FRANKFURT (dpa-AFX) - Trotz einer weiterhin hohen Inflation und daher steigender Zinssorgen hat sich der Dax
Zwar hatte sich der Anstieg der Verbraucherpreise in der Eurozone schon den vierten Monat in Folge abgeschwächt, allerdings weniger stark als erwartet. "Im Februar lösten die Nahrungsmittel die Energiekosten als Treiber der Inflation ab und stoppten den langsamen Abwärtstrend der Teuerung", stellten die Autoren des Bernecker-Börsenbriefs fest. Die Hartnäckigkeit der Inflation könne sich als Bremsklotz für die Aktienmärkte erweisen.
"Inflation und immer wieder Inflation", schrieb Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Dekabank. Er wies auf die Gefahr einer Lohn-Preis-Spirale hin: Die Verbraucher würden versuchen, die höheren Kosten für Lebensmittel und Energie bei ihren Arbeitgebern einzufordern. Die Durchsetzungsquote dieser Forderungen sei dabei in Deutschland historisch hoch. "Auf der anderen Seite werden die Unternehmen diese Kostensteigerungen in ihre Abgabepreise überwälzen, was den Rückgang der Inflation weiter behindern dürfte", so Kater.
Am Freitag nennt das Statistische Bundesamt weitere Details zur Februar-Inflation in Deutschland. Vorläufigen Daten zufolge lag sie bei 8,7 Prozent und damit genauso hoch wie im Januar. Eine weitere Leitzinserhöhung der Europäischen Zentralbank (EZB) bei der nächsten Sitzung Mitte März ist vor diesem Hintergrund nur noch Formsache. EZB-Chefin Christine Lagarde stellte sogar weitere Zinserhöhungen über den März hinaus in Aussicht. "Die EZB hat noch ein gutes Stück des Zinsanhebungsweges vor sich", kommentierte Thomas Gitzel, Chefvolkswirt der VP Bank. Sie könne gezwungen sein, zur US-Notenbank Fed aufzuschließen.
Für die weitere Geldpolitik der Fed wird der US-Arbeitsmarktbericht am Freitag besonders interessant. "In den USA sind wohl auch im Februar viele neue Stellen entstanden, auch wenn es weniger sein dürften als im Januar", schrieb Jörg Krämer, Chefvolkswirt der Commerzbank. Damit bleibe der Druck auf die Fed hoch, die Zinsen weiter anzuheben. Untermauert werde dies durch die jüngsten US-Inflationszahlen: Die Kernrate, bei der schwankungsanfällige Preise für Energie und Lebensmittel herausgerechnet werden, lag im Januar sogar leicht höher als im Dezember.
"Die US-Wirtschaft hat sich offensichtlich noch nicht ausreichend abgeschwächt, um die Inflation wieder auf zwei Prozent zu senken", konstatierte Metzler-Chefvolkswirt Edgar Walk. Die Fed bleibe im Leitzinserhöhungsmodus. US-Notenbankpräsident Jerome Powell dürfte daher bei seiner Rede vor dem Kongress am Dienstag eine Zinserhöhung von 0,50 Prozentpunkten auf der nächsten Sitzung Ende März nicht ausschließen.
Steigende Zinsen lassen Anleihen gegenüber Aktien attraktiver erscheinen, der Dax hat diese Problematik zuletzt aber gut weggesteckt. "Auch wenn die Konkurrenz für Aktien durch die steigenden Renditen immer größer wird, an Europas Börsen wollen davon bislang nur die wenigstens Anleger etwas wissen", kommentierte Marktanalyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets. Die Hoffnung auf weiter steigende Unternehmensgewinne kompensiere die Angst vor der immer attraktiver werdenden Alternative Anleihemarkt.
Auch in der neuen Woche stehen passend dazu zahlreiche Unternehmensberichte auf der Agenda. Aus dem Dax werden am Dienstag Henkel
Vorläufigen Zahlen zufolge haben hohe Kosten und eine Wertberichtigung auf eine Beteiligung in Schweden 2022 am Gewinn des Aromen- und Duftstoffherstellers Symrise gezehrt. Auch der Autozulieferer und Reifenhersteller Continental blieb im vergangenen Jahr wegen steigender Kosten unter Druck. Hier dürfte also das Hauptaugenmerk auf den Ausblicken liegen. Rückversicherer Hannover Rück hatte die Anleger mit seinem Gewinnziel für 2023 bereits enttäuscht.
Darüber hinaus stehen wichtige Januar-Daten aus der deutschen Industrie im Fokus: Der Auftragseingang am Dienstag und die Produktion am Mittwoch geben Aufschluss darüber, wie die Industrie ins neue Jahr gestartet ist. "Sinkende beziehungsweise staatlich gebremste Energiekosten entlasten die Unternehmen", schrieben die Analysten von Helaba. Trotzdem sei ein Industrieaufschwung in den "harten" Branchendaten noch nicht zu erkennen, zumal wichtige Exportmärkte wie China zuletzt wenig aufnahmefähig gewesen seien. Die Helaba-Experten erwarten zwar einen gedämpften Auftragseingang, allerdings auch eine anziehende Produktion./niw/jsl/he
--- Von Nicklas Wolf, dpa-AFX ---