ELLWANGEN (dpa-AFX) - Der in der Krise steckende Batteriehersteller Varta
Varta belasten unter anderem hohe Energie- und Rohstoffkosten. Der Konzern hatte zuletzt ein umfassendes Spar- und Umbauprogramm in die Wege geleitet. Zudem ringt das Unternehmen schon länger mit einer Nachfrageschwäche bei den einst so wachstumsstarken Lithium-Ionen-Knopfzellen, die etwa in Kopfhörern verbaut werden. Außerdem verschlang die eigene Elektroauto-Batteriezelle V4Drive reichlich Geld. Die seit einiger Zeit stark unter Druck stehende Aktie büßte auf der Handelsplattform Tradegate leicht an Wert ein.
Im Tagesgeschäft schnitt Varta etwas besser ab als zuletzt vom Unternehmen befürchtet. Bei dem um Sondereffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen übertraf das Unternehmen die im November zusammengestrichene Jahresprognose und erzielte ein operatives Ergebnis von 69,5 Millionen Euro. Das ist ein deutlicher Einbruch im Vergleich zum Vorjahreswert von 283 Millionen Euro. Zuletzt hatte das Unternehmen nur noch 55 bis 60 Millionen in Aussicht gestellt. Das Übertreffen der Prognose hänge allerdings mit Einmaleffekten in der Größenordnung von rund 10 Millionen Euro zusammen, vor allem aus Währungsumrechnungen.
Der Umsatz belief sich auf knapp 807 Millionen Euro - ebenfalls ein deutlicher Rückschritt vom Vorjahreswert in Höhe von 903 Millionen Euro. Mit dem Erlös erreichte der Konzern gerade so das untere Ende der Prognosespanne.
Varta legte die Zahlen zum Vorjahr erst relativ spät vor. Ursprünglich war der 26. April vorgesehen und wurde mit einem Wechsel der Wirtschaftsprüfer von KPMG zu PWC begründet. Viele Prozesse im Berichts- und Prüfungsprozess mussten daher den Angaben zufolge neu aufgesetzt werden.
Varta hatte sich Ende März mit Banken und seinem Mehrheitseigner auf einen weitreichenden Umbau geeinigt. Dabei geht es um eine Anpassung von Produktions- und Strukturkosten sowie um Investitionen in Wachstumsfelder wie Energiewende und E-Mobilität. Dies sollen die zentralen Voraussetzungen für eine Stabilisierung und eine langfristig positive Entwicklung des Unternehmens sein. Auch die Kosten für Personal sollen sinken, hatte es damals geheißen.
Zur Vorlage der 2022er-Eckdaten teilte Varta mit, dass der Sparkurs den den Abbau Hunderter Stellen bedeutet. Konzernweit sollen 800 Vollzeitstellen gestrichen werden. In Deutschland sollen laut der Angaben in den nächsten zwei Jahren rund 390 Stellen gestrichen werden, davon 240 in diesem Jahr. Kürzungen seien demnach an allen Standorten in Deutschland über alle Bereiche des Unternehmens hinweg vorgesehen. Betroffen sind demnach die Standorte in Ellwangen, Nördlingen und Dischingen.
Weltweit beschäftigt Varta nach eigenen Angaben derzeit rund 4700 Menschen. Die Geschäftsleitung habe Gespräche mit den Arbeitnehmervertretern über das Restrukturierungskonzept aufgenommen. Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung gegenüber den Beschäftigten und der Region bewusst, sagte Vorstandssprecher Markus Hackstein laut Mitteilung. "Dabei haben wir den klaren Anspruch, die Vorgaben des Restrukturierungsplans so zu gestalten, dass wir die Zukunft unseres Unternehmens absichern und gleichzeitig möglichst viele Arbeitsplätze erhalten können", sagte Hackstein.
Der kurzfristige Finanzierungsbedarf für das Umbaukonzept sei durch die Ende März abgeschlossene Kapitalerhöhung gedeckt. Mit dieser hatte Varta rund 51 Millionen Euro hereingeholt. Das Umbaukonzept war eine Voraussetzung dafür, dass die Gesellschaft des österreichischen Investors Michael Tojner Geld nachschießt. An der Börse gehörte das Papier seit einiger Zeit zu den großen Verlierern unter den deutschen Standard- und Nebenwerten. Nach einem Höhenflug, der den Kurs Anfang 2021 bis auf 181,30 Euro getrieben hatte, folgte ein Absturz bis unter 22 Euro Ende 2022.
Von diesem Rückschlag konnte sich das Papier bisher kaum erholen. Am Dienstag hatte sie den Xetra-Handel mit einem Kurs von 24,25 Euro geschlossen. Auf der Handelsplattform Tradegate kostete eine Varta-Aktie rund zwei Stunden nach Veröffentlichung der 2022er-Eckdaten vier Cent weniger. Der Börsenwert lag damit nur noch bei etwas mehr als einer Milliarde Euro, nachdem er zwischenzeitlich fast bei fast sieben Milliarden Euro gelegen hatte. Immerhin liegt das derzeitige Kursniveau fast 40 Prozent über dem Ausgabepreis von 17,50 Euro beim Börsengang im Jahr 2017./men/rwi/zb/ck