinnmitnahmen, zuletzt konnte sich die Aktie mit Abschlägen von rund ein Prozent aber stabilisieren. Sie hatte seit Ende Juni eine regelrechte Rally hingelegt und ein Fünftel gewonnen. Laut Jefferies-Analyst Ahmed Farman sind die Ergebnisse für das erste Halbjahr erwartungsgemäß ausgefallen.
RWE hatte Ende Juli vorläufige Zahlen vorgelegt, diese wurden nun bestätigt. Ebenso wie die bereits zu diesem Zeitpunkt erhöhte Prognose. Treiber war auch im ersten Halbjahr RWEs Kerngeschäft, in dem der Konzern die Bereiche Windkraft an Land und auf See, Solar, Energiehandel sowie Wasser, Biomasse und Gas bündelt.
Unterm Strich entfielen auf die Aktionäre mit knapp 2,1 Milliarden Euro Gewinn 45 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis je Aktie belief sich auf 3,08 Euro nach 2,12 Euro. Im abgelaufenen zweiten Quartal schrieb RWE dabei rote Zahlen. Es fiel ein Verlust von 83 Millionen Euro an. Grund waren vor allem gestiegene Kosten für Material und Personal.
Der operative Barmittelzufluss konnte zwar vom ersten auf das zweite Quartal verbessert werden, im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 ging er aber um über 40 Prozent zurück auf 2,9 Milliarden Euro. Grund sind laut RWE Kosten für die Beschaffung von Emissionsrechten. Der verbleibende freie Barmittelfluss führte in Verbindung mit verringerten Pensionsrückstellungen aber dennoch zu mehr Nettovermögen, das sich Ende Juni auf 1,9 Milliarden Euro belief.
Mit der Vorlage seines Halbjahresberichts gewährte RWE auch weitere Einblicke in die ihn betreffenden Folgen des russischen Ukraine-Kriegs. Demnach wurden die Risiken durch Gasbezüge aus Russland mittlerweile auf null reduziert. RWE hatte bis 2023 insgesamt Vereinbarungen zur Abnahme von russischem Gas in einer Größenordnung von bis zu 15 Terawattstunden (TWh). Diese seien nun vollständig durch Absicherungsgeschäfte abgeschirmt. Analyst Vincent Ayral US-Bank JPMorgan lobte diesen Schritt als "bemerkenswert".
Durch die Absicherungsgeschäfte will RWE seinen Lieferverpflichtungen dennoch nachkommen können, sollte das russische Gas wegen eines Lieferstopps nicht mehr verfügbar sein. Auch den Import von russischer Kohle hat RWE entsprechend der Sanktionen auf Null heruntergefahren, was allerdings, wie bereits bekannt, zu Abschreibungen führte./lew/men/jha/