SAN FRANCISCO (dpa-AFX) - Ungeachtet der Kündigungswelle bei Twitter
Musk hatte zuvor den Druck auf die noch verbliebenen Mitarbeiter weiter erhöht. Der Multi-Milliardär gab den Beschäftigten nur wenige Stunden Zeit, sich zu Überstunden zu verpflichten oder das Unternehmen zu verlassen. Das Silicon-Valley-Portal "The Verge" berichtete, dass daraufhin hunderte Twitter-Beschäftigte lieber das angebotene Abfindungsangebot akzeptiert hätten.
Ehemalige Twitter-Mitarbeiter äußerten die Befürchtung, dass der weitere Betrieb von Twitter gefährdet sei. Die Daten-Wissenschaftlerin Melissa Ingle, die von Musk bereits in der ersten Entlassungsrunde gefeuert wurde, sagte dem Portal "Technology Review", es gebe "nicht mehr genug technische Expertise, um die Seite am Laufen zu halten".
Größere technische Störungen traten allerdings bislang nicht auf. Unklar ist aber, ob Twitter seinen gesetzlichen Verpflichtungen nachkommen kann, Hassrede und Bedrohungen auf der Plattform zu löschen. Am Freitag blieben die Büros von Twitter geschlossen, die Zugangskarten wurden deaktiviert. Nach einer internen Benachrichtigung, die von der britischen BBC veröffentlicht wurde, sollen die Büros aber am Montag wieder geöffnet werden.
EU-Kommissarin Vera Jourová kritisierte den neuen Twitter-Eigentümer: "Wir wollen soziale Medien, die den Menschen dienen und keine schädlichen Inhalte verbreiten", sagte die Vizepräsidentin der Europäischen Kommission dem Nachrichtenportal ZDFheute.de. Musk habe "sehr erfahrene Mitarbeiter gefeuert, die über Jahre der Beratungen verstanden haben, was wir in Europa wollen".
Am Rande der Mainzer Medienmesse ConCon drohte Jourová in einem Interview mit den Zeitungen der VRM mit einem Bußgeld in Milliardenhöhe. "Wenn Musk "No way" sagt, sagen auch wir "No way"", betonte die EU-Kommissarin. Die EU werde nicht akzeptieren, wenn via Twitter der europäische Informationsraum wieder vergiftet werde, etwa durch russische Propaganda. Der Digital Markets Act, der in der EU zum 1. November in Kraft trat und ab dem 2. Mai 2023 wirksam sein wird, verleihe der EU "Zähne", sagte Jourová./chd/DP/men