WALTHAM/DARMSTADT (dpa-AFX) - Der US-Finanzinvestor Bain Capital lässt bei der Software AG
Das im SDax notierte Papier lag nach Handelsbeginn am Vormittag 1,5 Prozent im Plus bei 33,58 Euro. Seit dem Beginn des Übernahmevorhabens durch Silver Lake ist die Aktie maßgeblich vom Hin und Her der beiden Finanzinvestoren geprägt. Vor dem ersten Bekanntwerden der Kaufabsicht von Silver Lake war der Anteilsschein nur um die 20 Euro wert. Allerdings liegen die Gebote auch noch spürbar unter dem Niveau, das der Kurs noch im Herbst 2021 bei über 40 Euro hatte.
Die Software AG steht weiter zum Angebot von Silver Lake, die Darmstädter zu kaufen. Silver Lake kennt das Unternehmen gut, sitzen doch seit einem Jahr zwei Vertreter des Technologieinvestors im Aufsichtsrat, mit Christian Lucas sogar dessen Vorsitzender. Die Silver-Lake-Leute halten sich den Angaben zufolge wegen des Interessenkonflikts aber aus dem Übernahmekampf heraus. Software-AG-Chef Sanjay Brahmawar schätzt die Offerte von Silver Lake auch deshalb als besser ein, weil es unter anderem eine weitere Eigenständigkeit der Firma mit Sitz in Deutschland zusichert - und weil die Amerikaner den von ihm angestoßenen Umbauprozess in den kommenden Jahren unterstützen wollen.
Bain will hingegen die Software AG mit seiner eigenen Firma Rocket Software zusammenlegen, was zwar einen größeren, schlagkräftigeren Anbieter formen, aber auch die Zerschlagung der Software AG bedeuten könnte. Sinn einer Fusion ist in der Regel unter anderem, Einsparpotenziale zu nutzen, um rentabler zu werden.
Rocket Software teilte mit, ein Zusammenschluss der Software AG und Rocket Software sei für Arbeitnehmer, Kunden und weitere Stakeholder der Software AG eine überzeugendere Chance würde ein besseres finanzielles Ergebnis bringen. Die beiden Firmen hätten zueinander passende Angebote, zusammen böten sie eine "ideale Grundlage" für den Ausbau der Geschäfte mit bestehenden Kunden sowie weiteres Wachstum. Rocket Software verpflichtet sich demnach, in erheblichem Umfang in Mitarbeiter und Technologie zu investieren. Bain Capital wolle bei einer Fusion sowohl Identität als auch die Kultur beider Unternehmen schützen.
Zunächst wolle man den Aktionären von Software AG 34 Euro je Anteilschein bieten, teilte Rocket weiter mit und bestätigte damit einen Bericht der Nachrichtenagentur Bloomberg.
Für den Fall, dass Silver Lake und die Stiftung den Vorschlag von Rocket Software zu einem Wert von 36 Euro je Aktie unterstützen, würde der Angebotspreis entsprechend auf 36 Euro je Aktie erhöht werden. In diesem Falle läge die Mindestannahmeschwelle bei 62,5 Prozent des gesamten Grundkapitals der Gesellschaft, was Rocket den Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrags nach Abschluss der geplanten Transaktion ermöglichen würde.
Für den Fall, dass Silver Lake und die Stiftung die Fusion nicht unterstützten, würde der Angebotspreis bei 34 Euro bleiben, die Mindestannahmeschwelle aber automatisch auf 40 Prozent gesenkt. Sollte Rocket vor der formellen Ankündigung eines Übernahmeangebots zu dem endgültigen Entschluss kommen, dass eine Annahmeschwelle von etwa 62,5 Prozent nicht erreicht werden könne, sei man bereit, das Übernahmeangebot in vereinfachter Form abzugeben, also mit einem Angebotspreis von 34,00 Euro je Aktie und einer festen Mindestannahmeschwelle von 40 Prozent.
Die Software AG bestätigte, ein Angebot von Rocket über 34 Euro erhalten zuhaben. Dieses sei jedoch nicht überlegen. Vorstand und der im Namen des Aufsichtsrates agierende Übernahmeausschuss seien daher nicht in der Position, darauf einzugehen. Zu dem unter bestimmten Bedingungen aus Sicht von Rocket möglichen Gebot von 36 Euro äußerte sich die Software AG nicht.
Im Umfeld des Unternehmens geht die Sorge um, der Übernahmekampf könnte in einer Blockade des Konzerns münden. Silver Lakes Angebot ist demnach von der Finanzierung her abgesichert. Die Offerte von Rocket Software ist nicht bindend, unter anderem sieht sie vor einem Abschluss auch eine gründliche Überprüfung der Bücher vor - die sogenannte Due Diligence. Aus Sicht der Software AG hat das Angebot von Silver Lake "ein hohes Maß an Transaktionssicherheit".
Silver Lake hat sich bereits einen Anteil von 30,1 Prozent gesichert, vor allem durch ein Aktienpaket der Großaktionärin, der Software-AG-Stiftung. Diese kann nach Angaben von Silver Lake auch nicht vom Kaufvertrag über 25,1 Prozent der Anteile zurücktreten./he/men/knd/stk