DARMSTADT (dpa-AFX) - Der US-Finanzinvestor Silver Lake will nach dem Einstieg vor gut einem Jahr die Darmstädter Software AG
Auf der Handelsplattform Tradegate stieg das Papier um fast die Hälfte auf 29 Euro. Allerdings wäre der Deal für manch länger investierten Anleger mitunter kein gutes Geschäft, schließlich lag der Kurs im August 2021 teils noch bei 44 Euro. Das Rekordhoch im Januar 2018 lag sogar bei fast 50 Euro.
Das Übernahmeangebot stehe unter dem Vorbehalt einer Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent plus einer Aktie, hieß es weiter. Einen Teil davon hat sich Silver Lake schon mehr oder weniger gesichert. So erwarb der Investor im Februar 2022 für 344 Millionen Euro Wandelanleihen der Software AG, die nach der Wandlung rund neun Prozent der ausgegebenen Software-AG-Aktien ausmachen würden. Im Aufsichtsrat der Südhessen sitzen bereits zwei Vertreter von Silver Lake.
Zudem hat der mit Abstand größte Aktionär, die Software-AG-Stiftung, einen Vertrag zum Verkauf von 25,1 Prozent der Software-AG-Aktien an Silver Lake unterzeichnet. Die Stiftung, die zuletzt knapp ein Drittel an dem Unternehmen gehalten hat, unterstütze das Übernahmeangebot uneingeschränkt. Vorstand und Aufsichtsrat der Darmstädter wollen den Angaben zufolge den Aktionären die Annahme des Übernahmeangebots empfehlen.
"Wir begrüßen die geplante Übernahme der Software AG durch Silver Lake", sagte Unternehmensmitgründer und Stiftungschef Peter Schnell. "Silver Lake war seit dem initialen Investment ein idealer Partner für die Software AG und für uns." Die Stiftung behält den Angaben zufolge 5 Prozent der Anteile am Unternehmen, diese unterlägen einer Sperre.
Software-AG-Vorstandschef Sanjay Brahmawar verwies auf die Erfahrung von Silver Lake bei der Unterstützung von Unternehmen im Umbau hin zu Geschäftsmodellen, die auf die Nutzung von Software über das Netz und im Abonnement ausgelegt sind.
Brahmawar war 2018 nach Darmstadt geholt worden, um das chronische schwache Wachstum der Darmstädter wieder anzukurbeln. Dazu hat der Manager in den vergangenen Jahren das Unternehmen umgekrempelt, derzeit stellt der Konzern seine Angebote auf das Abo-Modell um.
Allerdings blieb ein starkes Wachstum bisher aus, Anleger am Markt waren des Öfteren enttäuscht von der Entwicklung. Unter anderem stellt sich das Unterfangen wegen hoher Investitionen als teuer heraus: Für dieses Jahr hatten sich Aktionäre eigentlich einen deutlichen Aufschwung bei der Profitabilität ausgerechnet, auch weil Brahmawar diesen in der Mittelfristplanung in Aussicht gestellt hatte. Mit der Jahresprognose Ende Januar wurde aber klar, dass daraus zunächst nichts wird.
Die Dividende kürzte das Management im März wegen eines Gewinneinbruchs im Vorjahr von 76 auf 5 Cent. Der Aktienkurs hatte sich seit dem Amtsantritt Brahmawars im August 2018 bis zur Ankündigung der geplanten Silver-Lake-Übernahme nahezu halbiert. Zuletzt war das Unternehmen an der Börse auch in den Kleinwerteindex SDax abgestiegen. Bereits vor dem Einstieg von Silver Lake über Wandelanleihen im vergangenen Jahr war spekuliert worden, die Software AG könnte in Gänze verkauft werden.
Die neue Finanzchefin Daniela Bünger sagte, die am Donnerstag (27. April) anstehenden Quartalszahlen für die ersten drei Monate erfüllten bei den Prognosekennziffern die Markterwartungen. Zudem bestätigte sie "für alle Kenngrößen die Prognosen für das Gesamtjahr 2023"./men/he/zb/mis