FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Mittwoch deutlich unter Druck geraten. Bis zum frühen Abend fiel der richtungsweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Zinsauftrieb kam einmal mehr vonseiten der Geldpolitik. Neue Inflationszahlen aus der Eurozone fielen stärker aus als erwartet. Im August stiegen die Verbraucherpreise zum Vorjahresmonat um 9,1 Prozent. Das ist die höchste Rate seit Bestehen des Euro-Währungsgebiets. Die Markterwartungen wurden leicht übertroffen.
Die Europäische Zentralbank (EZB) steuert angesichts der hohen Teuerung auf eine deutliche Zinsanhebung zu, wenn sich der geldpolitische Rat in der kommenden Woche trifft. Selbst ein besonders kräftiger Schritt um 0,75 Prozentpunkte gilt nach entsprechenden Äußerungen von EZB-Vertretern als möglich.
Auch Bundesbank-Präsident Joachim Nagel macht sich für eine deutliche Zinserhöhung stark. "Wir brauchen im September eine kräftige Zinsanhebung. Und in den folgenden Monaten ist mit weiteren Zinsschritten zu rechnen", ließ Nagel am Mittwoch in Frankfurt mitteilen. "Es besteht das Risiko, dass die Phase hoher Inflation noch länger anhält und die aktuelle Teuerungswelle nur langsam abebbt", warnte der Bundesbank-Präsident.
"Die europäischen Währungshüter haben es versäumt, rechtzeitig den Hebel herumzulegen", kritisiert Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. "Nun hinken sie der Teuerungsentwicklung hinterher." Es müsse ein klares Signal des Gegensteuerns kommen. "Die EZB sollte im September um 75 Basispunkte erhöhen."/jsl/nas