HANNOVER/WOLFSBURG (dpa-AFX) - Die grüne VW
Hamburg hatte bei der Kabinettsbildung der neuen niedersächsischen Regierung aus SPD und Grünen nach der Landtagswahl das Kultusressort übernommen. Sie ist allerdings nicht nur für Schulen und Bildung zuständig, sondern wurde durch ihr Co-Amt als Stellvertreterin von Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) auch als dessen Co-Kontrolleurin in den Aufsichtsrat von VW geschickt. Bisher hatte in der Regel das Wirtschaftsministerium in Hannover den Zugriff auf den zweiten Sitz des Landes. Niedersachsen ist zweitmächtigster Volkswagen
Manche Kritiker sprachen Hamburg die nötige Kompetenz für die Kontrolle eines Weltkonzerns ab. Sie betonte jedoch, vor allem ihre Haltung zum Umbau der Autoindustrie in Richtung alternative Antriebe direkt einfließen zu lassen. "Ein besonderes Augenmerk liegt dabei sicher auf der Umsetzung des Transformationsprozesses", sagte die Grünen-Politikerin, die sich privat eher als Fahrradfahrerin sieht. "SPD und Grüne haben entschieden, dass wir die Transformation von VW gemeinsam im Aufsichtsrat begleiten wollen. Uns geht es um ein geschlossenes Auftreten der Landesregierung."
Mit den in Teilen spöttischen Reaktionen auf ihre Nominierung für den Aufsichtsrat könne sie gut umgehen: "Die Angriffe haben mich weder überrascht noch getroffen", sagte sie. "Der Gegenwind hat mich eher darin bestärkt, diesen Schritt zu gehen." Denn VW habe "ein großes Interesse an Nachhaltigkeit und Klimaneutralität. Insofern bringe ich eine Expertise ein, die dort durchaus hilfreich sein kann."
Hamburg hatte sich in ihrer Zeit als Oppositionsabgeordnete während der rot-schwarzen Vorgängerregierung häufiger auch kritisch zur Rolle von Volkswagen in China geäußert. Der Konzern hat dort zahlreiche Werke - eines davon in der Westregion Xinjiang, in der Menschenrechtler Misshandlungen und systematische Schikanen gegen die muslimische Minderheit der Uiguren anprangern. Nun wird mit Spannung erwartet, wie sie sich als Kontrolleurin dazu verhält. In der gesamten deutschen Wirtschaft werden Stimmen lauter, die eine Neuorientierung gegenüber dem mächtigen Handelspartner China fordern./cwe/DP/he