HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kreditversicherer Allianz Trade
Mit den enorm gestiegenen Energiepreisen, den in der Folge der hohen Inflation kräftig steigenden Löhnen und steigenden Zinsen machen die Allianz-Trade-Ökonomen "gleich drei Rentabilitätsschocks" aus, die den Unternehmen zusetzen. Hinzu kommen die Folgen der hartnäckigen Störungen in den Lieferketten und die generelle Abkühlung der wirtschaftlichen Dynamik, die in vielen Volkswirtschaften Sorgen vor einer Rezession nährt.
Bislang hätten staatliche Unterstützungsmaßnahmen als Puffer gewirkt und beispielsweise in Deutschland 2600 Unternehmen vor der Pleite bewahrt, wie die Allianz-Trade-Ökonomen schätzen. "Sollte sich die Energiekrise noch weiter verschärfen und die Rezession stärker ausfallen als bisher erwartet, reichen die aktuellen Maßnahmen zum Abfedern einer Pleitewelle allerdings nicht aus und es könnten deutlich mehr Insolvenzen drohen", warnen sie aber. "Das Insolvenzgeschehen bleibt also nach wie vor volatil und stark von der weiteren Entwicklung staatlicher Unterstützung abhängig."
Die Experten des Kreditversicherers gehen von einem Anstieg der weltweiten Pleiten um 10 Prozent im bald zu Ende gehenden Jahr und 19 Prozent 2023 aus. "In Deutschland dürfte der Anstieg mit 5 Prozent im Jahr 2022 und weiteren 17 Prozent im Jahr 2023 auf dann 17 150 Fälle im Vergleich etwas moderater ausfallen - und von niedrigem Niveau kommend."
Neben Deutschland gehören laut Allianz Trade die USA, China, Italien und Brasilien zu den Ländern mit einem anhaltend niedrigen Insolvenzniveau. In den meisten Ländern sei die Trendwende allerdings bereits erfolgt, insbesondere in wichtigen europäischen Märkten wie Großbritannien, Frankreich, Spanien, den Niederlanden, Belgien und in der Schweiz. "Steigende Insolvenzen sind in den meisten Ländern schon Realität", sagt Insolvenz-Chefanalyst Maxime Lemerle. "Auf die wichtigsten europäischen Märkte entfallen zwei Drittel des Anstiegs."
Überdurchschnittlich betroffen sind den Angaben zufolge aktuell vor allem kleinere Unternehmen. "Große globale Pleiten, wie wir sie trotz niedriger Fallzahlen 2021 und insbesondere 2020 gesehen haben, sind aktuell nicht die Treiber hinter dem weltweiten Anstieg", hieß es. "Insgesamt zählten die Experten von Allianz Trade weltweit 182 Großpleiten in den ersten drei Quartalen 2022, verglichen mit 187 und 332 im gleichen Zeitraum 2021 und 2020."/kf/DP/zb