Anwalt: ChatGPT erfand fĂŒr Antrag ein halbes Dutzend Urteile
NEW YORK (dpa-AFX) - Der Versuch eines Anwalts in New York, den Chatbot ChatGPT bei der Recherche fĂŒr einen Fall zu verwenden, ist auf spektakulĂ€re Weise schiefgegangen. Ein von ihm eingereichter Antrag enthielt Verweise auf FĂ€lle wie "Petersen gegen Iran Air" oder "Martinez gegen Delta Airlines", die frei erfunden waren. Dem Anwalt zufolge wurden die angeblichen Urteile und Aktenzeichen dazu von ChatGPT ausgegeben. Der zustĂ€ndige Richter in dem Fall setzte eine Anhörung fĂŒr Anfang Juni an.
In dem Fall reichte ein Passagier Klage gegen die Fluggesellschaft Avianca ein, weil er von einem Servierwagen am Knie verletzt worden sei. Die Airline beantragte, die Klage abzuweisen. In dem Gegenantrag im MĂ€rz verwies die Anwaltskanzlei des KlĂ€gers auf verschiedene frĂŒhere Entscheidungen. Bei sechs davon konnten die Avianca-AnwĂ€lte jedoch keine Belege fĂŒr deren Existenz finden.
Der KlĂ€geranwalt gab nun in einer Stellungnahme unter Eid an, er habe das Gericht nicht tĂ€uschen wollen, sondern sich nur auf Zusicherungen von ChatGPT verlassen, dass die FĂ€lle authentisch seien. Der Chatbot habe dazu auch Texte angeblicher Urteile ausgegeben, die von seiner Kanzlei dem Gericht im April vorgelegt wurden. Diese Dokumente enthielten ihrerseits auch Verweise auf FĂ€lle, die sich als frei erfunden herausstellten. In den USA gibt es Datenbanken mit Urteilen, mit denen die Angaben von ChatGPT hĂ€tten ĂŒberprĂŒft werden können.
In den vergangenen Monaten sorgten Chatbots wie ChatGPT fĂŒr neuen Hype um Anwendungen auf Basis kĂŒnstlicher Intelligenz. Solche Software wird auf Basis gewaltiger Datenmengen antrainiert und bildet SĂ€tze, indem sie Wort fĂŒr Wort schĂ€tzt, wie sie weitergehen sollten. Experten warnen, dass die Technik durch diese Funktionsweise auch frei erfundene Informationen ausgeben kann, die fĂŒr den Nutzer echt aussehen können. Zugleich wird Anwalt oft als einer der Berufe genannt, die von solcher KI-Technologie besonders stark verĂ€ndert werden könnten, weil sie Informationen schnell auswerten und Texte formulieren kann, die von einem Menschen stammen könnten./so/DP/men