SELLIN (dpa-AFX) - Gemeinden auf der Insel Rügen haben ihre Kritik an Plänen zum Bau eines Importterminals für Flüssigerdgas (LNG) erneuert. "Wir fordern die Bundesregierung auf, die offenkundig überstürzten Pläne auszusetzen und einen breiten Dialog mit allen Interessengruppen und Experten in Gang zu bringen", hieß es am Donnerstag in einer gemeinsamen Erklärung von 34 Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern und damit fast allen auf der Insel.
"Wir, die Bürgermeister, werden mit aller Entschiedenheit und den uns zur Verfügung stehenden Mitteln gegen das Projekt an Rügens Küste vorgehen." Zudem gaben sie den Start einer entsprechenden Petition bekannt.
Mitte Februar hatte der Schweriner Wirtschaftsminister Reinhard Meyer (SPD) Pläne zur Errichtung von LNG-Importanlagen vor der Insel Rügen vorgestellt. Demnach sollen etwa 4,5 bis 6,5 Kilometer vor Sellin im Südosten Rügens zwei Plattformen gebaut werden, an denen schwimmende Flüssigerdgas-Terminals (FSRU) festmachen sollen. Teil des Projekts soll eine vom Bund gecharterte FSRU sein. Umgesetzt wird das Vorhaben vom Energiekonzern RWE
Für Diskussion sorgte zuletzt die für das Projekt veranschlagte Kapazität. In einem Genehmigungsentwurf war für die Anschlussleitung von 38 Milliarden Kubikmeter Erdgas jährlich die Rede. Das überträfe andere Terminals deutlich. Das Bundeswirtschaftsministerium hatte darauf verwiesen, dass das für den Standort vorgesehene schwimmende Terminal eine deutlich geringere Kapazität habe und es sich nur um die Maximalkapazität der Anbindungsleitung handele. Außerdem befinde man sich noch mitten in der Projektplanung.
Die Gemeindevertreter sprachen hingegen vom größten LNG-Terminal-Projekt Europas sowie absehbaren Schäden für die Umwelt und forderten "mehr Haltung und Ehrlichkeit, was das Vorhaben und seine Auswirkungen auf Natur, Landschaft und Ostsee betrifft".
Gemeindevertreter der Insel hatten sich bereits zuvor mit einer Erklärung gegen das Projekt gewandt. Für Sonntag ist eine Demonstration auf der Insel geplant. Von Seiten der Schweriner Landesregierung war Skepsis gekommen, auch mit Blick auf mögliche Auswirkungen auf den Tourismus, der auf der Insel wichtig ist./chh/DP/zb