FRANKFURT (dpa-AFX) - Aktienanleger brauchen in den kommenden Tagen weiter ein dickes Fell. Nicht nur, weil der Frühling auf sich warten lässt, sondern auch, weil wegweisende Entscheidungen anstehen, die die zuletzt wieder groß gewordenen Zinssorgen betreffen. Als Dreh- und Angelpunkt für die Finanzmärkte gelten die am Dienstag anstehenden US-Verbraucherpreise sowie der nächste Zinsentscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag.
Es zeichnet sich ab, dass Preis- und Konjunkturzahlen noch stärker in den Fokus der Notenbanken rücken. Laut Ulrich Kater, Chefvolkswirt bei der Dekabank, fahren diese derzeit "auf Sicht", sodass aktuelle Datenveröffentlichungen "einen unmittelbaren Einfluss auf Höhe und Timing des nächsten Zinsschrittes haben werden". Mehr und mehr wird dabei die Lohnentwicklung zum Thema wegen befürchteter Zweitrundeneffekte. Während die Arbeitslosigkeit gering bleibt, droht von steigenden Löhnen zusätzlicher Inflationsdruck auszugehen.
Edgar Walk von der Privatbank Metzler sieht die EZB am Donnerstag wegen der gestiegenen Inflationserwartungen unter Zugzwang, um weiterhin als "kompromisslose Hüterin der Preisstabilität" wahrgenommen zu werden. Er rechnet damit, dass die europäischen Zentralbanker den Leitzins auf mindestens 3,0 Prozent anheben und schon für die nächste Sitzung im Mai einen weiteren Schritt von 0,5 Prozentpunkten ankündigen werden. Eine gewisse Wahrscheinlichkeit bestehe, dass der Leitzins sogar gleich auf 3,25 Prozent angehoben wird.
In den USA gleicht sich das Bild, das untermauerten am Freitag die neuesten Jobdaten. Die Arbeitslosigkeit war zwar im Februar überraschend etwas gestiegen, blieb aber weiter auf sehr niedrigem Niveau. "Da die Fed vor allem dem Arbeitsmarkt eine hohe Bedeutung als Inflationsindikator beimisst, sind ihr seine Steherqualitäten ein Dorn im Auge", sagte Marktbeobachter Robert Halver von der Baader Bank. Die Bereitschaft, das zuletzt auf 0,25 Prozentpunkte gedrosselte Zinserhöhungstempo wieder zu erhöhen, sei gegeben, aber datenabhängig.
Am Dienstag dürften die anstehenden US-Verbraucherpreise daher wieder besonders hohen Stellenwert haben, gefolgt von den Erzeugerpreisen am Mittwoch. "In den USA ist die Inflation im Februar vermutlich erneut nur leicht gesunken", glaubt Christoph Balz von der Commerzbank. Dies liege aber vor allem an den Energiepreisen, während der Preisauftrieb bei den meisten anderen Gütern kaum abnehme. Wichtiger sei daher die Kernrate, die wohl weiterhin viel zu hoch bleibe.
"Bis Klarheit über das Ausmaß weiterer Zinsrestriktionen herrscht, sind Aktien grundsätzlich anfällig für Kursschwankungen", warnt Baader-Experte Halver. Am vergangenen Dienstag hatte der Dax
Für die Experten von LBBW bieten die derzeitigen Bewertungen aber "nur wenig Risiko-Puffer für schlechte Nachrichten, vor allem in den USA". Fest machen sie dies am Kurs-Gewinn-Verhältnis, das oberhalb des langjährigen Durchschnitts liege. In schwierigem Fahrwasser sehen sie daher auch europäische Aktien, die bislang relative Stärke im Vergleich zu denen in New York zeigten.
Während der Dax seit Jahresanfang deutlich zugelegt hat, liegt der Dow Jones Industrial
Ein wegweisendes Kriterium für den Dax dürften auch Unternehmenszahlen bleiben. Deren Saison geht in diesen Tagen in die Zielgerade: Unter anderem warten mit der Porsche AG
Auch der große Verfallstag, der am Freitag ansteht, könnte für Bewegung sorgen. Wenn dann Terminkontrakte und Optionen auslaufen, versuchen große Investoren manchmal, die Kurse in letzter Minute noch in eine für sie günstige Richtung zu bewegen./tih/tav/jsl/he
--- Von Timo Hausdorf, dpa-AFX ---