FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Kurse deutscher Bundesanleihen sind am Freitag nach einem robusten US-Arbeitsmarktbericht unter Druck geraten. Am Nachmittag fiel der richtungweisende Terminkontrakt Euro-Bund-Future
Der US-Arbeitsmarkt zeigte sich im April stärker als erwartet. Die Arbeitslosenquote ging überraschenderweise zurück. Die Löhne stiegen deutlich stärker als erwartet. Zudem wurden merklich mehr Arbeitsplätze geschaffen als von Analysten prognostiziert. Allerdings wurden die bisher vermeldeten Beschäftigungszuwächse in den beiden Vormonaten deutlich nach unten revidiert.
"Der Arbeitsmarkt in den USA ist erstaunlich widerstandsfähig", kommentierte Ulrich Wortberg, Volkswirt bei der Landesbank Hessen-Thüringen. Die US-Notenbank Fed hatte in dieser Woche die Möglichkeit einer Zinspause signalisiert. Der starke Arbeitsmarkt und die Lohnentwicklung erschweren jedoch den Kampf gegen die hohe Inflation. "Solange es keine klaren Anzeichen einer Abkühlung gibt, wird es die Fed wohl vermeiden, das Ende des Zinserhöhungszyklus klar auszurufen oder gar erste Zinssenkungen in Aussicht zu stellen." Höhere Leitzinsen führen meist auch zu höheren Zinsen an den Anleihemärkten.
Konjunkturdaten aus Deutschland enttäuschten die Erwartungen. Die Auftragseingänge der Industrie brachen im März zweistellig ein. Analysten wurden von der Entwicklung, die auch in den Details schwach ausfiel, überrascht. Da die Bestellungen im Januar und Februar anstiegen, ergibt sich für das gesamte erste Quartal ein leichtes Auftragswachstum knapp über Stagnation.
Das Bundeswirtschaftsministerium geht trotz der schwachen März-Zahlen von einer konjunkturellen Erholung im laufenden Jahr aus. Bankvolkswirte kommentierten weniger zuversichtlich. Der Reigen an schwachen Daten setze sich fort, sagte Thomas Gitzel, Chefökonom der VP Bank. Experte Ralph Solveen von der Commerzbank sagte: "Offensichtlich leidet die deutsche Industrie mehr und mehr unter den weltweiten Zinserhöhungen, die die Konjunktur zunehmend bremsen."/jsl/he