DÜSSELDORF (dpa-AFX) - Eine große Nachfrage nach Spezialglas für Medikamentenampullen und Spritzen hat Gerresheimer
Gerade im Geschäft mit Produkten wie desinfizierten Ampullen und Spritzen deckt Gerresheimer mittlerweile einen größeren Teil der Wertschöpfungskette ab als früher. Hier sowie im Geschäft mit hoch-bruchsicheren Fläschchen soll es 2023 weiter kräftig aufwärtsgehen.
Und auch bei Kosmetik laufe es wie geplant, sagte Finanzchef Bernd Metzner der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX am Donnerstag. Das Risiko einer Rezession, die sich insbesondere auf dieses Geschäft ausgewirkt hätte, sei so nicht eingetreten.
Für das Geschäftsjahr 2022/23 peilen Metzner und Konzernchef Dietmar Siemssen daher weiter ein Umsatzwachstum aus eigener Kraft um mindestens zehn Prozent an, das bereinigte operative Ergebnis soll aus eigener Kraft auch um mindestens zehn Prozent zulegen.
Dabei stellte Metzner mit Blick auf das erste Quartal ein prozentual zweistelliges Wachstum in Aussicht sowie eine Verbesserung der operativen Gewinnmarge. Analyst Oliver Reinberg vom Investmenthaus Kepler Cheuvreux schrieb in einer ersten Reaktion von zuversichtlichen Äußerungen zum Start ins neue Jahr und der Margenentwicklung.
Bei Anlegern kamen die Nachrichten gut an. Die Aktien stiegen kurz nach Handelsbeginn um gut zwei Prozent auf 77,55 Euro. Damit setzten sie ihren positiven Trend fort. Seit dem September-Tief von 46,66 Euro haben sie nun schon um rund zwei Drittel zugelegt. Der Rücksetzer Anfang Dezember ist mittlerweile auch vergessen gemacht.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021/22 stieg der Umsatz um 21,3 Prozent auf 1,82 Milliarden Euro, wie der Spezialverpackungshersteller in Düsseldorf mitteilte. Aus eigener Kraft - also Portfolio- und Wechselkurseffekte herausgerechnet - lag die Wachstumsrate bei 16,2 Prozent. Die durchschnittlichen Erwartungen von Analysten wurden sowohl mit dem Umsatz als auch mit dem operativen Ergebnis übertroffen, das um 15,6 Prozent auf 354 Millionen Euro zulegte. Und dabei hatte Siemssen bei der Vorlage der Zahlen für das dritte Geschäftsquartal bereits ein starkes Schlussviertel in Aussicht gestellt.
Unter dem Strich entfällt auf die Aktionäre des Konzerns ein Überschuss von 96,1 Millionen Euro, nach 83,8 Millionen im Jahr zuvor. Die Dividende soll mit 1,25 Euro je Aktie stabil bleiben. Das dürfte auch mit Investition in den Ausbau der Produktionskapazitäten zu tun haben.
So sieht der Konzern - wie auch Branchenexperten - im Markt für Geräte wie Inhalatoren, Pens und solche für Autoinjektion großes Potenzial. Gerade die rasante Verbreitung von Zivilisationskrankheiten wie Diabetes 2 und Fettleibigkeit ist ein starker Treiber der Pharmabranche. Dieser Wachstumsmarkt dürfte in den kommenden sieben Jahren um das Zehnfache zulegen, erklärte Analystin Beatrice Allen von der Privatbank Berenberg unlängst.
Solche neuen Systeme zur Arzneimittelverabreichungen, aber auch Verpackungen für Biopharmazeutika fasst Gerresheimer unter "High Value Solutions" zusammen, deren Umsatzanteil binnen fünf Jahren von 24 auf 35 Prozent steigen soll. Das sollte dann auch die operative Gewinnmarge (bereinigte Ebitda-Marge) auf Konzernebene treiben, denn aktuell bleiben von jedem Euro Umsatz mit den sogenannten High Value Solutions mehr als 30 Prozent als operatives Ergebnis hängen. Zum Vergleich: Auf Konzernebene waren es vergangenes Jahr 19,5 Prozent./mis/lew/jha/