FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Aussicht auf ein Wettbieten um die Software AG
Möglicherweise kommt es bei der Übernahme der Software AG zu einem Zweikampf. Vor knapp zwei Wochen hatte der Technologie-Investor Silver Lake für einen Kauf des Software-Entwicklers 30 Euro je Aktie geboten. Am Wochenende meldete überraschend der Finanzinvestor Bain Capital einen mittelbaren Anteil von gut 10 Prozent an den Darmstädtern. Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, Bain suche das Gespräch mit der Software AG hinsichtlich einer etwaigen Fusion mit seinem Portfoliounternehmen Rocket Software.
Am Montag vergangener Woche hatte das Kaufangebot von Silver Lake den Software-Kurs um rund 50 Prozent nach oben schießen lassen auf die vom Kaufinteressenten gebotenen 30 Euro je Aktie. Doch an der Börse schien man rasch auf mehr zu setzen: Am Donnerstag und Freitag legten die Papiere weitere knapp vier Prozent zu auf 30,90 Euro. Am Freitag ließ Silver Lake wissen, weitere fünf Prozent an dem Software-Anbieter gekauft zu haben. Damit hatte sich die Gesellschaft einen Anteil von insgesamt mehr als 30 Prozent gesichert. Die Software-AG-Stiftung könne zudem nicht von dem Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile zurücktreten, hieß es von Silver Lake - der Vertrag sei auch nicht vom Erreichen der Mindestannahmeschwelle abhängig. Letztlich soll die Software AG von der Börse genommen werden.
"Auch höhere Zinsen haben Silver Lake (...) nicht davon abgehalten, für die beabsichtigte Übernahme der Software AG (...) Schulden aufzunehmen", schrieb Analyst Chandramouli Sriraman vom Investmenthaus Stifel. Das Thema M&A - Fusionen und Übernahmen - sei in die europäische Software-Branche zurückgekehrt. Cloudanbieter erwiesen sich gegenwärtig als widerstandsfähig, so der Experte, der in diesem Zusammenhang auf ein zuletzt hohes Umsatzwachstum der Branchenriesen Microsoft
Der von Silver Lake gebotene Kaufpreis von 30 Euro bedeute eine Prämie von 48 Prozent auf den zum Börsenvolumen gewichteten Durchschnittspreis der vergangenen drei Monate, so Sriraman. Das Gebot bewerte die Papiere mit dem fast 23-Fachen des für das laufende Jahr erwarteten Gewinns je Aktie des Unternehmens. Lege man als Messlatte den für 2024 prognostizierten Gewinn an, so belaufe sich die den Aktionären gebotene entsprechende Prämie noch auf knapp das 20-Fache.
Analyst Charles Brennan vom US-Broker Jefferies verwies zum Kaufangebot von Silver Lake für die Software AG auch auf einen sektorspezifischen Aspekt. Denn während sich die einstigen Börsenlieblinge aus der Halbleiterbranche mittlerweile schwertäten, wendeten sich die Investoren nun der Softwarebranche zu als erhofftem "sicheren Hafen" im Technologiesektor