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ROUNDUP 2: Lanxess hofft nach tristem Jahresstart auf besseres zweites Halbjahr

10.05.2023
um 15:33 Uhr

(Neu: Fünfter Absatz mit Äußerung aus Telefonkonferenz sowie Fokus auf Schuldenabbau und FCF sowie Details zum Gemeinschaftsunternehmen mit Advent in den letzten drei Absätzen)

KÖLN (dpa-AFX) - Der Chemiekonzern Lanxess wird nach einem Gewinnrückgang zum Jahresstart in der Tendenz etwas vorsichtiger für 2023. Der bisher eher vage Gewinnausblick wurde konkretisiert, die Spanne ist aber sehr groß. Die Hoffnung ruht auf dem zweiten Halbjahr. Das wirtschaftliche Umfeld sei weiter von Unsicherheiten durch den Ukraine-Krieg sowie den Lagerabbau durch Kunden geprägt, und positive Effekte durch die Lockerungen der Coronavirus-Politik in China habe es bisher nicht gegeben, teilte das Unternehmen am Mittwoch zur Vorlage der Resultate des ersten Quartals mit.

Bei den Rohstoff- und Energiekosten entspanne sich die Lage zwar, positiv werde das aber erst durchschlagen, nachdem die teuer eingekauften und damit in den Büchern hoch bewerteten Vorräte in den kommenden Monaten abgebaut sein würden, hieß es weiter. Ein Händler sprach in einer ersten Reaktion von Licht und Schatten mit Blick auf den Quartalsbericht.

Die Aktien fielen bis zum Nachmittag um zweieinhalb Prozent auf 34,94 Euro. Damit weiteten sie ihre Jahresverluste auf 7,3 Prozent aus, was einen der hinteren Plätze im Index der mittelgroßen Werte MDax bedeutet.

Angesichts der genannten Unsicherheiten und Belastungen rechnet Lanxess-Chef Matthias Zachert laut Mitteilung mit einem operativen Ergebnis in etwa auf dem Niveau des ersten Jahresviertels, was im Vergleich zum Vorjahreszeitraum einem Rückgang um rund ein Viertel entspräche. Zum Jahresstart bekamen die Kölner, wie die gesamte Branche, vor allen eine schwache Nachfrage etwa der Baubranche sowie einen fortgesetzten Lagerbestandsabbau durch viele Kunden zu spüren, die damit auf eine träge Nachfrage reagierten. Höhere Verkaufspreise infolge gestiegener Rohstoffkosten konnten das nur bedingt auffangen.

In einer Telefonkonferenz mit Analysten betonte Zachert auf Nachfrage, dass die Bestellungen von Kundenseite bislang auch im zweiten Quartal insgesamt immer noch nicht wesentlich schwungvoller seien als im ersten Jahresviertel. So hatten sich viele Unternehmen wegen der globalen Versorgungsengpässe während der Corona-Pandemie die Lager zugestellt, und das kurz bevor sich die Lieferketten zu entspannen begannen und die hohe Inflation die Kauflaune der Menschen zu trüben begann.

Im ersten Quartal hielt das Unternehmen den Umsatz im Jahresvergleich mit 1,9 Milliarden Euro zwar fast konstant, der um Sondereffekte bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sank aber um 28 Prozent auf 189 Millionen Euro - und damit in etwa so stark, wie Analysten es erwartet hatten. Der Überschuss im fortgeführten Geschäft brach um 85 Prozent auf 10 Millionen Euro ein, was auch an Sondereffekten und Abschreibungen lag. Positiv stach laut einem Händler der freie Finanzmittelfluss hervor, der um 264 Millionen auf plus 112 Millionen Euro zulegte.

Mit Blick auf die einzelnen Geschäftsbereiche schwächelte das Segment Specialty Additives rund um Spezialzusätzen etwa für Reifenkautschuk, Kunststoffe und Schmierstoffe vor allem wegen einer niedrigeren Nachfrage aus der Bau- und der Autoindustrie. Die Sparte Advanced Intermediates mit dem Fokus auf Basis- und Feinchemikalien für die Industrie litt insbesondere unter einer Zurückhaltung der Bau- und der Chemieindustrie.

Ein Umsatz- und Gewinnwachstum schaffte nur die Sparte Consumer Protection, die auch Stoffe für Materialschutz- und Konservierungsmittel herstellt. Sie profitierte von der Mitte 2022 abgeschlossenen Übernahme des Microbial-Control-Geschäfts vom US-Duftstoff- und Aromenhersteller IFF und einer guten Agrarchemienachfrage bei der Tochter Saltigo, während Produktionsschwierigkeiten eines Zulieferers auf dem Geschäft mit Aromen, Duftstoffen, Konservierungsmitteln und Produkten für Tiernahrung lasteten.

Erst im zweiten Halbjahr rechnet Zachert mit einer deutlichen Belebung des wirtschaftlichen Umfelds für den gesamten Konzern, hauptsächlich getrieben durch ein stärkeres Wachstum Chinas. Damit stehen die Äußerungen des 55-Jährigen, dessen Vertrag erst tags zuvor beginnend ab April 2024 um fünf Jahre verlängert wurde, im Einklang mit Aussagen anderer Chemiekonzerne wie Evonik und Covestro . Die sehen aktuell auch allenfalls leichte Erholungssignale in einigen Regionen, setzen insgesamt aber auf eine Besserung im zweiten Halbjahr.

Für das Gesamtjahr 2023 peilt Lanxess im Tagesgeschäft einen Gewinn zwischen 850 und 950 Millionen Euro an. Bislang wurde ein operatives Ergebnis auf dem Vorjahresniveau von 930 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Die durchschnittliche Analystenschätzung liegt aktuell bei 915 Millionen Euro.

Im Fokus stehen dieses Jahr aber vor allem der Schuldenabbau und der freie Finanzmittelfluss, wie Zachert in einer Telefonkonferenz mit Analysten sagte. Erst an dritter Stelle stehe der Gewinn.

Beim Schuldenabbau hilft vor allem das Geld, das Lanxess vom Finanzinvestor Advent im Zusammenhang mit der Gründung eines Gemeinschaftsunternehmens für Hochleistungskunststoffe erhalten hat. Die Zahlung von rund 1,3 Milliarden Euro ging, wie bereits bekannt, Ende März ein. Lanxess hält rund 40 Prozent an dem Gemeinschaftsunternehmen, Advent etwa 60 Prozent.

Das Unternehmen mit dem Namen Envalior führt das Geschäft mit Hochleistungskunststoffen für die Auto- und Elektroindustrie von Lanxess mit dem Kunststoffgeschäft Engineering Materials des niederländischen Konzerns Royal DSM zusammen. Lanxess will so die Abhängigkeit von Konjunkturschwankungen senken, da das Geschäftsvolumen mit der Autoindustrie reduziert wird. Gemäß der ursprünglichen Planung kann Lanxess seinen Anteil von rund 40 frühestens nach drei Jahren an Advent weiterreichen./mis/zb/stk/knd/he

LANXESS AG

WKN 547040 ISIN DE0005470405